Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zwei- bis dreimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Scouting-Abteilung.
Viele Menschen äußern öffentliche Kritik im Normalfall erst dann, wie sie intern kein Gehör (mehr) finden. Insofern ist es alarmierend, dass VfL-Trainer Dieter Hecking die Pressekonferenz in der vergangenen Woche dazu genutzt hat, um gegen die vereinseigenen Scouts auszuteilen. „Da hätte ich mir mehr Vorarbeit, mehr Input gewünscht. Das ist nicht gut genug gewesen und eine deutliche Kritik von mir“, sagte Hecking. Die Sichtung von potenziellen Neuzugängen würden jetzt seine Co-Trainer übernehmen.
Das Problem ist: Die Scouting-Abteilung wurde zu oft vernachlässigt, auch wenn sie personell unter der Leitung von Sebastian Schindzielorz und Patrick Fabian etwas größer geworden ist. Im Branchenvergleich und für die Bedeutung innerhalb eines Fußballklubs ist sie mit sechs Beschäftigen für den Profibereich (letzte offizielle Angabe von 2024) aber immer noch recht klein – und augenscheinlich auch qualitativ nicht durchgängig gut besetzt. Chefscout Carsten Schüpmann-Haase sollte im Herbst eigentlich schon abgesetzt werden, blieb plötzlich aber doch im Amt.
Nun rächt es sich auch, dass Sportchef Dirk Dufner erst Ende März verpflichtet wurde. Denn die Transfervorbereitung beginnt schon deutlich früher. Selbst sofortige Veränderungen in der Scouting-Abteilung würden sich erst bei der Kaderplanung für die darauffolgende Saison bemerkbar machen. Denn Live-Sichtungen, auf die Dufner großen Wert legt, sind jetzt nicht mehr möglich.
Aber gehen wir noch einmal einen Schritt zurück. Manchmal hilft es, sich in Erinnerung zu rufen, worauf es im Fußball ankommt: auf gute Fußballer. Sie zu finden, ist somit die alles entscheidende Aufgabe. Dafür braucht es die bestmöglichen Scouts, deren Anstellung sich bei passenden Transfers und irgendwann folgenden Transfererlösen locker refinanziert. Zumal: In fast allen Abteilungen ist der VfL in den zurückliegenden Bundesliga-Jahren massiv gewachsen. Im Medienbereich wurden beispielsweise allein im vergangenen Jahr drei zusätzliche Stellen geschaffen. Nichts gegen diese Mitarbeiter, beim VfL dreht niemand Däumchen. Aber die Frage muss erlaubt sein, ob es nicht zunächst dringlichere Baustellen gegeben hätte. Vor allem im Scouting.
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(Foto: Imago / Sven Simon)