Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Dreimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Lehren aus der Corona-Pandemie.
Neulich auf dem Weg zum Stadion fühlte ich mich wie ein Atheist in der Kirche. In der Bahn war ich der Einzige mit einer Maske im Gesicht. Viele Menschen in einem geschlossenen Raum – gerade im Winter ist das die beste Gelegenheit, krank zu werden. Zugegeben: Abseits von öffentlichen Verkehrsmitteln mache ich das auch nicht mehr. Aber alles, was wir während der Pandemie gelernt haben, zu verdrängen, halte ich für falsch.
Das gilt auch für den Fußball. Heute vor fünf Jahren, am 13. März, sagte die DFL den anstehenden Spieltag kurzfristig ab, darunter das Duell des VfL Bochum gegen Heidenheim. Das neuartige Corona-Virus versetzte nicht nur die Fußballligen, sondern das ganze Land in Angst und Schrecken. Doch war die Reaktion richtig? Eine faire Beurteilung gelingt nur auf Basis des damaligen Wissens. Die Übertragungswege waren noch nicht klar, eine Impfung oder Medikamente gab es nicht. Es war vernünftig, Vorsicht walten zu lassen. Erst später folgten Maßnahmen, die widersinnig waren, etwa, als die Stadien leer bleiben mussten, Kneipen mit Fans aber öffnen durften.
Das Verrückte ist: Der VfL hat von der Pandemie sportlich sogar profitiert. Die Auszeit im Frühjahr 2020, als der Abstieg in die 3. Liga drohte, kam zum richtigen Zeitpunkt. In dieser Phase wuchs ein Team zusammen, dem anschließend der souveräne Klassenerhalt gelang. Dieser war die Grundlage für den Bundesliga-Aufstieg, den der VfL ein Jahr später feierte – leider vor leeren Rängen. Doch die Fans kehrten bald zurück. „Der Fußball wird wieder boomen“, versprach VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig. Er behielt Recht.
Ohnehin hat sich die Fußballwelt nicht verändert. Viele Klubs jammerten und bettelten ihre Fans zu Beginn der Pandemie regelrecht an, weil ihre Budgets trotz jahrelang prosperierender Einnahmen derart auf Kante genäht waren, dass sie ohne Spiele Zahlungsschwierigkeiten hatten. Kaenzig, der den VfL mit Weitsicht und Würde durch die Krise führte, prognostizierte damals, dass „die Summen, die für Spieler gezahlt werden, geringer werden“ und „alles etwas demütiger“ werden würde. Doch ein genereller Lerneffekt ist in der Branche fünf Jahre später nicht zu erkennen. Dabei kommt die nächste Pandemie ganz bestimmt.
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(Foto: Marc Niemeyer)