Debatte

VfL-Kolumne: Wenn Qualität fehlt, braucht es mehr Mentalität

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Mentalität und Qualität.

Nur selten bleiben mir Aussagen von Fußballern so sehr in Erinnerung, dass ich auch Jahre später noch an sie zurückdenken muss. Bei einem Interview von Danilo Soares, das er im April 2022 mit der BILD führte, ist das ausnahmsweise der Fall. Der langjährige Bochumer sagte seinerzeit etwas, was nun in der größten VfL-Krise seit der Bundesliga-Rückkehr passender denn je ist: „Nach dem Aufstieg haben wir erkannt, dass wir fehlende Qualität mit Einsatz ausgleichen müssen. Mit dem ersten Klassenerhalt baut diese Mentalität bei vielen Teams ab. Wir brauchen also ein Team, das über mehr Qualität kommt.“

Doch das ist beim VfL Bochum im vierten Jahr nach dem Aufstieg offenkundig (noch) nicht der Fall. Die zehn Sommerneuzugänge konnten die Lücken, die Leistungsträger wie Kevin Stöger, Keven Schlotterbeck oder Patrick Osterhage hinterlassen haben, bislang nicht schließen. Allerspätestens jetzt, mit der Ankunft von Trainer Dieter Hecking, müssen Dani de Wit, Koji Miyoshi und Co. zeigen, dass sie dem VfL wirklich weiterhelfen können. Erst dann bestätigt sich Heckings These, dass der Bochumer Kader nicht schlechter besetzt sei als fünf, sechs andere in der Liga.  

Generell gilt: Immer da, wo Qualität fehlt, braucht es die richtige Mentalität. Hecking betonte bei seiner Vorstellung, dass die Mannschaft zu einer Einheit zusammenwachsen müsse und die typischen VfL-Tugenden gefragt seien. Selbst Kapitän Anthony Losilla, der sich vor kurzem noch schützend vor seine Teamkollegen stellte, gab Hinweise darauf, dass innerhalb der Kabine noch längst nicht jeder verstanden hat, was in Bochum von jedem Einzelnen erwartet wird. Die Behauptung von Geschäftsführer Ilja Kaenzig, der VfL habe derzeit keine einfache Mannschaft, hat definitiv einen wahren Kern.  

Deshalb ist es wahrscheinlich auch ganz gut, dass mit Dieter Hecking ein Trainer verpflichtet wurde, der auf Disziplin setzt. Bereits an seinem zweiten Trainingstag zeigte er, dass er vor konsequenten Entscheidungen nicht zurückschreckt. Sommerneuzugang Aliou Balde kam (erneut) zu spät zum Training – und wurde von der angesetzten Einheit ausgeschlossen.  


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(Foto: Marc Niemeyer)