Debatte

VfL-Kolumne: Die Führungsriege hätte früher eingreifen müssen

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der erneute Trainerwechsel.

„In ganz Europa kannst du an der Tabelle ablesen, wo Ruhe ist und Kontinuität herrscht.“ Dieser Satz fällt Geschäftsführer Ilja Kaenzig gerade vielleicht auf die Füße, aber er ist zutreffend, denn: Bundesliga-Schlusslicht ist derzeit der VfL Bochum. An der Castroper Straße geht es fast schon ähnlich turbulent zu wie nebenan in Gelsenkirchen.

Nun: Die Trennung von Peter Zeidler war unausweichlich, weil er das Vertrauen vieler Spieler und Mitarbeiter schnell verloren oder nie gewonnen hat. Die Frage aber ist: Was sagt der erneute Trainerwechsel über die Qualität der Personalsuche aus? Hier kommt unter anderem Ex-Sportdirektor Marc Lettau ins Spiel, der immerhin schnell erkannt hat, dass er falsch lag. Zeidlers dogmatische Herangehensweise hätte bekannt sein müssen, ebenso, dass seine Spielidee nicht zur Bochumer Mannschaft passt.

Aber auch andere sitzen bei dieser Fehlentscheidung mit im Boot. Wie kann es sein, dass das Präsidium von all den internen Problemen so wenig mitbekommen hat? Nicht anders ist der späte Trainer-Rauswurf zu erklären. Die operative Gesamtverantwortung liegt zudem bei Ilja Kaenzig. Mindestens zwei Wochen haben sie, hat der ganze Klub verloren. Ernstzunehmende Hinweise zur Trainingsgestaltung, zur Taktik, zu Zeidlers Führungsstil und zu seltsamen Verhaltensweisen gab es schon länger. Einige davon fanden an dieser Stelle bereits Erwähnung. Vielleicht hätten sie noch mehr in die Tiefe gehen müssen, um die Problematik zu verdeutlichen. Nur weil die Mannschaft am Sonntag bei der Krisensitzung quasi blankzog, änderten auch die Befürworter von Zeidler ihre Meinung. Logisch: Die Spieler müssen sich auch selbst hinterfragen und stehen nun in der Pflicht, endlich zu liefern. Aber dass sich die Beziehung zwischen Peter Zeidler und dem VfL zum großen Missverständnis entwickelt, lag nicht an ihnen und war sehr schnell abzusehen.

Aus den Ereignissen müssen die Verantwortlichen lernen. Vor allem für das Präsidium gilt: Es muss seiner Kontrollfunktion nachkommen. Denn wer Kontinuität will, muss zunächst die richtigen Leute auswählen. Ansonsten duelliert sich der VfL bald nicht nur bei den Negativ-Schlagzeilen mit Schalke 04.


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(Foto: Marc Niemeyer)