Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Etwa 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Das Ruhrstadion und seine Zukunft.
Reisen bildet bekanntlich. Auf der Fahrt nach Freiburg habe ich einen Zwischenstopp eingelegt und mir das neue Wildparkstadion angesehen. Zugegeben: Individuelle Baumerkmale habe ich vergeblich gesucht. Aber: Das Stadion war mit mehr als 30.000 Besuchern voll und die Atmosphäre erstligareif.
In der Theorie wäre das Karlsruher Modell vielleicht auch in unserer Stadt vermittelbar. Das Ruhrstadion – an dem ich emotional genauso hänge wie jeder andere Bochumer – würde verschwinden, aber an gleicher Stelle ein zeitgemäßer Neubau entstehen. In der Praxis ist das aus baurechtlichen Gründen aber nicht möglich. Auch ein Ausbau scheitert daran. Also wird das Ruhrstadion ab 2026 lediglich aufgehübscht.
Doch je häufiger ich die modernen Stadien der Republik bereise, desto fragwürdiger wird die Entscheidung für mich. Leider gab es nie eine offene Debatte über die Zukunft der wichtigsten Bochumer Sportstätte. Weder die Klubspitze hatte den Mut, dieses sensible Thema ernsthaft und ergebnisoffen mit Publikumsbeteiligung anzugehen, noch die Politik. Das Ruhrstadion infragezustellen, kann Wählerstimmen kosten.
Was nun geplant ist, bringt den VfL zwar ein bisschen, aber nicht entscheidend weiter. Die Stadt wird einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag in ein Stadion investieren, mit dem der VfL auch anschließend neidisch auf Klubs wie Mainz, Augsburg oder Karlsruhe blicken wird. Praktisch alle Erst-, zahlreiche Zweit- und sogar einige Drittligastadien bieten vor allem für Geschäftskunden weitaus bessere Möglichkeiten – und in den VIP-Bereichen wird bekanntlich das Geld verdient. Auch „normale“ Zuschauerplätze fehlen.
Beide Wege, ob Neubau oder Modernisierung, haben ihre Vorzüge und Nachteile. Es gibt kein richtig oder falsch. Wir sollten nur offen über die Konsequenzen des gewählten Weges sprechen und schauen, ob die Mehrheit wirklich damit leben möchte. Dazu gehört eine ehrliche Kommunikation: Der VfL wird auch nach der Modernisierung in einem schönen, traditionsreichen, aber aus wirtschaftlicher Sicht zweitklassigen Stadion spielen. Und das wird früher oder später Einfluss auf die sportliche Konkurrenzfähigkeit haben.
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(Foto: Marc Niemeyer)