Debatte

VfL-Kolumne: Relegation war mehrfach zu verhindern

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die bevorstehende Relegation.

Wer Anthony Losilla nach dem Spiel in Bremen in die Augen sah, musste aufpassen, die journalistische Distanz nicht zu verlieren. Eigentlich hätte der Kapitän des VfL eine Umarmung gebraucht. Seit zehn Jahren hält er seine Knochen für den Revierklub hin, und in punkto Einstellung war und ist ihm nie etwas vorzuwerfen. Schon die vergangene Saison bezeichnete er als die wahrscheinlich kräftezehrendste seiner Karriere, ohne zu wissen, dass die folgende Spielzeit mindestens genauso an die Substanz geht. 

Der VfL hat den Klassenerhalt vorerst verpasst. Zwei zusätzliche Spiele gegen Fortuna Düsseldorf stehen an. Wer in 180 Minuten mehr Tore schießt, spielt künftig in der Bundesliga, notfalls geht es in die Verlängerung oder gar ins Elfmeterschießen. Nervenkitzel pur. Das Tragische: All das war mehrfach zu verhindern. 

Ja, der VfL steht nun da, wo man ihn vor der Saison angesichts der wirtschaftlichen Möglichkeiten erwarten durfte: auf Platz 16. Das vergessen einige Fans bisweilen. Die Mannschaft hat in den vergangenen zwei Jahren überperformt – in dieser Saison nicht. Emotional ist die Relegationsteilnahme trotzdem kein Gewinn, sondern ein herber Rückschlag, nachdem der VfL vor dem letzten Spieltag noch auf dem 14. Tabellenplatz rangierte.

Vor allem nach den beiden Siegen gegen Hoffenheim und Berlin wähnten sich die Bochumer auf einem guten Weg. Doch weder gegen Leverkusen noch in Bremen gelang es, den letzten fehlenden Punkt einzufahren. Im Grunde hätte der VfL den Klassenerhalt sogar schon viel früher klarmachen können. Insbesondere die vielen späten Gegentreffer schmerzen nun umso mehr. Neun Punkte hat der VfL in den Zusatzminuten hergeschenkt. Und natürlich schubste Union Berlin den VfL am Samstag erst nach Ablauf der 90 Minuten in die Relegation.

Doch weder die Konkurrenz noch die Dortmunder B-Elf oder die Schiedsrichter sind für die Lage des VfL verantwortlich. Wer das schwächste Auswärtsteam der Liga stellt und insgesamt 74 Gegentore kassiert hat – und damit noch mehr als in der vergangenen Saison – muss sich an die eigene Nase fassen. Ändert sich gegen Düsseldorf nichts daran, wird Anthony Losilla am kommenden Montag noch viel mehr als eine tröstende Umarmung benötigen.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.