Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Möglichkeiten auf dem Transfermarkt.
Da ist sie wieder, eine der meistzitiertesten Aussagen der Saison. Schon im vergangenen Sommer sprach VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig davon, dass die Bochumer bei Transfers nun in ein „höheres Regal“ greifen könnten. In einem Interview mit dem Online-Portal Spox, das am Montag veröffentlicht wurde, nutzte er dieselbe Formulierung wieder. Die vergangenen Monate haben gezeigt: Das weckt bei vielen Fans falsche Erwartungen – obwohl die Formulierung inhaltlich nicht falsch ist.
Das Problem ist, dass es Kaenzig anders meint als es bei vielen Fans ankommt. Kaenzig meint damit offensichtlich: Der Spieleretat des VfL ist deutlich gestiegen, der Abstand zu einigen Mitbewerbern wird mit jedem Erstligajahr geringer. Stammspieler aus dem Ausland oder Leistungsträger aus der 2. Liga wechseln an die Castroper Straße, Leihverträge werden weniger, Neuzugänge bringen Spielpraxis mit. Was bei vielen Fans dagegen ankommt: Der VfL kann sich gefragte Bundesliga-Profis leisten, kann Ablösesummen von drei oder vier Millionen Euro stemmen und die meisten Neuzugänge sind auf Anhieb Leistungsträger.
Ohne Branchenkenntnis fällt eine Einschätzung logischerweise schwer, welche Spieler tatsächlich im Bochumer Regalfach liegen. Die Realität aber ist: Sollte der VfL den Klassenerhalt erneut schaffen, dann wird sich an den Möglichkeiten auf dem Transfermarkt immer noch nichts Entscheidendes ändern, auch wenn der Spielraum durch zu erwartende Ablösesummen weiter steigen würde. Als Faustregel gilt: Sobald ein anderer Bundesligist ins Wettbieten um einen Spieler einsteigt, sinken die Chancen, diesen Spieler nach Bochum zu locken, oft rapide. Denn die allermeisten Profis schauen zunächst einmal auf die Zahlen in ihrem Vertrag. Und da stechen Augsburg, Mainz oder Berlin den VfL im Normalfall aus, weil sie schon länger etablierte Mitglieder der Bundesliga sind.
Darum ist genau das notwendig, was Ilja Kaenzig seit Jahren predigt: Der VfL muss die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro knacken, um dauerhaft konkurrenzfähig zu sein. Wahrscheinlich wäre es bis dahin besser, bei Transfers nicht mehr vom Griff ins „höhere Regal“ zu sprechen. Einfach deshalb, weil es falsche Erwartungen weckt.
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(Foto: Imago / Team 2)