Debatte

Kolumne: Auch ohne Investor wird sich die Liga verändern

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der gestoppte Investoreneinstieg.

Ilja Kaenzig hat es in der vergangenen Woche treffend formuliert. Die DFL-Idee, die Bundesliga mit Investorengeld zukunftsfähig aufzustellen, habe „kulturell“ nicht gepasst. Noch nie zuvor waren die Fanproteste in den Stadien so heftig und so wirkungsvoll.

Der Profifußball lebt von der Hingabe seiner Fans. Ohne sie würde nur noch das reine Spiel bleiben. Keine Ticketeinnahmen. Keine Sponsoren. Keine TV-Gelder. Die Fans sind die mächtigste Gruppe in diesem Geschäft. Viele Entwicklungen auf dem Weg der Kommerzialisierung haben sie zähneknirschend mitgetragen. Den geplanten Investoreneinstieg und den möglichen Bruch der 50+1-Regel bei der entscheidenden Abstimmung wollten sie nicht akzeptieren.

Der Wunsch nach Wachstum bleibt bei den Klubs natürlich bestehen. Über eine Streamingplattform und Auslandsreisen möchten sie die Einnahmen steigern. Doch dafür braucht es gewissermaßen Startkapital. Nur welche Geldquellen soll die DFL jetzt anzapfen? Sich mit Krediten verschulden? Oder den Klubs Teile ihrer TV-Einnahmen nehmen? Die Folge wären Wettbewerbsprobleme auf dem globalisierten Transfermarkt – oder etwa steigende Ticketpreise, um die Verluste auszugleichen. Denn schon jetzt sind die Budgets vielerorts extrem auf Kante genäht.

Von außen betrachtet sind das Luxusprobleme. Es ist ja nicht so, dass es im Fußball an Geld fehlen würde. Es fließt nur mehrheitlich in immer höhere Spielergehälter oder Beraterhonorare, um mit anderen Ligen und Ländern mithalten zu können. Weniger mit England, das Mutterland des Fußballs ist ohnehin enteilt. Sondern mit Spanien, Italien oder Frankreich.

Die Grundsatzfrage lautet: Welchen Fußball möchte die Mehrheit der Fans? Option eins: Die Liga soll international wettbewerbsfähig bleiben. Dann braucht es eine Strategie zur Gewinnmaximierung, inklusive unpopulärer Finanzierungswege. Option zwei: Ein Ende der fortschreitenden Kommerzialisierung, gleichbedeutend mit einem Verlust guter Spieler. Klar ist: Wer glaubt, mit dem geplatzten Investoreneinstieg würde alles so bleiben wie es ist, der irrt. Der Streit um die Zukunft der Bundesliga hat gerade erst begonnen.


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(Foto: Imago / osnapix)