2:0-Sieg in Köln

Bochum kann auch auswärts: Wenn Männer Emotionen zeigen

Auch Männer zeigen manchmal Emotionen – selbst wenn es nur beim Fußball ist. Bei Manuel Riemann kullerten nach dem 2:0-Auswärtssieg im Köln ein paar Tränen, als er gemeinsam mit Anthony Losilla vor dem feiernden Gästeblock stand. All das, was auf den Torhüter nach der Derbyniederlage gegen Schalke eingeprasselt war, hat offensichtlich Spuren hinterlassen. Riemann nahm sich die Kritik, die teils sachlich, mitunter aber auch sehr persönlich war, offenbar zu Herzen – und gab die Antwort auf dem Platz. Seine Leistung: Tadellos. Er war zur Stelle, als er gebraucht wurde, und hielt zum dritten Mal in dieser Saison die Null fest. Was auffiel: Verbal hielt sich der Schlussmann weitgehend zurück, wirkte sehr fokussiert und schenkte seinen Mitspielern das notwendige Vertrauen. Wobei es in den 90 Minuten auch wenig Anlass gab, sie zu kritisieren oder korrigieren.

Stöger verwandelt Elfmeter

Denn der VfL verdiente sich seinen zweiten Auswärtssieg der Saison mit leidenschaftlicher Abwehrarbeit und einer echten Teamleistung. „Wir hatten Spaß daran, unser Tor zu verteidigen“, stellte Trainer Thomas Letsch fest. „Jeder hat sich reingehauen, jeder ist für den anderen gelaufen. Einige Spieler bluten, andere werden Wehwehchen haben. Heute haben wir den VfL gesehen, wie er spielen muss“, ergänzte Kevin Stöger, der seine Mannschaft früh mit einem schwach getretenen, aber verwandelten Elfmeter auf die Siegerstraße brachte. Christopher Antwi-Adjei hatte zuvor den ersten Strafstoß der Saison herausgeholt. Auch das Matchglück war an diesem Freitag aufseiten der Bochumer, die über Nacht vom letzten auf den 14. Tabellenplatz geklettert sind. „Das zeigt, wie eng es da unten zugeht“, stellte Stöger richtigerweise fest. Gewonnen ist noch nichts – verloren aber eben auch nicht.  

Antwort auf die Derbypleite

Neben drei wichtigen Punkten im Kampf gegen Abstieg tankte der VfL vor allem auch neues Selbstvertrauen. Nach vier Niederlagen in Folge und zwei sehr enttäuschenden Leistungen war die Mannschaft gefordert, der Druck immens. Doch sie lieferte, zwar kein spielerisches Glanzstück, aber belohnte sich mit drei Punkten. „Wir haben heute gezeigt, dass wir für den Abstiegskampf bereit sind“, sagte Thomas Letsch, ohne zu verraten, an welchen Stellschrauben er nach der Derbypleite gedreht hat. Klar ist nur: Es gab viele Gespräche und Trainingseinheiten hinter verschlossenen Türen. Zumindest personell wurden drei Veränderungen sichtbar: Kapitän Antony Losilla kehrte zurück, ebenso wie Abwehrturm Ivan Ordets. Außerdem verteidigte Konstantions Stafylidis auf der rechten Abwehrseite. Alle drei stabilisierten das Team und machten es auch ihren Nebenleuten leichter.

5.000 glückliche VfL-Fans

Bestes Beispiel: Weil Danilo Soares zur Halbzeit über Unwohlsein klagte, musste Dominique Heintz nach längerer Pause auf der ungewohnten Linksverteidigerposition spielen. Doch der Ex-Kölner löste die Aufgabe mit Bravour. Und gefährdet war der Auswärtssieg spätestens mit dem 2:0 durch Erhan Masovic eine Viertelstunde vor Schluss auch nicht mehr. Ab diesem Zeitpunkt waren in Köln-Müngersdorf nur noch die knapp 5.000 VfL-Fans zu hören, die für ihre Kosten und Mühen endlich mal wieder belohnt wurden. Dass auch die eigentlich kurze Anreise mit Problemen verbunden sein kann, musste sogar die Mannschaft erfahren. Sie steckte vor dem Stadion im Stau fest. Die Aufwärmphase bei einsetzendem Schneefall begann etwas später, es gab sogar Überlegungen, den Anpfiff nach hinten zu verschieben. Doch dann lief alles nach Plan – was die Leistung auf dem Rasen mit einschloss.

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(Foto: Marc Niemeyer)