0:3 in München

Besser als befürchtet: VfL-Fans feiern trotz Niederlage

Wären die allermeisten Fans des VfL Bochum nicht von Grund auf optimistisch, dann wären sie die lange Auswärtsreise nach München wahrscheinlich gar nicht angetreten. Diese Feststellung ist zum einen der enttäuschenden Auswärtsbilanz in dieser Saison geschuldet. Nur ein Spiel hat der VfL bislang gewonnen. Zum anderen ist es die Übermacht des FC Bayern, die der VfL allein in den letzten anderthalb Jahren mit zwei 0:7-Niederlagen zu spüren bekam. Landauf, landab erklären Trainer deshalb Woche für Woche, dass der Rekordmeister nur dann zu schlagen sei, wenn die eigene Mannschaft die bestmögliche Leistung abruft. Und die Bayern nicht ihren besten Tag erwischen.

Janko mit dem großen Fehler

Genau diesen Tag zu erleben, den erst zweiten Sieg in München in der Vereinsgeschichte, hat viele Bochumer angetrieben, auch wenn sie im Vorfeld des Spiels nur noch über die Höhe der Niederlage diskutierten. Das wollte Thomas Letsch selbstverständlich nicht hören und sah sich 41 Minuten lang auch bestätigt. Dann aber verlor auch der sonst so ruhige Cheftrainer kurz die Fassung. Ein simpler Rückpass von Saidy Janko zu Torhüter Manuel Riemann war zu kurz geraten, Thomas Müller ging dazwischen und erzielte den Führungstreffer. „Individuelle Fehler ziehen sich leider durch unsere Saison“, stellte Letsch nach der Partie fest und nahm Janko direkt in Schutz: „Diese Fehler passieren im Grunde fast allen von uns.“ Die Liste ist lang, und erst neulich gegen Dortmund und Mainz länger geworden. 

Das Problem: „Erklären kann ich diese Fehler nicht, und abstellen kann ich sie auch nicht – anders als bei taktischen Problemen“, gab Letsch offen zu, und sah kurz zu den Bayern herüber: „Die machen solche Fehler nicht oder extrem selten. Das ist der Unterschied.“ Bei seiner Spielanalyse wollte sich Letsch aber nicht nur auf einen gravierenden Fehler konzentrieren. Mit etwas zeitlichem Abstand zum Schlusspfiff betonte er, dass seine Mannschaft 60 Minuten lang eine mehr als ordentliche, für Bochumer Verhältnisse sogar wirklich gute Leistung gezeigt hat. „Unser Plan ging voll auf. Wir haben in der ersten Halbzeit kaum Torchancen zugelassen und den Bayern die Spielfreude genommen.“ Einziges Manko: Die wenigen Konterchancen, die sich boten, vergaben die Bochumer leichtfertig und überhastet.

Doch auch nach dem ärgerlichen 0:1 glaubte der VfL an seine Chance und spielte nur drei Tage nach dem Pokalaus gegen Dortmund viel besser als befürchtet. „In der Viertelstunde nach der Pause war Bochum besser, da hätten sie den Ausgleich schießen können“, musste auch Julian Nagelsmann zugeben. Dann aber schlugen die Bayern selbst zweimal zu, auch weil der VfL in Person von Janko den bereits zwölften Elfmeter in dieser Saison verursachte. „Vielleicht hätten wir heute etwas mitnehmen können“, dachte Simon Zoller laut nach. Wobei fraglich ist, ob die Bayern mit zunehmender Spieldauer nicht doch noch aufgedreht hätten, auch wenn das Champions-League-Duell gegen Paris wohl schon in den Köpfen war. Doch das ist Spekulation, und die meisten Fans werden das Spiel trotzdem in guter Erinnerung behalten. Generell werden die Auswärtsspiele des VfL in der Bundesliga ja zelebriert, in München aber noch mehr.

50 Jahre Fanfreundschaft

Viele Fans verbrachten das ganze Wochenende in der Landeshaupstadt, überall waren Fans mit Schal oder Trikot zu entdecken. Und auch im Stadion herrschte eine besondere Atmosphäre. Beide Fanlager feierten die seit 50 Jahren bestehende Fanfreundschaft; erst mit einer gemeinsamen Choreo im Heim- und Gästebereich, dann mit einem Wechselgesang, und weit nach Abpfiff mit einem Besuch der Bayern-Fans im Gästeblock. Einige hundert Schlachtenbummler nahmen für das Spiel sogar ganz besondere Strapazen in Kauf. Der eingesetzte Sonderzug verließ das Ruhrgebiet in der Nacht mit großer Verspätung, stundenlang standen die Fans in der Kälte und hatten Glück, überhaupt rechtzeitig zum Anpfiff in München anzukommen. Die Ursache: Wohl ein individueller Fehler bei der Bahn.

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(Foto: Firo Sportphoto)