0:0 in Karlsruhe

VfL schlafmützig: Riemann wütet und weckt das Team

Nach 20 Minuten platzte Manuel Riemann der Kragen. Seine Mitspieler kamen nicht in die Zweikämpfe, sie spielten Fehlpass um Fehlpass, hatten keine Lufthoheit und hielten die Abstandsregel auch auf dem Fußballfeld ein. Der VfL verschlief die Anfangsphase beim 0:0 in Karlsruhe komplett. „Männer, wacht endlich auf“, brüllte Bochums Torhüter schließlich durch den Wildpark. Das Stadion blieb aus bekannten Gründen leer, jedes Wort war zu hören. Und Riemanns Aufforderung zeigte Wirkung. Der VfL berappelte sich, nachdem der KSC die Partie zunächst dominierte und die Führung nur knapp verpasste.

Bochum zu nachlässig

Dass der Keeper überhaupt so laut werden musste, ist auf Bochumer Seite das wohl größte Ärgernis zu Beginn der Englischen Woche. Trainer Thomas Reis hatte im Vorfeld extra betont, dass es keine Schlafmützigkeit und keine Nachlässigkeiten geben dürfe. Er kennt sein Team mittlerweile gut genug und ahnte wohl schon, dass einige Spieler nach dem 3:0 gegen Heidenheim wieder einmal zur schnellen Selbstzufriedenheit neigen könnten. Schon oft folgte in dieser Saison auf ein ordentliches Spiel ein schwächeres, noch nie schaffte der VfL zwei Siege in Folge. Dabei blieb es auch an diesem Sonntag. Immerhin: Mit der Punkteteilung hält der VfL den KSC in der Tabelle vorerst auf Abstand.

Zu einem Befreiungsschlag reichte es auch deshalb nicht, weil Stützen wie Anthony Losilla oder Maxim Leitsch nicht ihren besten Tag erwischten, und Offensivkräfte wie Robert Zulj und Silvere Ganvoula es zunächst mit angezogener Handbremse versuchten. Erst nach einer halben Stunde präsentierte sich der VfL ebenbürtig mit den Gastgebern. Thomas Reis hatte sogar erstaunlich früh gewechselt. Der zuletzt starke, in Karlsruhe aber komplett untergetauchte Jordi Osei-Tutu musste noch in der ersten Halbzeit das Spielfeld räumen, für ihn kam Milos Pantovic in die Partie. Linksverteidiger Danilo Soares setzte mit einem Lattenkracher noch vor der Pause ein erstes Zeichen – der VfL war tatsächlich im Wildpark angekommen. Trotzdem war der Zwischenstand aus Bochumer Sicht eher glücklich.

Mittwoch gegen Kiel

Doch nach einer Kabinenpredigt und dem Seitenwechsel zeigten die Bochumer plötzlich ihren Siegeswillen, zumindest für einige Zeit, ehe es am Ende auf ein gerechtes Unentschieden hinauslief. Silvere Ganvoula scheiterte gleich zweimal am starken Karlsruher Schlussmann, auch Simon Zoller vergab eine gute Chance. Der Angreifer hatte später noch mehr Pech, er musste angeschlagen ausgewechselt werden. Eine Diagnose steht noch aus, sein Einsatz am Mittwoch gegen Holstein Kiel könnte aber gefährdet sein. Dann nämlich geht für den VfL die Mission Klassenerhalt schon weiter. In der kurzen Pause wird Thomas Reis wohl noch einige mahnende Worte an die Mannschaft richten und hoffen, dass sie nicht wirkungslos verhallen.

(Foto: GES Pool / Pressefoto Eibner)