Fußball & Business

Mit Ono und Asano: VfL nimmt japanischen Markt ins Visier

Wenn sich die Vermarktungsabteilung des VfL in den kommenden Wochen eine Vertragsverlängerung mit einem Spieler wünschen dürfte, dann fiele die Wahl wahrscheinlich auf Takuma Asano. Der japanische Nationalspieler ist nicht nur bei den Fans in Bochum sehr beliebt, sondern auch und ganz besonders in seiner Heimat.

Umso passender, dass der VfL und die DFL Japan als Zielmarkt definiert haben. Das Land mit seinen mehr als 125 Millionen Einwohnern biete die Chance, „gemeinsam mit der Liga zu wachsen“, sagt Tim Jost, Direktor für Marketing und Vertrieb beim VfL Bochum und zugleich Mitglied der Geschäftsleitung. Nicht nur der VfL, auch die DFL strebt eine Erschließung neuer Märkte an, um die Erträge zu steigern. Die Klubs sind dazu verpflichtet, ihren Beitrag zu leisten. „In Japan haben wir mit einer transparenten Darstellung unseres Ansatzes eine größere Chance als in anderen Ländern, in denen sich zudem deutlich mehr Konkurrenten bewegen“, erklärt Jost.

Dass mit Takuma Asano ein japanischer Nationalspieler und WM-Held aktuell das Trikot des VfL Bochum trägt, sei dabei natürlich hilfreich. „Die Relevanz unseres Klubs wird durch Takuma Asano auf ein anderes Level gehoben. Ohne ihn könnten wir uns dort auch behaupten, aber es wäre sicher etwas schwieriger“, gibt Jost unumwunden zu. Ein weiterer Vorteil: „Er ist ja nicht der erste Japaner bei uns.“ Auch der in Japan überaus beliebte und bekannte Shinji Ono, Takashi Inui oder Yusuke Tasaka haben bereits zur Bekanntheit des VfL in Fernost beigetragen. Im Jahr 2008 waren die Bochumer sogar mit Ono und der damaligen Mannschaft für einige Tage in Yokohama. Ono soll seinen Ex-Klub in Zukunft als Markenbotschafter in Japan unterstützen.

Fußballschule in Tokio

Denn der VfL möchte das Interesse an seiner Marke weiter ausbauen. Deshalb sind Tim Jost und sein Kollege Andreas Kluy im November für anderthalb Wochen nach Tokio, Osaka, Tsukuba und Shizuoka gereist. Dort haben sie sich mit Vertretern von Politik und Wirtschaft genauso wie mit Professoren und potenziellen Businesspartnern getroffen. „Wir waren auch bei der Außenhandelskammer, in der deutschen Botschaft und beim TV-Partner der Bundesliga“, berichtet Jost, der seit Anfang 2023 für den VfL Bochum arbeitet und zuvor in einer ähnlichen Position für Holstein Kiel tätig war. „Wir haben auf unserer Reise viele neue Eindrücke und Erfahrungen gesammelt, eine andere Kultur und einen anderen Businessalltag kennengelernt. Genau darum ging es uns. Wir möchten und müssen den Markt verstehen, bevor wir dort aktiv werden.“ Knapp 40 Termine hat die kleine Delegation aus Bochum in gut zehn Tagen abgearbeitet.


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Dabei haben Jost und Kluy Potenziale in verschiedenen Bereichen erkannt. So plant der VfL schon in absehbarer Zeit, einmal pro Woche eine Fußballschule in Tokio anzubieten, perspektivisch auch in Tsukuba, der Partnerstadt von Bochum. „Überall dort wollen wir VfL-Inhalte vermitteln, um authentisch zu sein“, betont Jost. Ein Übungsleiter aus Bochum soll den Anfang machen. Er soll die Übungseinheiten leiten und weitere Trainer vor Ort ausbildet. Zugleich möchte der VfL die Kontakte nutzen und talentierten Fußballern im besten Fall den Weg in die Bochumer Nachwuchsmannschaften ermöglichen.

Ausrüster aus Japan

Auch abseits des Sportlichen sieht der VfL Bochum zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten im Land der aufgehenden Sonne. „Sport, Bildung und Business – das sind unsere Schwerpunkte vor Ort“, fasst Jost die Strategie des Klubs zusammen. Bei seiner Reise im November standen bereits Gespräche mit interessierten Unternehmen auf dem Programm, mit denen der VfL ins Geschäft kommen könnte. Neuland würden die Bochumer damit aber nicht betreten. Mit einem japanischen Konzern gibt es schon eine Zusammenarbeit: Ausrüster Mizuno hat seinen Hauptsitz in Osaka. „Es gibt bereits zahlreiche Verbindungen nach Japan“, weiß Tim Jost, der auch die Universität in Tsukuba besucht hat. Die wiederum arbeitet eng mit der Bochumer Ruhr-Universität zusammen. Auch diese Kontakte möchte der VfL in seinem Interesse nutzen.

Nicht zuletzt sollen die Fußballliebhaber rund um Tokio auch stets über die Entwicklungen an der Castroper Straße informiert bleiben. Der VfL plant deshalb den Aufbau von Social-Media-Kanälen in japanischer Sprache, vorrangig über Instagram und die Plattform X (ehemals Twitter). Neben Takuma Asano kann dabei noch ein weiterer Bochumer ein Türöffner sein. Auch Maskottchen Bobbi Bolzer erfreute sich bei der Delegationsreise besonderer Beliebtheit. Im Land der Animes gar nicht so verwunderlich. 

Dieser Text ist zuerst im VfL-Heft des Bochumer 3Satz-Verlags erschienen. Auf mehr als 100 Seiten bietet das Magazin ausführliche Interviews, viele Porträts und interessante Hintergrundgeschichten. Gedruckte Exemplare sind kostenlos an vielen Stellen im Bochumer Stadtgebiet oder direkt beim 3Satz-Verlag (Alte Hattinger Str. 29) zu bekommen. Nachfolgend steht das Magazin auch als PDF-Download bereit.