Dieser Bericht ist ein Gastbeitrag von Matthias Langrock, der für die Ruhr Nachrichten aus dem Bochumer Trainingslager in Gais berichtet hat.
Was so ein 60-Minuten-Testspiel doch bewirken kann. Wäre das Trainingslager des VfL Bochum in Südtirol am Samstag um 18.15 Uhr beendet gewesen, hätten die allermeisten Verantwortlichen und Spieler sich enttäuscht geäußert über die vorigen sechs Tage. Doch dann folgte in Bozen der Test gegen den FC Bologna – und plötzlich lieferte die Mannschaft: Mit 4:0 wurde der italienische Champions-League-Verein nach 60 Spielminuten nach Hause geschickt. Zwei Tore erzielte Moritz Broschinski, je eines die Neuzugänge Dani de Wit und Ibrahima Sissoko. Trainer Peter Zeidler merkte man die Erleichterung an: „Wir haben so ein Spiel gebraucht. Ein hervorragender Abschluss des Trainingslagers“, sagte er nach dem Schlusspfiff und freute sich vor allem, dass die Mannschaft gemerkt habe, dass sein neues, laufintensives System funktioniert. Da geriet fast in Vergessenheit, dass die Bilanz der Woche in Gais vorher mau ausgefallen war.
Zwei Niederlagen, ein Sieg
Am Dienstag bei der 1:3-Niederlage gegen den italienischen Zweitligisten La Spezia enttäuschte die Mannschaft über weite Strecken. Und bei dem Blitzturnier am Samstag in Bozen zeigte die B-Mannschaft gegen Zweitligist FC Südtirol zwar eine ordentliche Leistung, verlor aber 0:2, weil sie vor dem Tor völlig harmlos blieb, während der Gegner aus zwei Torschüssen zwei Tore machte. Wie hoch der sportliche Wert der Tests ist, lässt sich schwer sagen, fehlten doch beim VfL am Samstag der offenbar leicht verletzte Verteidiger Bernardo, der offenbar vor einem Wechsel zu Union Berlin steht, sowie Stürmer Philipp Hofmann, der zu Hause auf die Geburt seines zweiten Kindes wartete.
Auch abseits des Platzes erfüllte das Trainingslager nicht alle Hoffnungen. Zwar gelang die Verpflichtung von Torwart Timo Horn, der am Samstag im Spiel gegen Südtirol sein VfL-Debüt gab. Am Sonntag reisten die Bochumer aber ohne weitere ersehnte Verstärkungen nach Hause. Knapp zwei Wochen vorm ersten DFB-Pokalspiel in Regensburg sucht Sportdirektor Marc Lettau noch drei neue Spieler, für Verteidigung, Mittelfeld und Sturm. „Wir haben einen Lizenzetat, der das möglich machen würde“, erklärte Lettau am Samstag, stellte allerdings auch fest, der Transfermarkt habe „noch keine Fahrt aufgenommen“. Zudem seien die Anforderungen des VfL an die Qualität neuer Spieler „sehr hoch“. Gut möglich allerdings, dass vor dem nächsten Zugang erst einmal die Liste der Abgänge länger wird: Neben einem Angebot für Bernardo, das Lettau bestätigte, gibt es auch Anfragen für Jordi-Osei-Tutu.
Ganz viel Fannähe
Definitiv als großen Erfolg werteten die mitgereisten Fans die Woche in Gais. Höhepunkt war der Fanabend am Freitag, bei dem sich der Verein von seiner besten Seite zeigte: Nicht weniger als zwölf Spieler und viele Funktionäre gesellten sich stundenlang zu den Hunderten Fans, unterhielten sich, gaben Autogramme, ließen sich fotografieren – und mehrere Profis spielten sogar mit den Kindern und Jugendlichen Fußball. „Das gibt es nur bei diesem Verein“, war ein Spruch, den man mehr als einmal während des Abends hörte.
(Fotos: Privat / Doll, Hein)