Egoismus hat im Fußball noch nie geholfen. Als Silvere Ganvoula in der Schlussphase auf das Tor der Darmstädter zulief, hatte er den möglichen Siegtreffer auf dem Fuß. Doch Bochums Angreifer traf zum wiederholten Mal die falsche Entscheidung. Statt den mitgelaufenen und freistehenden Simon Zoller zu bedienen, probierte es Ganvoula auf eigene Faust. Er dribbelte sich fest und nutzte die Überzahlsituation nicht aus. Die letzte von nur wenigen Bochumer Chancen war vergeben, das 0:0 blieb als gerechtes Ergebnis bestehen.
Debüt in der Abwehr
Ein Tor hatte diese Partie eigentlich auch gar nicht verdient gehabt. „Von einem fußballerischen Schmankerl waren wir ein Stück entfernt“, wird Trainer Thomas Reis auf der Vereinshomepage zitiert – eine passende und noch vorsichtige Formulierung. Das lag auch daran, dass sich der VfL nach dem 4:4 in der Vorwoche mehr denn je auf die Defensivarbeit konzentriert hat. Mit Neuzugang Vasilios Lampropoulos in der Abwehr, der den erkrankten Saulo Decarli bravourös vertrat, ließen die Bochumer kaum etwas zu, verteidigten konzentriert und energisch. Lediglich bei Standardsituationen spielten die Gastgeber ihre Größenvorteile aus. Aus dem Spiel heraus gelang den „Lilien“ nur wenig.
Das galt für den VfL allerdings auch, der im eigenen Ballbesitz überfordert wirkte. Klare Laufwege und eine durchdachte Spielidee waren nicht zu erkennen. Die Hoffnung, dass Top-Scorer Danny Blum erneut seine individuelle Qualität ausspielen würde, zerschlug sich schnell. In der Anfangsphase vergab er eine Großchance, blieb danach eher unauffällig und musste im zweiten Durchgang verletzt ausgewechselt werden. Auf weitere Veränderungen verzichtete Trainer Thomas Reis. Offensichtlich war er mit dem Auftritt und der Punkteteilung zufrieden. Über falsche Impulse von der Bank war zuletzt intensiv diskutiert worden, dieses Mal griff der Fußballlehrer gar nicht erst ein.
Eng im Tabellenkeller
So sehr der VfL den Punkt in Darmstadt auch verdient hat, in der Tabelle kommt er damit nicht vom Fleck. Schlimmer noch: Die Zeit, sich mit Siegen aus dem Tabellenkeller zu befreien, wird weniger. Und: Nach dem Sieg von Wehen Wiesbaden am Freitag in Osnabrück ist ein weiterer Verfolger näher an den Revierklub herangerückt. Dynamo Dresden hat am Sonntag die Chance, ebenfalls dreifach zu punkten. Kapitän Anthony Losilla beschwichtigt: „In unserer Situation ist jeder Punkt wichtig. Wenn wir unseren Job gut machen und so stabil wie heute stehen, dann mache ich mir keine Sorgen, dass wir unsere Zähler für den Klassenerhalt noch holen werden.“
(Foto: Pressefoto Eibner)