Gerüchteküche

VfL-Glosse: Leitsch reitet auf dem Fohlen davon

„Tief im Westen“, das sind nicht nur die ersten Worte der berühmten Bochum-Hymne von Herbert Grönemeyer. Nein, es war auch der Nickname eines unvergessenen Insiders, als es das alte westline-Forum noch gab. Es war Sommer 2014, und die Bochumer Öffentlichkeit war bestens darüber informiert, was im Stadioncenter hinter verschlossenen Türen besprochen wurde. Immer kurz vor der Bekanntgabe eines Transfers schlug ein Nutzer des Forums einen neuen Spielernamen vor, über dessen Verpflichtung die Verantwortlichen „ja mal nachdenken könnten“. Meist am nächsten Tag präsentierte der VfL genau diesen Spieler als Neuzugang.

Es kann kein Zufall sein, dass diese Seite, auf der ihr euch gerade befindet, auch „Tief im Westen“ heißt. Oder doch? Ich möchte euch nicht zu sehr verwirren. Denn das machen schon andere. Aktuell vergeht kaum eine Woche, in der der VfL Bochum nicht mit irgendeinem Jahrhunderttalent aus einem fernen Land oder einem Leistungsträger eines Champions-League-Teilnehmers in Verbindung gebracht wird. Blöd nur, dass Sebastian Schindzielorz neulich erzählte, dass er so manchen Spielernamen erstmal selbst googeln müsse. Ohnehin deuten viele Meldungen darauf hin, dass der Einstieg eines Investors aus Dubai unmittelbar bevorsteht und sein Geld sofort in Ablösesummen investiert wird.

Leitsch nach Mönchengladbach?

Über mögliche Abgänge wird natürlich auch spekuliert. Aktuell im Fokus: Innenverteidiger Maxim Leitsch. Weil das Bochumer Eigengewächs das Testspiel am Mittwoch gegen Bonn verpasste, setzte ein User noch während der Partie das Gerücht in die Welt, Leitsch würde zu Borussia Mönchengladbach wechseln. Auf Instagram und Twitter, in Gruppen und Foren, selbst unter den Facebook-Posts des Vereins gab es auch am Tag danach kaum ein anderes Thema. Dass Cheftrainer Thomas Reis nach der Partie bereits die Auflösung lieferte – Leitsch habe im Training einen Schlag aufs Knie bekommen und fehlte deshalb verletzt – interessierte dagegen nur wenige.

„Ich glaube, das stimmt“, schreibt zum Beispiel Justin auf Facebook zu den Wechselgerüchten, „auf Trainingsbildern ist er auch nicht mehr zu sehen“, weiß Detektiv Wojtek aus der Zweitligastadt Gelsenkirchen. Beide philosophieren schließlich über Sinn und Widersinn dieses Wechsels, auch über das mögliche Gehalt am Niederrhein. Tanja wittert sogar eine konzertierte Aktion zwischen Trainer und Presse, sprich: Die Aussage von Thomas Reis sei frei erfunden, um vom Wechsel abzulenken. „Er soll schon zum Medizincheck in Gladbach sein“, konkretisiert Insider Sascha, der in seinem Profil auch Corona-Verschwörungsmythen teilt. Fragt sich nur, wer hier wirklich zum Medizincheck muss.

Erinnerungen ans Vorjahr

Doch zurück zum Thema: Nein, Maxim Leitsch reitet noch nicht auf dem Fohlen davon. Klar, irgendwann wird er den VfL verlassen, das ist ziemlich logisch und wahrscheinlich. Aber konkrete Anzeichen für einen Wechsel in diesen Tagen gibt es keine. Ohnehin erinnert diese Geschichte irgendwie an das, was im letzten Jahr passierte. Als Danilo Soares angeblich in einer Gelsenkirchener Bäckerei gesichtet wurde und deshalb mit Schalke 04 in Verbindung gebracht wurde. In Wirklichkeit trank er seinen Kaffee aber in Bochum-Grumme, bevor er zum Stadion düste und einen neuen Vierjahresvertrag unterschrieb. Wäre doch nett, wenn das bei Maxim Leitsch auch passieren würde.

(Foto: Imago / RHR-Foto)