Die Suche endete erfolglos. Auch bei näherer Betrachtung ließ sich keine Szene mehr finden. Tatsächlich kreierte der VfL Bochum am Dienstagabend in Bielefeld nicht ein einziges Mal echte Torgefahr – und blieb damit im wahrsten Sinne des Wortes chancenlos. Die Harmlosigkeit in der Offensive war am Ende auch der Hauptgrund dafür, weshalb das Fußballjahr 2020 mit einer 0:2-Niederlage begann.
Defensiv stabiler, offensiv harmlos
Nicht erst seit diesem Spiel ist klar: Der VfL ist akut abstiegsgefährdet. Wer in der Winterpause an ein Wunder geglaubt hat, daran, dass verborgene Qualitäten plötzlich zum Vorschein kommen, wurde auf der Bielefelder Alm bitter enttäuscht. Zumindest in der Verteidigung präsentierte sich der VfL im ersten Durchgang relativ stabil. Mit sieben nominellen Defensivspielern hat Trainer Thomas Reis aber auch alles dafür getan, die löchrige Hintermannschaft zu stärken. Doch das Angriffsspiel, das in der Hinrunde oft gut funktioniert hat, war mit der Umstellung auf ein 4-3-1-2-System völlig lahmgelegt. Vor allem im Mittelfeld fehlten Passsicherheit und Handlungsschnelligkeit. Und echte Flügelspieler gibt es in der neuen Formation auch nicht mehr.
Selbst nach der Halbzeitansprache spielte der VfL nicht kreativer und druckvoller. „Uns fehlte die Durchschlagskraft“, benannte Thomas Reis hinterher das offensichtlichste Problem. Doch eine zündende Idee, das zu ändern, hatte er auch nicht. Wie so oft reagierte der Fußballlehrer recht spät, nämlich erst nach einer Stunde. Doch auch mit neuem Personal blieb der VfL bei eigenem Ballbesitz ideenlos, körperlich oft unterlegen und durchgängig harmlos. Spitzenreiter Bielefeld wiederum spielte nicht überragend, nutzte den einzigen Bochumer Abwehrfehler im ersten Durchgang aber gnadenlos aus. Die VfL-Abwehr war bei einem Freistoß von Marcel Hartel nicht sortiert, Andreas Voglsammer schaltete am schnellsten und wuchtete den zweiten Ball zum 1:0 in die Maschen.
Riemann fliegt, Janelt ersetzt ihn
Nach dem Seitenwechsel erarbeiteten sich die Gastgeber schließlich ein klares Chancenplus, ehe sie in der Nachspielzeit für die Entscheidung sorgten. Zu diesem Zeitpunkt war der VfL nur noch zu zehnt auf dem Feld. Keeper Manuel Riemann wurde vom Unparteiischen zunächst wegen Meckerns verwarnt, doch als der Schlussmann auch noch hämisch klatschte, durfte er schon nach 81 Minuten unter die Dusche. Weil die Bochumer bereits dreimal gewechselt hatten, musste mit Vitaly Janelt ein Feldspieler ins Tor. Doch dieses Kuriosum ist bei der Gesamtleistung nur eine Randnotiz wert. Eher stellt sich die Frage, wie der VfL all die Probleme, die in Bielefeld zu erkennen waren, schnellstmöglich abstellen kann.
Offensichtlich ist, dass die Balance zwischen Defensive und Offensive nicht stimmt. Routinier Patrick Fabian, der in Bielefeld sein Saisondebüt feierte, lobte nach der Partie zwar die neue Kompaktheit, sieht aber in allen Mannschaftsteilen Steigerungsbedarf. „Ich hatte nach der Vorbereitung eigentlich ein gutes Gefühl. Aber wir brauchen noch mehr Präsenz und den unbedingten Willen. Wir müssen extrem viel investieren, der Erfolg kommt nicht von alleine.“ Dass die aktuelle Lage des VfL immer bedrohlicher wird, betrachtet Fabian mit großer Sorge: „Es ist ständig ein Kampf und Krampf, nicht erst seit dieser Saison. Wir drehen uns irgendwie im Kreis.“ Besserung versprach der Start ins neue Fußballjahr jedenfalls noch nicht.
(Foto: Pressefoto Eibner)