Als der VfL Bochum vor einigen Jahren mal eine gefühlte Ewigkeit keinen Elfmeter zugesprochen bekam, erzählte der Kabarettist Frank Goosen in seinem Bühnenprogramm davon, und ein schlagfertiger Gast rief ihm zu: „Dann müsst ihr auch mal in den Strafraum laufen.“ Derzeit hat der VfL mit dem umgekehrten Problem zu kämpfen: Ständig werden Strafstöße gegen die Bochumer gepfiffen. Die einmalige Zwischenbilanz in der Bundesliga-Geschichte: Nach 13 Spieltagen hat der Revierklub schon neun Elfmeter verursacht.
Spiel zur Halbzeit entschieden
Auch in Dortmund zeigte der Schiedsrichter wieder auf den Punkt, sogar zweimal. Den ersten Foulelfmeter, verursacht von Vasilios Lampropoulos, verwandelte der BVB zum frühen 0:2, den zweiten nahm der Unparteiische nach einem VAR-Check zurück. „Fußball wird in den Strafräumen entschieden und da haben wir als Mannschaft eklatante Fehler gemacht“, kritisierte VfL-Trainer Thomas Letsch und äußerte sich auf Nachfrage auch zur Elfmeter-Statistik: „Am besten wäre es natürlich, wenn wir den Gegner gar nicht erst in den Strafraum lassen. Passiert das doch, müssen wir es cleverer lösen.“ Ansonsten lobte Letsch sein Team aber, „trotz der 0:3-Niederlage“ und einer effizienten Dortmunder Mannschaft, die mit zunehmender Spieldauer den Fuß vom Gaspedal nahm.
Aus Sicht des Trainers zeigte sich der VfL im Vergleich zur 0:4-Pleite in Wolfsburg durchaus verbessert. Laut Datenaufzeichnung ließen die Bochumer in dieser Saison noch nie so wenige Torschüsse zu wie in Dortmund. „Wir waren kompakter und mutiger“, analysierte Letsch, dessen Team auch eigene Torchancen hatte, aber keine davon nutzte. Das größte Pech hatten die Bochumer in der ersten Halbzeit, als Philipp Hofmann das vermeintliche Anschlusstor erzielte, allerdings aus knapper Abseitsposition. Die letzte Hoffnung, den Rivalen noch einmal ansatzweise so zu ärgern wie im April, verschwand schließlich mit dem Pausenpfiff, als Torhüter Manuel Riemann mit einem völlig falschen Stellungsspiel und einem Ausflug aus dem Strafraum das 0:3 ermöglichte.
Dass Riemann trotz seines eigenen Fehlers mal wieder den größten Redeanteil auf dem Spielfeld hatte und wild gestikulierte, kann man zunehmend kritisch sehen – denn der im Vorjahr so starke Schlussmann schwächelte in dieser Saison nicht zum ersten Mal. Dortmunds Trainer Edin Terzic hatte seine Spieler sogar explizit auf den extrem weiten Aktionsradius von Riemann hingewiesen. Thomas Letsch hingegen sieht kein Torhüterproblem beim VfL, weder sportlich noch im Miteinander. „Ich bin froh, wenn jemand Verantwortung übernimmt und auf dem Platz laut ist“, wobei er einschränkte: „Positiv laut.“ Allein mit Worten sind die Probleme beim VfL jedoch nicht zu beheben; speziell in der Defensive fehlt es an Qualität, insbesondere an Handlungsschnelligkeit, was nicht nur die Elfmeter-Statistik belegt.
Weiter ohne Auswärtspunkt
Insgesamt bleiben die Bochumer Zahlen nach dem Spiel beim BVB besorgniserregend: 10 Niederlagen nach 13 Bundesliga-Partien, 0 Auswärtspunkte, 22 Gegentreffer allein in der Fremde. Der VfL freut sich deshalb umso mehr auf das nun anstehende Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach – eine Mannschaft, die in einem fremden Stadion auch noch nicht gewonnen hat. Bereits am Dienstagabend geht es weiter, bevor das ereignisreiche Bochumer Fußballjahr mit einem Auswärtsspiel in Augsburg vorerst endet.
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