Vereinsentwicklung

Trikotrekord und fast 30.000 Mitglieder: VfL-Boom hält an

Der Mut hat sich ausgezahlt. Inmitten des turbulenten und unberechenbaren Endspurts der vergangenen Saison entschied die Marketing- und Merchandisingabteilung des VfL, T-Shirts für den Fall des Klassenerhalts zu drucken. Nach dem Hinspiel in der Regelation sah es ganz danach aus, als würden diese Kleidungsstücke nie das Tageslicht sehen. Dank der spektakulären sportlichen Wende vier Tage später haben sich die T-Shirts zum Verkaufsschlager entwickelt. Mehr als 11.000 Stück wurden unter dem Motto „Ihr & Wir in Jahr 4“ verkauft.

Diese Zahl steht beispielhaft für das Wachstum beim VfL Bochum. Auch zu Beginn der vierten Bundesliga-Saison in Folge legt der Klub von der Castroper Straße Rekordzahlen vor, die dazu beitragen, den Umsatz weiter zu steigern. Speziell die Trikotverkäufe sind förmlich explodiert. Nach 25.500 in der Saison 2022/23 ist die Zahl der abgesetzten Trikots auf rund 28.000 in der Spielzeit 2023/24 gestiegen. In den ersten Wochen der neuen Saison verzeichnet der VfL einen weiteren Anstieg. „Wir hoffen, dass es so weitergeht“, sagt Tim Jost.

Kein City-Fanshop

Der Marketing- und Vertriebsdirektor berichtet zudem, dass sich die Verkaufserlöse mittlerweile zu jeweils rund 50 Prozent auf den stationären und den digitalen Handel verteilen. Aktuell betreibt der VfL zwei Fanshops: im Stadioncenter und im Ruhrpark. Ein dritter Shop in der Innenstadt wird zunächst nicht dazukommen, nachdem das vorherige Ladenlokal in der Drehscheibe im Frühjahr 2023 geschlossen wurde. „Wir haben uns vorerst dagegen entschieden, weil es sich wirtschaftlich nicht gelohnt hätte“, erklärt Jost die Entscheidung.

Auch die Mitgliederzahl steigt parallel weiter an. Vor sieben Jahren waren es noch 10.000, im August waren es 29.100. Die 30.000 sind das Ziel bis zur kommenden Jahreshauptversammlung. Das ist durchaus realistisch, denn: „Aktuell kommen konstant 200 bis 300 im Monat dazu, obwohl es keinen großen Vorteil gibt, da die Tickets für unsere Spiele weiterhin sehr knapp sind“, berichtet Geschäftsführer Ilja Kaenzig, den diese Entwicklung besonders erfreut. „Das zeigt, dass unsere Fans stolz sind und sich mit dem VfL identifizieren.“

Kaum Eintrittskarten

Kaenzigs Hinweis auf die Kartenknappheit ist nicht neu, für viele Anhänger aber immer noch allgegenwärtig. Auch vor der gerade begonnenen Saison gab es keine neuen Dauerkarten zu kaufen. Der VfL möchte Gelegenheitsbesuchern weiterhin die Chance bieten, Bundesliga-Fußball im Ruhrstadion zu verfolgen. Lediglich die gut 18.000 Bestandskunden konnten sich ihren Stammplatz zu erhöhten Konditionen weiter sichern. Über den Preisanstieg von bis zu 20 Prozent habe man „wochenlang“ intensiv diskutiert, berichten Kaenzig und Jost unisono.

Dieser „Anstieg mit Augenmaß“ sei im Ligavergleich notwendig geworden. Die Preise in Bochum lägen trotzdem noch deutlich unter dem Schnitt. „Wir wollen, dass sich bei uns jeder einen Stadionbesuch leisten kann“, betont Jost. Speziell die Ticketpreise für Jugendliche oder Schwerbehinderte wurden deshalb nur minimal erhöht. Das Geld muss der VfL folglich in anderen Bereichen verdienen, insbesondere in den hochpreisigen VIP-Bereichen. Zur neuen Saison wurde im angrenzenden Moxy-Hotel ein weiterer Exklusiv-Bereich für rund 60 Anhänger geschaffen.

Der VfL investiert

Die Zielrichtung ist klar. „Wir bleiben ambitioniert, wollen uns weiterentwickeln und streben, wie schon mehrfach kommuniziert, perspektivisch einen Umsatz von 100 Millionen Euro im Jahr an“, betont Kaenzig, der im Gespräch im Tief im Westen – Das VfL-Magazin noch einmal einem oft formulierten Vorwurf aus dem Umfeld entgegentritt. „Wir sparen nicht, sondern nutzen das Wachstum, um in die Modernisierung des gesamten Klubs investieren zu können. Mittlerweile können wir uns Investitionen leisten, die jahrelang nicht möglich waren.“

Kaenzig nennt beispielhaft die Nachwuchsabteilung. Der VfL hat zur neuen Saison wieder eine U21 eingeführt, darüber hinaus das Budget für den gesamten Jugendbereich erhöht. Außerdem bleibt der Etat für die Bundesliga-Mannschaft mit rund 40 Millionen Euro stabil. „Im vergangenen Jahr haben wir für den Etat einen Verlust in Kauf genommen, in diesem Jahr stemmen wir die Summe aus eigener Kraft. Das ist eine Entwicklung, die nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, aber nur mit Wachstum auf vielen Ebenen möglich geworden ist.“


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(Foto: Marc Niemeyer)