Wenn selbst der zuletzt so starke Manuel Riemann spielentscheidend patzt, spricht das für einen gebrauchten Tag des VfL Bochum. Beim zweiten Gegentor in Bielefeld war dem Keeper der Ball durch die Hände gerutscht. Die 0:2-Niederlage bei der angeschlagenen Arminia war damit besiegelt. Das Gefühl, dieses Spiel noch einmal drehen zu können, hatte wohl keiner der knapp 1.000 VfL-Fans auf der Alm. Gemessen am Gegner, der eigenen Leistung und der Erwartungshaltung war es die erste echte Enttäuschung in dieser Saison.
Trainer Thomas Reis sprach schließlich das aus, was alle dachten: „Ich kann dieses Spiel mit einem Satz zusammenfassen: Das war gar nichts von uns.“ Und doch fand der Fußballlehrer noch ein paar erklärende Worte mehr: „Wir waren nicht wach, hatten nicht die geistige Frische, waren in den Handlungen zu langsam und oft einen Schritt zu spät.“ Einige Spieler hatten ganz offensichtlich Probleme, das Derby gegen Dortmund schnell abzuhaken und sich nur drei Tage auf das nächste Spiel einzustellen.
Lücken hinten, harmlos nach vorne
Bochum hatte vor dem Spiel doppelt so viele Punkte wie Bielefeld, doch davon war am Dienstagabend nichts zu sehen, im Gegenteil. „Wir haben uns im Mittelfeld zu viele Ballverluste erlaubt und den Gegner zu Torchancen eingeladen“, monierte Reis, wobei weitere Mängel dazukamen. Lücken in der Abwehr und fast keine Entlastungsangriffe waren ebenso Gründe für die verdiente Niederlage. Nur einmal wurde der VfL gefährlich, als Gerrit Holtmann in der ersten Halbzeit frei vor Arminia-Keeper Stefan Ortega aufgetaucht war, aber den Führungstreffer verpasst hatte.
In der zweiten Hälfte nutzte Bielefeld die nicht enden wollende Bochumer Schlafmützigkeit dann aus. Erst köpfte der kleine Masaya Okugawa gegen den vielfach überforderten Cristian Gamboa zur Führung ein. Dann legte Patrick Wimmer mit freundlicher Unterstützung von Manuel Riemann nach. Aber: Nicht einzelne Spieler haben enttäuscht, sondern die gesamte Mannschaft, „und das weiß sie auch“, sagte Thomas Reis. Nach der Erfolgsserie zuletzt will er dieses einzelne Spiel aber auch nicht überbewerten. „Niederlagen wie jetzt in Bielefeld kann es immer wieder geben.“
Soares blieb angeschlagen in der Kabine
Selbstkritisch machte er sich trotzdem noch Gedanken über seine Rotation. Auf zwei Positionen veränderte Reis seine Startelf im Vergleich zum Derby gegen Dortmund. Konstantinos Stafylidis und Maxim Leitsch mussten auf der Bank Platz nehmen. „Sie kommen aus längeren Verletzungen, da müssen wir etwas vorsichtig sein“, begründete der Trainer seine Entscheidung. „Aber vielleicht hätten noch weitere Wechsel Sinn gemacht.“ Bochums Chefcoach tauschte dann während des Spiel so früh wie selten, schon nach 57 Minuten standen drei neue Spieler auf dem Platz.
Zu einem der drei Wechsel wurde Reis allerdings gezwungen, weil Linksverteidiger Danilo Soares zur Pause mit Rückenproblemen in der Kabine bleiben musste. Nicht nur der Trainer wird nun hoffen, dass der Linksverteidiger am Samstag gegen Union Berlin wieder zur Verfügung steht. Denn einen weiteren Ausfall kann der VfL vor dem letzten Spiel des Jahres nicht gebrauchen. Vor erneut 13.800 Zuschauern will der Aufsteiger ein im Grunde fantastisches Jahr krönen und mit einem Erfolgserlebnis beschließen.
Suche nach frischen Alternativen
Wahrscheinlich wird Reis dann wieder zur Viererkette aus dem Dortmund-Spiel zurückkehren wollen. Im zentralen Mittelfeld wäre Patrick Osterhage, den der Trainer ständig lobt, ihm aber maximal Kurzeinsätze gewährt, eine Option. Auch Robert Tesche ist wieder fit. Weiter vorne wird es schwierig. Als Alternative zu Sebastian Polter drängt sich niemand auf. Und ob Danny Blum und Takuma Asano rechtzeitig zurückkehren werden, ist fraglich. Asano befindet sich offensichtlich in Quarantäne, und für eine mögliche Freitestung gibt es strenge Vorgaben.
(Foto: Firo Sportphoto)