1:1 in Berlin

VfL ärgert Union – doch „einige Spieler sind stinkig“

Vor der Partie in der Alten Försterei hätten wahrscheinlich alle Bochumer ein Unentschieden unterschrieben. Nach Abpfiff hingegen waren nicht alle glücklich mit dem 1:1. Ähnlich wie vor drei Wochen in Frankfurt haderten einige Spieler mit dem Ergebnis. Der VfL war knapp 30 Minuten in Überzahl und bestimmte am Ende das Geschehen. „Einige Spieler sind stinkig, dass wir nicht mehr ins Risiko gegangen sind“, erzählte Trainer Thomas Letsch kurz nach Abpfiff. Doch Abwehrspieler Dominique Heintz erinnerte flugs an die Ausgangssituation: „Union ist ein Spitzenteam. Deshalb freue ich mich über den Punkt.“ Heintz war schon früh für Keven Schlotterbeck ins Spiel gekommen. Der Innenverteidiger hatte sich eine tiefe Fleischwunde am Oberschenkel zugezogen und musste in der Kabine getackert werden.

Doch ganz gleich, mit welchem Personal der VfL den Berlinern entgegentrat: Die Hintermannschaft blieb stabil. Thomas Letsch hatte sich für Erhan Masovic als Ersatz für den gesperrten Anthony Losilla entschieden, vor allem um fehlende Kopfballstärke und die Defensive insgesamt zu stärken. Der Kapitän war trotzdem mit nach Berlin gereist, saß unmittelbar hinter der Trainerbank und spornte seine Teamkollegen immer wieder an. Weil auch Konstantinos Stafylidis mit einem Infekt ausfiel, Saidy Janko ebenfalls daheim blieb und Cristian Gamboa noch nicht wieder in Vollbesitz seiner Kräfte war, durfte Jordi Osei-Tutu rechts verteidigen – und löste diese Aufgabe mit Bravour. „Wir haben wieder als Mannschaft verteidigt, sind füreinander marschiert“, lobte Union-Leihgabe Heintz seine Mitspieler.

Konkurrenz punktet auch

Nach einer extrem ereignisarmen ersten Halbzeit, in der beide Mannschaften keine Ideen und Lösungen im Vorwärtsgang fanden, die Berliner aber mit einem sehenswerten Freistoßtor in Führung gingen, steigerte sich der VfL auch offensiv; es mangelte jedoch an Torgefahr. „In der ersten Halbzeit haben wir im eigenen Ballbesitz schlecht gespielt. In der zweiten Hälfte waren wir mutiger, taktisch variabler und hatten einen anderen Spielaufbau“, lobte Trainer Thomas Letsch und freute sich über Kevin Stögers verwandelten Foulelfmeter. Als der VfL nach einem Platzverweis gegen Paul Jaeckel sogar in Überzahl weitermachen durfte, musste Letsch abwägen: Angreifen oder sichern? „Eine Niederlage in Unterzahl wäre verheerend gewesen“, betonte Letsch und wählte eher die Sicherheitsvariante.

„Ich weiß, wir hatten Möglichkeiten, das Spiel auch zu gewinnen. Doch wenn ich an die Kopfballchance von Kevin Behrens und an das knappe Abseitstor denke, machen wir einen Haken dran und nehmen den Punkt gerne mit. Der kann für uns am Ende sehr wichtig sein.“ In der Tat. Die unmittelbare Konkurrenz hat am Wochenende ebenfalls gepunktet, Schalke am Freitag sogar dreifach. Eine interessante Parallele: Hoffenheim, Stuttgart und Bochum holten jeweils einen Zähler gegen die Top drei der Liga. Was mal wieder beweist, dass der Abstiegskampf nicht berechenbar ist. Zumal der VfL gerade diverse Gesetzmäßigkeiten dieser Saison durchbricht: Nach 18 Partien unter Letsch, in denen es nur Siege oder Niederlagen gab, gehören plötzlich auch Unentschieden zum Bochumer Reportoire.

Jetzt zwei Heimspiele

In Berlin gelang darüber hinaus der erste Punkt nach einem Rückstand. Mehr noch: 2023 erhielt der VfL mehr Elfmeter als er selbst verursachte; bis zum Winter war die Bilanz mit 0 zu 11 noch verheerend. Die Bochumer punkten zudem auch auswärts wieder, zuletzt dreimal in Serie. Dass vier der letzten sechs Saisonspiele im eigenen Stadion stattfinden, dürfte dennoch kein Nachteil sein, im Gegenteil. Am Samstag gastiert zunächst Ex-VfL-Manager Sebastian Schindzielorz mit Wolfsburg an der Castroper Straße, sechs Tage später folgt das brisante Derby gegen Dortmund, ebenfalls daheim. „Ich hoffe, dass unsere Fans – egal wie das Spiel läuft – uns toll unterstützen“, wünscht sich Letsch eine besondere Heimspiel-Atmosphäre – und wird dann sicher auch mehr wollen als ein Unentschieden. 


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(Foto: Andreas Gora)