Die Fans in Bochum mögen und feiern ihn immer noch. Rein van Duijnhoven trug von 1999 bis 2006 das Trikot des VfL Bochum, zog mit dem Klub sogar in den UEFA-Cup ein. Seine starken Leistungen auf und seine offene Art neben dem Platz machten den Torhüter damals zum Publikumsliebling. Anlass genug, um mit der VfL-Legende ins Gespräch zu kommen.
Herr van Duijnhoven, wie oft erhalten Sie noch Anrufe aus Bochum?
Es ist selten geworden. Hin und wieder schreibe ich noch mit Dariusz Wosz und neulich auch mit Thomas Reis, auch wenn er jetzt Trainer von Schalke ist. Im Verein kenne ich kaum noch jemanden. Zeugwart Andreas Pahl ist noch da, auch Vereinsarzt Dr. Bauer. Es ist schon viel Zeit vergangen seit meinem Abschied.
Wann waren Sie denn zuletzt in Bochum?
Das ist schon länger her, vier oder fünf Jahre. Auf jeden Fall vor der Corona-Pandemie. An das Spiel kann ich mich gar nicht mehr genau erinnern, aber ich vermute, wir haben gewonnen (lacht).
Wird also mal wieder Zeit für einen Besuch im Ruhrstadion.
Ja, auf jeden Fall. Ich wohne in Helmond, knapp 120 Kilometer von Bochum entfernt. Aber es ist schwierig geworden. Ich arbeite mittlerweile für Roda Kerkrade, da bin ich Torwarttrainer. Wir spielen in der zweiten Liga und meistens samstags. Die Spiele finden also oft parallel statt. Gegen Leverkusen am Ende der letzten Saison habe ich überlegt, nach Bochum zu fahren, aber ich hätte höchstens die zweite Halbzeit gesehen. Aber die Party war gut, habe ich gehört.
Sie verfolgen den VfL also noch regelmäßig?
Die Spiele sehe ich kaum, weil ich mit Roda Kerkrade unterwegs bin und froh bin, wenn ich nach sechs Tagen Fußball in der Woche auch mal einen freien Tag habe. Aber die Ergebnisse und Nachrichten vom VfL habe ich immer im Blick. Ich weiß, was los ist, wer verletzt ist oder wer verpflichtet wurde.
Haben Sie die Torhüter besonders im Blick, Manuel Riemann etwa? Er ist ja ein spezieller Typ. Die einen mögen ihn, die anderen nicht…
So sind wir Torhüter eben, alle ein bisschen verrückt (lacht). Aber so soll es doch auch sein. In jeder Mannschaft braucht es Gewinnertypen, und Manuel Riemann ist einer davon. Ich mag ihn. Und Emotionen gehören zum Fußball dazu.
Hätten Sie gedacht, dass es der VfL nach elf Jahren in der 2. Liga noch einmal zurück in die Bundesliga schafft?
Ich habe es immer gehofft, aber die 2. Liga ist hart. Die Konkurrenz wird immer stärker, viele Mannschaften wollen aufsteigen. Deshalb war der erneute Klassenerhalt auch so wichtig. Aufzusteigen ist immer schwieriger als drinzubleiben.
Thomas Letsch hat in ihrem Heimatland gearbeitet, bevor er nach Bochum gekommen ist. Was haben Sie gedacht, als er verpflichtet wurde?
Ich habe einen guten Draht zu Thomas Reis, das habe ich ja schon erwähnt. Aber es zählt, was dem Verein hilft. Letsch hat bei Vitesse gute Arbeit geleistet. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich glaube, das passt sehr gut. Auch mit Patrick Fabian als Manager. Ich finde es wichtig, ehemalige Spieler im Verein zu behalten. Bei Sebastian Schindzielorz, mit dem ich noch zusammengespielt habe, war das ja genauso. In der Bundesliga arbeiten ohnehin viele, die ich noch vom VfL kenne.
Wen meinen Sie?
Rouven Schröder ist Sportdirektor in Leipzig, Dino Toppmöller Trainer in Frankfurt, und Sebastian Schindzielorz arbeitet jetzt in Wolfsburg. Sie sind auch nach ihrer Karriere erfolgreich. Das ist schön zu sehen.
Sie waren nach ihrem Karriereende ein Bochum zunächst Torwarttrainer bei Helmond Sport, nun bei Roda Kerkrade. Ist ein Aufstieg in die Eredivisie realistisch?
Der Verein war sehr lange in der ersten Liga und wir wollen auch wieder hoch. Vieles ist mit Bochum zu vergleichen. Es ist ein Arbeiterverein, bei dem die Fans sehen wollen, dass die Spieler kämpfen. Das Publikum ist kritisch, aber treu. In Kerkrade gab es früher Bergbau, wie in Bochum. Wir spielen direkt hinter der deutschen Grenze, nur 20 Minuten von Aachen entfernt – falls mal jemand vorbeikommen möchte.
Den Traum, noch einmal für den VfL Bochum zu arbeiten, haben Sie aufgegeben?
Ich wollte nach meinem Karriereende ein Bochum bleiben, aber es hat leider nicht geklappt. Es gab schon einen Torwarttrainer und Gertjan Verbeek, mit dem ich telefoniert habe, wollte mich auch nicht nach Bochum holen. Das ist okay, es sollte nicht sein. Ich habe jetzt damit abgeschlossen. Zumal ich auch nicht jünger werde. Ich werde am 5. September 56 Jahre alt, irgendwann wird es auch als Torwarttrainer schwierig, obwohl ich jetzt noch fit bin.
Dann kommen Sie eben als Zuschauer zurück nach Bochum.
Es fühlt sich immer gut an, zurück nach Bochum zu fahren, mit den Fans zu quatschen und ein Bierchen zu trinken. Vielleicht klappt es demnächst mal wieder.
Dieses Interview ist zuerst im VfL-Heft des Bochumer 3Satz-Verlags erschienen. Auf 132 Seiten bietet das Magazin ausführliche Interviews, viele Porträts und interessante Hintergrundgeschichten. Gedruckte Exemplare liegen in vielen Geschäften im gesamten Bochumer Stadtgebiet kostenlos aus. Es ist außerdem direkt beim 3Satz-Verlag (Alte Hattinger Str. 29) erhältlich.
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(Foto: Roda Kerkrade)