DFL-Entscheidung

TV-Geld wird neu verteilt: Folgen für den VfL Bochum

So komplex und kleinteilig war die Vergabe der Fernsehgelder im deutschen Profifußball noch nie. Zu Beginn dieser Woche hat die DFL den neuen Verteilungsschlüssel präsentiert. Die ab der kommenden Saison und für vier Jahre geltende Vereinbarung basiere auf „grundlegenden Veränderungen“, sagt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Das Ziel für die nahe Zukunft ist klar definiert: Die Spreizung zwischen den Klubs an der Spitze und den Vereinen weiter unten zu verringern. Ob das wirklich gelingen wird, daran haben einige Klubs schon Zweifel geäußert. Andere wiederum zeigten sich zufrieden mit der neuen Lösung. Die Bedeutung der Fernsehgelder bleibt indes für alle Klubs immens: Sie machen einen erheblichen Teil der Einnahmen aus, teils bis zu 50 Prozent.

6,9 Millionen Euro garantiert

Beim VfL Bochum drücken sich die Verantwortlichen in der Verteilungsdebatte eher diplomatisch aus. Der neue Schlüssel sei eine Evolution, aber keine Revolution, erklärt Geschäftsführer Ilja Kaenzig auf Nachfrage. Der VfL profitiere speziell in der Corona-Krise davon, dass die DFL jedem Klub einen Sockelbetrag zugesichert hat.

Konkret heißt das: Jeder Zweitligist erhält in der Saison 2021/22 6,9 Millionen Euro garantiert, jeder Erstligist sogar 24,7. Dieser Betrag verändert sich in den folgenden Jahren, weil sich das Gesamtvolumen des TV-Vertrags verändert – und weil die DFL den Verteilungsschlüssel zweigeteilt hat: Von 2021 bis 2023 gelten etwas andere Regeln als von 2023 bis 2025. Bei genauerer Betrachtung gibt es in Zukunft acht Verteilungskriterien.   

Leistung wird weiter belohnt

Für wirklich konkrete Aussagen, bezogen auf den VfL Bochum, sei es eigentlich noch zu früh, betont Ilja Kaenzig. Ob der VfL also über die Jahre betrachtet vom neuen Verteilungsschlüssel profitieren wird oder nicht, ist noch nicht ganz klar. Es hängt erneut von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von der sportlichen Entwicklung.

Auch die bislang bekannte Fünfjahrestabelle spielt dabei weiter eine wichtige Rolle. Darüber werden in der kommenden Saison rund 40 Prozent der gesamten TV-Gelder vergeben. Ein großer Nachteil für den VfL ist, dass die 20-Jahrestabelle wegfallen wird. Davon haben die Bochumer zuletzt massiv profitiert und einen siebenstelligen Betrag eingespielt. Ersetzt wird sie durch eine 10-Jahrestabelle. Viele Bundesligajahre fallen also aus der Wertung.

Neue Verteilungskriterien

Neu honoriert wird in Zukunft auch der Einsatz von Nachwuchsspielern unter 23, die nicht mehr beim VfL, sondern hierzulande bei anderen Erst- und Zweitligisten spielen. Auch das ist wohl eher ein Nachteil für die Bochumer, dessen Nachwuchsabteilung nur einen Spieler hervorgebracht hat, der aktuell für dieses Ranking infrage kommt.

Noch offen ist dagegen, ob der VfL daran partizipieren wird, dass die DFL mehr als 20 Millionen Euro an Klubs ausschüttet, die bundesweit ein besonders großes Interesse hervorrufen und somit zur Gesamtattraktivität des deutschen Fußballs beitragen. Als Grundlage hierfür dient eine Marktanalyse des Allensbach-Instituts. Dort steht der VfL aktuell auf Platz 24 von 36, wird demnach also nicht massiv von der Neuerung profitieren.

Weniger Geld im Umlauf

Was bei all diesen Verteilungsfragen fast ein wenig unterzugehen droht, ist die Tatsache, dass alle Klubs – in absoluten Zahlen betrachtet – ohnehin Einbußen in Kauf nehmen müssen. In der kommenden Saison fließen insgesamt fast 200 Millionen Euro weniger aus dem TV-Topf an die Vereine als in der aktuellen Spielzeit.

Heißt: Etwas mehr als eine Milliarde Euro zahlen die nationalen Medienpartner, etwas weniger als 200 Millionen Euro die internationalen TV-Anstalten. Die Rechtevergabe fiel genau in die Corona-Zeit. Im Vorfeld der Ausschreibung wurde eher eine Steigerung der Einnahmen erwartet – doch das Gegenteil ist das Fall. Da andere Ligen ihre TV-Verträge aber erst noch verlängern müssen, könnte es sogar sein, dass der deutsche Fußball besser davonkommt als andere Länder.

(Foto: Imago / Team 2)

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