Kaderplanung

Noch zwei Verstärkungen: Wieso für mehr Neue das Geld fehlt

Die Ungeduld ist spürbar. Elf Spieler haben den VfL Bochum in diesem Sommer verlassen. In einigen Fällen war dies der Wunsch des Vereins, in anderen der Wunsch des Spielers. Vier bis fünf Stammkräfte stehen auf der Abgangsseite. Und umgekehrt? Fünf externe Neuzugänge hat Sportdirektor Marc Lettau bislang präsentiert, darunter aber nur zwei Spieler, die fest für die Startelf eingeplant sind. Ibrahima Sissoko nimmt den Kaderplatz von Patrick Osterhage ein, Dani de Wit den von Kevin Stöger – auch wenn die beiden Neuverpflichtungen andere Spielertypen sind als ihre Vorgänger. Nach jetzigem Stand ist der Kader schwächer besetzt als in der vergangenen Saison, quantitativ wie qualitativ.

Einnahmen durch Osterhage-Transfer

Die erste Zielmarke ist klar: In gut vier Wochen steht das erste Pflichtspiel an, der VfL ist dann im DFB-Pokal zu Gast beim Zweitliga-Aufsteiger Jahn Regensburg. Generell hat sich in der Bundesliga bislang nur wenig auf dem Transfermarkt getan. 72 Neuzugänge – ohne Rückkehrer, Eigengewächse oder nach einer Leihe nun fest verpflichtete Spieler – vermeldeten die Erstligisten bislang, das sind exakt vier pro Klub. Dem steht eine fast doppelt so große Zahl an Abgängen gegenüber. Mit fünf Neuen und elf Verabschiedungen liegt der VfL also in etwa im Ligaschnitt. Wirtschaftlich ist das allerdings nicht der Fall. Bei neun Klubs liegt die Investitionssumme allein für Ablösezahlungen im zweistelligen Millionen-Bereich, bei sechs anderen ist sie zumindest einstellig.

Umgekehrt hat die Hälfte aller Klubs auch schon höhere Transfereinnahmen als der VfL erzielt. Der FC Augsburg hat mehr als 20 Millionen Euro kassiert, der 1. FC Heidenheim mindestens 15 Millionen Euro. Der VfL hat bislang nur eine Ablöse für den Wechsel Patrick Osterhage erwirtschaftet, die brutto bei rund fünf Millionen Euro liegt. Die Bochumer nutzen diese Summe für ihren neuen Kader, allerdings nicht für Ablösesummen. Das Geld aus dem Osterhage-Verkauf fließt in den diesjährigen Lizenzspieleretat, um das Niveau von rund 40 Millionen Euro zu halten. Diese Summe haben die Bochumer in der vergangenen Saison nur erreicht, weil sie die Transfererlöse aus dem Sommer 2022 teilweise nachträglich investiert haben und zusätzlich noch ein Minus in Kauf genommen haben.

Noch Geld für zwei Verstärkungen

Trotzdem fragen sich viele Fans: Warum muss sich der VfL nach zahlreichen Abgänge von Leistungsträgern auf dem Transfermarkt so zurückhalten? Tatsache ist: Sieben der elf Abgänge kassierten ein überdurchschnittliches Gehalt. Dieses Geld wurde in Dani de Wit und Ibrahima Sissoko investiert, die beide zu den absoluten Topverdienern gehören. Außerdem muss der VfL derzeit einen zusätzlichen Cheftrainer sowie die Leihrückkehrer Gerrit Holtmann und Jordi Osei-Tutu entlohnen. Die beiden Flügelspieler sollen ebenfalls ein überdurchschnittliches Gehalt kassieren. Somit stehen nur noch die finanziellen Mittel für zwei weitere Neuzugänge in ungefähr dieser Größenordnung bereit. Einer davon könnte noch vor dem Trainingslager vorgestellt werden, also diese Woche.

Die Bochumer wollen schon seit längerer Zeit einen agilen Angreifer verpflichten, der als zweite Sturmspitze und im Idealfall auch auf den Außenbahnen auflaufen kann, der schnell und abschlussstark ist. Die Verpflichtung von Sven Michel scheiterte im vergangenen Sommer, weil sich der Spieler aufgrund eines höher dotierten Angebots aus Augsburg plötzlich umentschieden hat. Im Winter waren Marco Grüll und Mikkel Kaufmann Kandidaten, doch bei Grüll stieg plötzlich die Ablöse und Kaufmann sagte am vorletzten Transfertag ab, weil er sich in Berlin nach dem Abgang eines anderen Stürmers doch noch durchsetzen wollte. In diesem Sommer platzte der Deal mit Georgios Masouras, der seinen Vertrag bei Olympiakos Piräus plötzlich doch verlängert hat.

Neuer Stürmer soll bald kommen

Nun könnte die Wahl möglicherweise auf Pontus Almqvist fallen. Der 25-Jährige stammt aus Schweden und war zuletzt als geliehene Stammkraft bei US Lecce in der italienischen Serie A aktiv. Eigentlich steht er bei FK Rostov in Russland unter Vertrag, dort möchte Almqvist aufgrund der politischen Situation aber nicht bleiben. Die FIFA ermöglicht über eine Sonderregelung den Wechsel in eine andere Liga. Ein Insider mit einer sehr guten Trefferquote hat den Namen über das Forum von Transfermarkt ins Spiel gebracht. Dahinter verbirgt sich nachweislich ein Informant aus dem Klub. Die WAZ hält einen Wechsel indes für ausgeschlossen. Wie auch immer: Die Gerüchte um zwei Mittelstürmer, die zuletzt über verschiedene Medien verbreitet wurden, sind in jedem Fall zu vernachlässigen. Roko Simic von RB Salzburg und Antonio Colak von Parma Calcio passen beide nichts in Bochumer Suchprofil.

Transparenzhinweis: Der letzte Absatz dieses Artikels wurde aufgrund einer neuen Informationslage zwischenzeitlich angepasst.


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(Foto: Marc Niemeyer)