So früh wie möglich wollte der VfL Bochum in diesem Winter auf dem Transfermarkt aktiv werden, hatte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig im Dezember gesagt. Bis zum 30. Januar mussten sich die Fans und auch Trainer Dieter Hecking gedulden, ehe der Tabellenletzte der Bundesliga Tom Krauß als ersten Neuzugang präsentierte. Der 23-Jährige wird bis zum Saisonende das blau-weiße Trikot tragen. Krauß wurde ohne Kaufoption vom FSV Mainz 05 ausgeliehen. Bis zuletzt lief der Mittelfeldspieler regelmäßig für Luton Town auf. Weil Krauß aber unbedingt wieder nach Deutschland und in die Bundesliga zurückkehren wollte, wurde die Leihe mit dem englischen Zweitligisten vorzeitig abgebrochen.
„Ich bin froh, wieder in Deutschland zu sein, näher bei meiner Familie. Das ist mir wichtig. Ich habe lange mit Trainer Dieter Hecking gesprochen, den ich schon seit meiner Zeit in Nürnberg kenne. Er hat mich davon überzeugt, dass der Schritt zum VfL Bochum der richtige ist“, berichtet Krauß. Am Tag vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg hat er seine erste Trainingseinheit im VfL-Dress absolviert und wird beim Duell gegen die Breisgauer mindestens schon zum Kader, womöglich sogar zur Startelf gehören. Passenderweise erzielte Krauß sein bislang letztes Bundesliga-Tor ausgerechnet im Ruhrstadion. Im Herbst 2023 traf er für Mainz in der Nachspielzeit zum 2:2-Ausgleich.
Krauß ist kein Spielgestalter
Für den noch jungen Tom Krauß ist der VfL bereits die sechste Profistation. Für den Transfer nach Nürnberg war seinerzeit Dieter Hecking verantwortlich. Das hat jetzt zweifellos geholfen, wobei Krauß auch ansonsten alle Kriterien erfüllt, die der VfL aufgestellt hat. Er verfügt nach 63 Einsätzen für RB Leipzig, Schalke 04 und Mainz 05 über nennenswerte Bundesliga-Erfahrung und weiß aus eigener Erfahrung, was Abstiegskampf bedeutet. Krauß gilt als laufstarker und resoluter Balleroberer mit guter Technik und Spielintelligenz. „Mit seiner Art, wie er auftritt, passt er zum VfL“, sagt Hecking, für den klar war, dass ein Transfer nur infrage kommt, „wenn ein Spieler unsere Qualität erhöht.“
Krauß kommt bevorzugt als Sechser oder Achter zum Einsatz und soll beim VfL die personellen und taktischen Möglichkeiten im Mittelfeld erweitern. Der von zahlreichen Fans geforderte Spielgestalter ist er nicht; einen solchen haben die Verantwortlichen in den zurückliegenden Wochen aber auch gar nicht gesucht. Bevorzugt wurde ein anderer Spielertyp. Auch Florian Neuhaus hätte in dieses Beuteschema gepasst, war aber schlicht zu teuer. Der Ex-Nationalspieler verdient bei Borussia Mönchengladbach in etwa das Dreifache von dem, was ein Leistungsträger in Bochum erhält. Zudem war Neuhaus nicht von einem Wechsel zum Bundesliga-Schlusslicht überzeugt.
Anders als Krauß, mit dem nun auch ein 4-3-3-System als Alternative zum bislang bevorzugten 5-3-2 denkbar wäre. Für die rechte Seite fehlt den Bochumern allerdings noch ein schneller und zugleich torgefährlicher Flügelspieler. Koji Miyoshi und Moritz Broschinski können dort zwar spielen, Optimallösungen sind sie nicht. Schon seit Wochen laufen Gespräche mit verschiedenen Kandidaten, zum Erfolg geführt haben sie bislang aber nicht. „Einige Türen sind leider zugegangen“, berichtet Hecking. „Wintertransfers sind komplex. Wir müssen schauen, wer überhaupt verfügbar und bezahlbar ist, und wer uns wirklich weiterhilft.“ Reinen Aktionismus werde es mit ihm nicht geben, ergänzt Hecking.
Kommt Masouras nun doch?
Gesucht wird im Endspurt der Transferperiode vor allem noch ein Offensivspieler, der ähnlich wie der im Sommer abgewanderte Takuma Asano agieren kann. Wunschkandidat ist erneut der griechische Nationalspieler Georgios Masouras. Er wäre der zweite und wahrscheinlich letzte Neuzugang in diesem Winter, sofern sich nicht noch überraschend eine Handlungsoption für eine andere Position ergibt. Mit dem Angreifer von Olympiakos Piräus haben die Bochumer bereits während der vergangenen und vor der laufenden Saison über einen Wechsel verhandelt, doch Masouras blieb zunächst in seiner Heimat. Dort hat er in dieser Saison allerdings seinen Stammplatz verloren.
Kaenzig und Hecking wollen den 31-Jährigen bis zum Saisonende ausleihen. Das wird nun auch klappen, der Deal steht kurz vor dem Abschluss. Das Transferfenster schließt am 3. Februar. Bis dahin sind auch noch Abgänge möglich, wobei sich der VfL bereits von fünf Spielern getrennt hat. In dieser Woche wurde Innenverteidiger Noah Loosli zum Zweitligisten Greuther Fürth verliehen. Als Abgangskandidat gilt außerdem Lukas Daschner, an dem Hannover 96 interessiert ist. Für das Freiburg-Spiel hat ihn Hecking aus dem Kader gestrichen und diese Maßnahme mit deutlichen Worten begründet: „Ich kann keinen Spieler gebrauchen, der nicht mit 100 Prozent bei der Sache ist.“
Transparenzhinweis: Dieser Text ist erstmals am Freitagmorgen erschienen und wurde nach der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Freiburg um neue Aspekte ergänzt.
Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.
(Foto: Imago / RHR-Foto)