Sportliche Führungsriege

Trainer und Management: Wie es beim VfL weitergeht   

Wenn Patrick Fabian nach einem Spiel vor die Mikrofone tritt, dann ist die sportliche Lage beim VfL Bochum in der Regel ernst. Im Normalfall ist Sportdirektor Marc Lettau dafür zuständig, die zurückliegenden 90 Minuten zu kommentieren. Nach der 0:3-Pleite in Hinspiel der Relegation übernahm Geschäftsführer Fabian diese Aufgabe. Er war sicht- und spürbar angeschlagen nach dieser empfindlichen, sehr wahrscheinlich folgenreichen Niederlage. „Es ist ein frustrierender, ein extrem bitterer Tag“, sagte der 36-Jährige, der bis vor wenigen Jahren noch selbst das Trikot des Klubs getragen hat. Auch deshalb schaltete er am Ende des kurzen Gesprächs in den Jetzt-erst-recht-Modus: „Beim VfL Bochum gibt sich keiner auf“, glaubt Fabian.

Der siebte Abstieg droht

Wobei der Auftritt gegen den Zweitligisten aus Düsseldorf am Donnerstagabend das Gegenteil vermittelte. Die Mannschaft von Trainer Heiko Butscher zeigte mit zunehmender Spieldauer kaum noch Widerstandskraft, sie ergab sich ihrem Schicksal. „Wir können fast schon froh sein, dass es am Ende nur 0:3 steht“, erkannte auch Fabian und spannte den großen Bogen: „Wir hatten in dieser Saison genug Möglichkeiten, alles vorher zu entscheiden und genug Punkte zu sammeln. Das haben wir nicht geschafft, ebenso wie wir es nicht geschafft haben, Fortuna Düsseldorf zu schlagen.“ Der Weg des VfL Bochum wird aller Voraussicht nach zurück in die 2. Liga führen, der siebte Abstieg aus der Bundesliga ist im Rückspiel der Relegation kaum noch zu verhindern.

Die Frage ist: Wie geht es danach weiter? Gewissheiten gibt es zur Stunde kaum. Unklar ist etwa, ob Fabian und Lettau überhaupt weitermachen dürfen und wer das Traineramt übernehmen soll. Interimscoach Heiko Butscher, den Fabian und Lettau nach der Freistellung von Thomas Letsch im April als „Ideallösung“ präsentiert haben, hat jedenfalls keine Argumente für eine Weiterbeschäftigung sammeln können. Taktische wie personelle Entscheidungen gingen nur selten auf, zudem strahlt der 43-Jährige kaum Zuversicht aus und genießt in der Mannschaft – die sich allerdings gehörig verändern wird – kaum Vertrauen. Butscher wird also planmäßig die reaktivierte U21 übernehmen, zudem bleibt er Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung.

VfL braucht neuen Trainer

Welche Kandidaten Fabian und Lettau für das Traineramt bei den Profis auf dem Zettel haben, ist nicht überliefert. Einige Namen werden sie im Abstiegsfall aber sicher streichen müssen, und eine nennenswerte Ablöse werden sie auch nicht zahlen können. Grundsätzlich bevorzugen beide einen sogenannten Konzepttrainer, der mit inhaltlicher Arbeit überzeugt; also keinen emotionalen Einpeitscher, sondern einen charismatischen und reflektierten Fußballlehrer, der sich mit dem Fußball-Standort Bochum identifizieren kann. Im Grunde ähnelt das Profil dem, das Fabian bereits nach der Beurlaubung von Thomas Reis im September 2022 entworfen hat und schließlich in der Verpflichtung von Thomas Letsch mündete. Eine Rückholaktion ist allerdings kein Thema.

Generell müssen sich Fabian und Lettau nun der Kritik stellen, dass sie nach der Trennung von Letsch keinen Plan B in der Hinterhand hatten; sie haben den ersten Schritt vollzogen, ohne zu wissen, wie der zweite aussehen soll. Mit Thomas Letsch stand der VfL über dem Strich, mit Heiko Butscher rutschte er weiter ab. Letsch und sein Co-Trainer Jan Fießer müssen noch bis 2026 bezahlt werden, nachdem ihre Verträge erst wenige Monate zuvor verlängert wurden. „Ich stehe an der Spitze des Ganzen, deshalb ist es meine Verantwortung. Mir ist bewusst, dass in dieser Situation die kritischen Stimmen nicht weniger werden“, sagte Fabian am Donnerstagabend. Auch die in Summe wenig überzeugenden Sommertransfers sowie fehlende Verstärkungen im Winter sind Kritikpunkte.

Kritik an Fabian und Lettau

Wobei noch genau zu ermitteln wäre, welche Rolle Fabian dabei eingenommen hat und welche Fehler Lettau gemacht hat. Geht es um die Kaderplanung, ist in erster Linie Lettau zuständig. Er hat sämtliche Transfers in dieser Saison abgewickelt, ganz besonders im Sommer, als Fabian krankheitsbedingt aussetzen musste. Lettau arbeitet seit Anfang 2023 für den VfL, davor war er für Union Berlin als Assistent der Geschäftsführung tätig. In der Branche gilt der A-Lizenzinhaber als verlässlich, vorbereitet und vertrauensvoll. Spieler und ihre Berater berichten aber auch von nervösen Auftritten bei Vertragsgesprächen und fehlender Autorität in der Kabine; ein Menschenfänger ist Lettau eher nicht. Wie lange sein Vertrag läuft, ist nicht bekannt.

Fabian wiederum ist nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin bis 2025 an den VfL gebunden. Als Geschäftsführer ist er für sämtliche Belange des Sports zuständig. Über Fabian steht noch das Präsidium, das im Grunde nur zwei Optionen hat: Entweder sie schenken Fabian und Lettau auch im Abstiegsfall ihr Vertrauen – oder sie führen sehr zeitnah eine Veränderung herbei. Fraglich ist allerdings, ob Hans-Peter Villis und seine Mitstreiter, die an diesem Wochenende außerordentlich tagen, bereits Alternativen geprüft haben. Die Zeit ist jedenfalls knapp bemessen. Zwischen dem Rückspiel in der Relegation und dem Trainingsstart zur neuen Saison werden wahrscheinlich nur vier Wochen liegen. In dieser Zeit muss eine neue Mannschaft gebaut werden.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)