Fußball und Kunst

Für den guten Zweck: VfL-Profis sind scharf auf seine Bilder

Bis in die Abendstunden ist Timo Hengst fleißig. Der Familienvater nutzt jede ruhige Stunde, um seine beiden großen Leidenschaften zu verbinden: Die Kunst und den VfL Bochum. Der 42-Jährige hat gerade sein bislang größtes Fußballprojekt abgeschlossen. Auf einer Leinwand mit einer Größe von zwei Metern in der Breite und 140 Zentimetern in der Höhe hat er die Vereinslegenden Michael „Ata“ Lameck und Dariusz Wosz sowie die beiden aktuellen VfL-Profis Anthony Losilla und Simon Zoller verewigt. „Knapp zehn Tage habe ich dafür gebraucht“, erzählt der Künstler, der sein Hobby einst zum Beruf gemacht hat. „Ich habe einige Jahre von der Kunst gelebt. Aber VfL-Bilder waren damals nicht dabei.“ Schließlich wollte er die Werke auch verkaufen.

Mittlerweile arbeitet Timo Hengst, der auch treuer Unterstützer von Tief im Westen – Das VfL-Magazin ist, als Verkaufsleiter bei einer Softwarefirma. „Jetzt kann ich das malen, was ich möchte. Es ist ein schöner Ausgleich zum Job.“ Nach dem Bundesliga-Aufstieg im Sommer 2021 reifte schließlich die Idee, sich auch künstlerisch mit dem VfL zu beschäftigen. „Die Sehnsucht, wieder ins Stadion gehen zu dürfen, war nach der Corona-Pause ziemlich groß, dazu das Comeback in der Bundesliga. Diese Momente wollte ich verewigen.“

VfL-Fan aus der Ferne

In die Wiege wurde ihm die Verbindung zum VfL nicht gelegt. Timo Hengst wuchs im Schwarzwald auf, später zog es ihn beruflich nach Köln und privat schließlich nach Düren bei Aachen. „Ich habe damals Fußballbilder gesammelt und der VfL Bochum war in den Alben immer ganz vorne, weil die Vereine alphabetisch sortiert wurden. Das hat meine Aufmerksamkeit auf den VfL gelenkt. Zum Glück waren Aachen und Bielefeld damals nicht in der Liga“, scherzt er heute. Beim Kicken mit seinem älteren Bruder nahm er schließlich die Rolle des Underdogs ein. „Ich habe immer gesagt: Ich bin der VfL Bochum.“

Die Zuneigung zum Klub aus dem Ruhrgebiet überdauerte seine Kindheit. Aus der Ferne verfolgte er die Bochumer in der Sportschau, als Jugendlicher trampte er schließlich zu seinem ersten Auswärtsspiel, als der VfL in Karlsruhe gastierte. „Das war in der Saison 1996/97, als der VfL am Ende in den UEFA-Cup gekommen ist. Ich stand im VfL-Block, wir haben gewonnen und die Spieler kamen hinterher zum Abklatschen. Meine Hand habe ich drei Tage nicht gewaschen.“

2002 sah Timo Hengst sein erstes Spiel im Ruhrstadion, und der Umzug nach Köln brachte ihn auch räumlich näher an den VfL. Seither besucht er auch regelmäßig die Heimspiele, die ihn vor allem in der vergangenen Saison begeistert haben. Nach dem Tor des Jahres durch Gerrit Holtmann, erzielt im ersten Bundesliga-Heimspiel seit mehr als elf Jahren, und den beiden Traumtoren von Milos Pantovic im Herbst griff er schließlich zum Pinsel. Pressefotos nahm er als Vorlage und brachte sie mit Acrylfarbe auf die Leinwand.

Spende für den guten Zweck

Was dann folgte, überraschte den Künstler. „Ich habe das fertige Bild auf Instagram gepostet. Daraufhin hat sich Milos Pantovic direkt bei mir gemeldet.“ Der VfL-Profi, der in diesem Sommer zu Union Berlin gewechselt ist, wollte das Bild kaufen. „Ich persönlich wollte aber gar nichts dafür“, berichtet der Künstler, „ich dachte eher an eine Spende.“ Er begann zu recherchieren. Sein Ziel: „Das Geld sollte in Bochum bleiben und an Kinder gehen, die es benötigen.“ Timo Hengst stieß auf die Menschenskinder Bochum – eine Elterninitiative für Kinder mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen. Der Verein ist gemeinnützig, die Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche mit Handicap und deren Angehörige.

Timo Hengst bat Milos Pantovic also um eine Spende – und der Fußballer ließ sich nicht lumpen. Die Arbeit des Künstlers sprach sich in der Mannschaft des VfL schnell herum, immer wieder meldeten sich Spieler, weil auch sie Gefallen an den Bildern fanden und das Projekt unterstützen wollten. „Aus der aktuellen Mannschaft haben zum Beispiel Gerrit Holtmann oder Erhan Masovic ein Bild erworben“, erzählt er stolz. Eine vierstellige Summe ist bereits zusammengekommen und soll sich in dieser Woche (am 24. März) bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen der Menschenskinder in der VIP-Lounge des Ruhrstadions noch erhöhen. Dann werden auch ein Trikot oder Torwartschuhe versteigert.

„Es tut gut, Gutes zu tun“, fasst Timo Hengst sein Projekt zusammen und verspricht, den Pinsel nicht fallen zu lassen. „Ich habe schon neue Ideen im Kopf.“ Und einen Abnehmer findet er bestimmt. So ging sein bislang größtes Werk ausnahmsweise nicht an einen Spieler. Ein VfL-Fan hat es für sein Büro erworben. Natürlich auch gegen eine Spende.  

Dieser Text ist zuerst in der Winterausgabe des Magazins „100% VfL Bochum“ erschienen. Auf 100 Seiten bietet der Bochumer 3Satz-Verlag unter anderem Interviews mit Thomas Letsch, Patrick Fabian und Ilja Kaenzig. Ihr könnt das Heft an dieser Stelle digital durchblättern und lesen (funktioniert nur in der Desktopversion). Gedruckte Exemplare liegen in vielen Geschäften im gesamten Stadtgebiet kostenlos aus.