Interne Aussprache

Tacheles in der VfL-Kabine: Mannschaft muss liefern

Leisten wirklich alle Spieler alles für den Erfolg – und ziehen sie gemeinsam an einem Strang? Oder fehlt der Mannschaft des VfL Bochum der Fokus, vielleicht sogar das Gespür für den Ernst der Lage? Die Beantwortung dieser Fragen bewegt derzeit viele Fans in Sorge um ihren Klub. Am Dienstag kam es in der Kabine zu einer längeren Aussprache zwischen Trainer und Mannschaft. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass niemand die Probleme leugnet, die speziell in dieser Woche auf den Tisch gekommen sind.

Probleme erkannt

Details zur internen Diskussion wollte Thomas Reis in der Pressekonferenz vor dem Spiel in Kiel natürlich nicht verraten, vor allem wollte er niemanden an den Pranger stellen. Trotzdem versicherte er: „Wir haben Tacheles geredet. Eine erste Reaktion habe ich schon im Training gesehen. Aber das allein reicht mir nicht.“ Bedeutet konkret: Reis erwartet eine Bewusstseinsveränderung, einen Reifeprozess und mehr Disziplin, auf und neben dem Platz. Zunächst am Freitag beim Auftritt im hohen Norden, im Grunde aber dauerhaft. Die Mannschaft muss liefern und zeigen, dass sie aus Fehlern lernt und nicht in alte Muster zurückfällt.

Derartige Ansprachen soll es in Zukunft also nicht mehr geben müssen, sie nutzen sich mit der Zeit auch ab. Aber die Notwendigkeit zum jetzigen Zeitpunkt hat nicht nur Thomas Reis erkannt. Schon am Sonntag nach dem 3:3 gegen Karlsruhe hatte er die fehlende „Bereitschaft“ kritisiert, zumindest in einigen Situationen. Auch von zwei Führungsspielern, unter anderem von Kapitän Anthony Losilla, gab es Grundsatzkritik. Immer wieder verschläft die Mannschaft einzelne Spielphasen, mal zu Beginn, mal nach der Pause, mal zum Schluss. „Wir brauchen Konzentration über 90 Minuten“, fordert Reis nicht zum ersten Mal.

Ansätze gefunden

Anders kann sich der VfL auch nicht aus dem Abstiegskampf befreien. Denn die Tabelle nach zehn Spieltagen lügt nicht, Bochum steht nur auf Platz 16. Vor allem für Thomas Reis ist die Situation leicht paradox. Alle fünf Spiele seit seinem Amtsantritt hat der VfL nicht verloren, wenn auch nur eines davon gewonnen. Trotzdem wird vieles hinterfragt. Aktuell sind es vor allem interne Abläufe und Verhaltensweisen. Dazu zählen auch Integrationsbemühungen oder Postings von Spielern in den sozialen Netzwerken, die für Kopfschütteln bei den Fans sorgen. Zudem wird öffentlich wie intern darüber diskutiert, die Vorbereitung auf ein Spiel anders zu gestalten, etwa gemeinsam in einem Hotel.

Die Erkenntnis ist nämlich diese: Zuletzt hatten die Spieler einige Freiheiten, womit nicht jeder sorgsam umgegangen ist. Auch die Trainings- und Tagesabläufe sollen sich deshalb leicht verändern, verriet Thomas Reis, ohne auf Nachfrage konkret zu werden. Die Zügel werden offenbar angezogen, Nachlässigkeiten sind nicht erlaubt, auch der Teamgedanke soll gestärkt werden. „Wir gewinnen, aber verlieren auch zusammen“, hatte Reis schon vor einigen Tagen gesagt. Dieses Motto muss beim VfL mehr denn je gelten. Wobei das Gewinnen natürlich im Fokus steht.

(Foto: Imago Images)