Niederlage in Stuttgart

„Gutes Spiel“ trotz 1:4-Pleite? Bochum bleibt die Schießbude

Zumindest einmal erlebten die Bochumer Fans an diesem Wochenende einen kurzen Moment der Freude. Nach der Schalker Niederlage gegen Hoffenheim schöpften sie Hoffnung. Ihr Gedanke: Im Falle eines Sieges in Stuttgart könnte der VfL auf Platz 16 vorrücken. Doch dass daraus nichts werden würde, zeichnete sich am Samstagnachmittag schnell ab. Stuttgart hatte in der zweiten Spielminute gerade den ersten Angriffsversuch gestartet, als Schiedsrichter Christian Dingert schon auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der umtriebige Silas, den die Bochumer im weiteren Spielverlauf nie in den Griff bekamen, umkurvte die Verteidiger wie Slalomstangen, bis ihn Danilo Soares unsanft von den Beinen holte – und der Gefoulte den Strafstoß souverän verwandelte. Es war schon der siebte Elfmeter gegen den VfL im zehnten Spiel. Schlechter hätte das Kellerduell nicht beginnen können.

Defensiv erhebliche Probleme

Auch in der Folge ließ sich Bochums langsame Hintermannschaft mehrfach übertölpeln. Ein äußerst naives Abwehrverhalten in Kombination mit Stellungsfehlern – besonders von Manuel Riemann und den Außenverteidigern – begünstigte die 1:4-Niederlage, bei der sich der VfL zumindest in der Defensive nicht bundesligareif präsentierte. „Wir haben es dem Gegner letztlich zu einfach gemacht, Tore zu schießen“, kritisierte Trainer Thomas Letsch, der sein Team im Vergleich zum 3:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt nur auf einer Position veränderte: Spielmacher Kevin Stöger ersetzte Patrick Osterhage. Daran lag es aber eher nicht, dass von der Bochumer Intensität wenig geblieben ist, auch wenn Letsch nach dem Abpfiff gar nicht so unzufrieden war: „Dieses Ergebnis entspricht nicht wirklich dem Spielverlauf. Wir haben insgesamt ein ganz gutes Spiel gemacht, was sich nach einem 1:4 natürlich komisch anhört.“

Vorentscheidung statt Ausgleich

Letsch meinte damit wohl vorrangig die Offensivbemühungen. Nach dem 0:2 gab der VfL nicht auf, kombinierte sich sehenswert zurück ins Spiel und hatte nach dem Anschlusstreffer durch Simon Zoller gegen verunsicherte Stuttgarter einen psychologischen Vorteil. In der Phase vor und nach der Halbzeitpause war der VfL das bessere Team und nah dran am Ausgleich. Doch nachdem Gerrit Holtmann die beste Bochumer Chance zum 2:2 vergab, traf Stuttgart erneut. „Das 1:3 hat uns gefühlt das Genick gebrochen“, stellte Zoller später fest. „Abgesehen von den ersten 20 Minuten haben wir ein gutes Auswärtsspiel gemacht.“ Wobei „gut“ nach einer 1:4-Pleite beim Tabellenvorletzten wahrscheinlich nicht die passende Vokabel ist, auch wenn sie nach der Partie des Öfteren fiel. Anderenfalls hätte der VfL beim Tabellenvorletzten nicht so deutlich verloren.

Undankbare Aufgabe im Pokal

Doch was folgt daraus? Die Forderungen der Spieler sind nicht neu. „Wir müssen konsequenter verteidigen und einfache Fehler vermeiden“, sagte Zoller. Ähnliche Worte hat er schon vor Wochen gewählt, wirklich besser wurde es nicht. Die Zwischenbilanz nach 10 Spielen ist ernüchternd: Der VfL hat Stuttgart und Schalke den bislang einzigen Saisonsieg ermöglicht, steht bei vier mageren Punkten und bleibt mit 27 Gegentoren die Schießbude der Liga. Dass bereits am Dienstag das Pokalspiel in Elversberg folgt, dürfte kaum eine willkommene Abwechslung sein. Denn im Grunde kann der VfL dort wenig gewinnen, aber viel verlieren. Ein Sieg gilt fast als Selbstverständlichkeit, bei einer Niederlage würde die Unzufriedenheit im ohnehin gereizten Umfeld weiter zunehmen. Doch Vorsicht ist geboten: Elversberg ist Tabellenführer der dritten Liga – und vom Tabellenletzten der Bundesliga gar nicht so weit entfernt.

(Foto: Budde)