Frank Goosen war eine Art Vordenker. Auf seiner Facebook-Seite hat der ehemalige VfL-Funktionär schon in der vergangenen Woche darüber sinniert, wie es denn wäre, wenn Fußballprofis auf einen Teil ihres großzügigen Lohns verzichten würden. In der Corona-Krise sei Solidarität gefragt. Jeder sollte, soweit möglich, seinen Teil dazu beitragen. Der Hintergrund ist: Verluste durch fehlende Fernsehgelder oder Partien ohne Zuschauer könnten auch den VfL Bochum hart treffen. Einbußen im siebenstelligen Bereich sind zu erwarten, wie hoch sie genau ausfallen, ist noch nicht absehbar. Die Kosten dagegen bleiben zunächst fast unverändert.
Zwei Teams solidarisch
Also muss über vieles gesprochen werden, auch über die Gehälter der Profis. Sie sind der größte Posten in der Bilanz. Nach DFL-Angaben machen sie etwa ein Drittel des Gesamtetats aus. Beim VfL ist das ähnlich, der Personalaufwand für die Lizenzspielerabteilung wird in der offiziellen Saisonplanung auf 11,9 Millionen Euro taxiert. Zum Vergleich: Der Personalaufwand für die Verwaltung liegt bei 3,6 Millionen Euro, verteilt auf etwa 70 Festangestellte und zahlreiche Aushilfen. Die Spieler verdienen also ein Vielfaches dessen, was ein Mitarbeiter im Hintergrund erhält, beim VfL etwa das Fünf- bis Zehnfache.
Um auch die Jobs rund um ein Fußballteam zu erhalten, sind zwei Mannschaften an diesem Donnerstag bereits vorangegangen. Die Spieler von Borussia Mönchengladbach in der ersten und des Karlsruher SC in der zweiten Liga verzichten freiwillig auf Teile ihrer Gehälter – aus Solidarität. Öffentliche Forderungen danach hatte Kölns Manager Horst Heldt zu Wochenbeginn noch als „populistisch“ zurückgewiesen, nachdem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, ähnlich wie Goosen, auf diese Option verwiesen hatte. Dabei sind Söder und Goosen ansonsten sicher keine Brüder im Geiste.
Weniger Geld im Umlauf
Vom VfL und seinen Spielern ist in dieser Hinsicht (noch) nichts zu hören. Gegenüber der WAZ bestätigte die Geschäftsführung allerdings, dass das Thema noch auf den Tisch komme, von Vereinsseite also. Doch der Wunsch nach einem freiwilligen Gehaltsverzicht der Spieler als Zeichen des Zusammenhalts ist mittlerweile auch in der Fanszene ein Thema, in den Foren wird darüber diskutiert. Berater oder die Spielergewerkschaft VDV wehren sich natürlich dagegen. Nicht grundsätzlich, aber sie verweisen zum Beispiel auf bereits ausbleibende Prämien. Leistungsgebundene Zahlungen, etwa für Einsätze oder Siege, entfallen ohnehin, weil gar nicht gespielt wird. Ihre Klienten hätten also schon Einbußen.
Der VfL hat sich für all diese Fragen natürlich rechtlichen Beistand organisiert. Manche Klubs denken über Kurzarbeit nach, vier Drittligisten haben es schon umgesetzt. Die Bochumer Vereinsführung diskutiert ebenfalls darüber. Gibt es keine kurzfristige Lösung, dann werden zumindest bei künftigen Verhandlungen andere Summen auf den Tisch kommen als bislang. Der Markt hat teils horrende Profigehälter jahrelang hergegeben, die Einnahmen der Klubs sind gestiegen. Doch wenn weniger Geld im Umlauf ist, werden auch die Profis weniger davon abbekommen. Das gilt nicht nur für den VfL, sondern für die ganze Liga.
(Foto: Pressefoto Eibner)