1:0-Sieg gegen Leipzig

„Stolz auf unsere Mannschaft“: VfL-Erfolg hat viele Gesichter

Wie Slalomstangen ließ Dominik Szoboszlai die Bochumer Verteidiger in der Nachspielzeit stehen. Andre Silva übernahm, zielte aufs Tor, traf den Pfosten – und der Ball rollte in die Hände von Manuel Riemann. Das Entsetzen über die letzte Großchance wich der Erleichterung. Der VfL atmete auf, die Bochumer Fans feierten. Wenige Sekunden später war klar: Die drei Punkte gehören der Heimmannschaft. Mit etwas Glück, vor allem aber mit großer Leidenschaft und viel Laufarbeit gewann der VfL zum ersten Mal gegen RB Leipzig. Einige Fans wagten es sogar schon, einen Kurvenklassiker anzustimmen. „2. Liga, nie mehr, nie mehr…“ schallte es durchs weite Rund. Wer hätte das vor zwei Wochen, nach dem Derby gegen Schalke und den vielen frustrierten Gesichtern auf den Tribünen, für möglich gehalten?

Wieder ohne Gegentreffer

Ein Beweis für die Schnelllebigkeit im Fußball ist es allemal. Aber auch ein Beleg für den Wandel, den der VfL sportlich vollzogen hat. „Ich bin stolz auf unsere Mannschaft“, sagte Trainer Thomas Letsch nach der Partie. Sie glaubt an sich, sie leistet Widerstand und punktet wieder. Sechs Tore weniger, als sie Manchester City vor wenigen Tagen gegen Leipzig gelungen waren, haben gereicht, um den Tabellendritten der Bundesliga zu besiegen. „Weil wir gut verteidigt haben“, analysierte Letsch. „Wir haben lange Zeit kaum eine Torchance zugelassen, trotz der Qualität, die Leipzig zweifellos hat.“ Schon in Köln blieb der über Monate so abwehrschwache VfL ohne Gegentor, nun stand auch gegen den klaren Favoriten am Ende die Null – dank einer konzentrierten und kämpferisch starken Vorstellung.

„In den letzten zehn Minuten war es wild. Aber wir hatten das Quäntchen Glück und einen überragenden Manuel Riemann auf unserer Seite“, lobte Letsch seinen Torhüter. Der nach dem Derby in die Kritik geratene Schlussmann parierte in den letzten Minuten mehrfach stark und zeigte wie schon in Köln eine tadellose Leistung. „Am Ende hat er die drei Punkte festgehalten“, betonte Letsch, ohne die Leistung der anderen schmälern zu wollen. Der Erfolg beim VfL hat viele Gesichter, die geschlossene Mannschaftsleistung war der Schlüssel zum Sieg. Einzelne sind trotzdem hervorzuheben, etwa Erhan Masovic. Der Innenverteidiger trug nicht nur zur stabilen Abwehrleistung bei, er trat auch als Torschütze zum Einsatz. Schon zum vierten Mal in der Rückrunde war der serbische Nationalspieler erfolgreich.

Seinem Treffer war eine Einwurfflanke von Christopher Antwi-Adjei vorausgegangen, die der VfL schon länger als Stilmittel einsetzt und nun erstmals zum Erfolg geführt hat. „Wir trainieren die häufiger. Standardsituationen, und da zähle ich Einwürfe dazu, können entscheidend sein“, erklärte Kapitän Anthony Losilla nach seinem 300. Pflichtspiel für den VfL – jetzt stehen nur noch sieben Vereinslegenden vor ihm. Auch gegen Leipzig ging der 37-Jährige voran, allerdings in veränderter taktischer Grundordnung. Womit auch der Trainer zu einer Hauptfigur des achten Saisonsieges wurde. Letsch hatte sich für ein sehr mannorientiertes Verteidigen entschieden, weshalb Takuma Asano in einem 4-2-2-2-System, das phasenweise zur Raute wurde, zentraler als üblich spielte und Antwi-Adjei als zweite Spitze agierte.

Vier Punkte Vorsprung

Ein Plan, der aufging, und dem VfL sogar etwas Luft im Tabellenkeller verschafft. Nur Hoffenheim gewann an diesem Samstag ebenfalls, Schalke schaffte in Augsburg ein Unentschieden, Stuttgart und Hertha gingen leer aus. Auch Köln muss nach der Niederlage in Dortmund wieder zittern. Die Bochumer haben nun vier Punkte Abstand auf den 16. und 17. Tabellenplatz. „Euphorie deswegen wäre aber verheerend. Wir haben noch einen ganzen Block mit neun Spielen vor uns“, sagte Letsch mit gewohnter Nüchternheit vor der jetzt anstehenden Länderspielpause. Die Ausgangslage ist aber gut: Die Mannschaft hat sich aus ihrem kleinen Zwischentief herausgekämpft und das Umfeld zieht begeistert mit – sogar mit euphorischen Fangesängen, die vor allem Ende Mai nach dem letzten Spiel wieder angestimmt werden sollen.

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(Foto: Imago)