David Siebers kann seinen neuen Arbeitsplatz bald endlich einrichten. Als er vor gut zwei Wochen als Interimstrainer des VfL Bochum vorgestellt wurde, berichtete der 38-Jährige, dass er eigentlich sein neues Büro an der Karl-Lange-Straße beziehen wollte, bevor ihn ein Anruf der Klubführung erreichte. Siebers, eigentlich U19-Trainer des VfL Bochum, sollte die Profis übernehmen. Zunächst übergangsweise, aber mit der Perspektive einer längerfristigen Beförderung. Daraus wird nach zwei knappen Niederlagen allerdings nichts. Der Fußballlehrer, der bereits seit mehr als elf Jahren für den VfL arbeitet, wird die Zweitliga-Mannschaft spätestens nach dem Auswärtsspiel beim 1. FC Kaiserslautern an einen Nachfolger übergeben. Siebers wird wieder die U19 trainieren, und sein neues Büro unweit des Bochumer Ruhrstadion beziehen. Weil das Stadioncenter zu klein und die Belegschaft zu groß geworden ist, hat der VfL Räumlichkeiten unweit des Klubgeländes angemietet, die nun von den allermeisten Abteilungen abseits der Mannschaft genutzt werden.
Der neue Cheftrainer wird sein Büro also nach wie vor in den Katakomben des Ruhrstadions finden. Die Suche nach einem neuen Übungsleiter läuft auf Hochtouren und liegt in den Händen von Geschäftsführer Ilja Kaenzig sowie dem Präsidium um den Vorsitzenden Andreas Luthe. Gemeinsam ist die Überzeugung gereift, Siebers in der schwierigen Gemengelage nicht verheizen zu wollen. Auch wenn der Fußballlehrer die Trendwende noch nicht einleiten konnte, war gegen Düsseldorf eine klare Spielidee und eine moderate Leistungssteigerung zu erkennen. Daran soll der neue Trainer anknüpfen und die anstehende Länderspielpause nutzen, um seine Vorstellungen zu vermitteln. Viel Zeit bleibt nicht, das ist klar. Als Tabellenvorletzter mit drei Punkten nach sieben Spielen benötigt der VfL dringend Erfolgserlebnisse, damit der am Boden liegende Klub wieder neue Hoffnung schöpft. Im Grunde ist die Situation vergleichbar mit der Vorsaison, als mit Dieter Hecking ein erfahrener Fußballkenner verpflichtet wurde, nur eine Liga höher.
Trainersuche: Weder Klauß noch Anfang
In diese Richtung wird es in diesem Jahr wohl eher nicht gehen, wenngleich der neue Mann kein Newcomer sein soll. Die Auswahl ist während einer laufenden Saison bekanntlich begrenzt. Für den VfL kommen ohnehin nur vereinslose Trainer infrage, die gleichzeitig keine Unsummen kosten, weshalb zum Beispiel Urs Fischer – unter dem Luthe einst bei Union Berlin trainiert hat – sicher kein Thema sein dürfte. Aus vereinspolitischen Gründen scheidet wohl auch Andre Breitenreiter aus, den der langjährige Vorsitzende Hans-Peter Villis gern im Sommer 2024 verpflichtet hätte, als sich der VfL schlussendlich für Peter Zeidler entschieden hat. Breitenreiter würde zwar ins Anforderungsprofil passen, vor allem weil er die 2. Liga bestens kennt, ihm würde aber von Beginn an der Makel anhaften, die seit geraumer Zeit präferierte Lösung von Villis zu sein. Auch Robert Klauß, zuletzt für Rapid Wien und den 1. FC Nürnberg, ist derzeit kein Kandidat, auch wenn ihn einige Medien am Sonntagnachmittag schon voreilig ins Traineramt gehoben haben.
Doch wer bleibt dann noch übrig? Markus Anfang zum Beispiel, mit dem sich die Verantwortlichen zwar beschäftigt haben, der aber nicht (mehr) die A-Lösung ist. Anfang hat zuletzt den 1. FC Kaiserslautern trainiert. Nach anfänglichen Erfolgen mit einer mutigen Spielweise ist er aber bei keiner seiner sechs Profistationen länger als zwei Jahre geblieben. Zudem: Anfang wurde vom DFB Anfang 2022 für ein Jahr als Trainer gesperrt, weil er während der Corona-Pandemie seinen Impfpass gefälscht hatte. Ob er damit zum VfL passen würde? Eher nicht. Diskutiert wurde intern auch über Dimitrios Grammozis. Der Deutsch-Grieche war bereits zwischen 2012 und 2019 als Jugendtrainer für den Klub tätig, bevor er seinen ersten von drei Jobs als Profitrainer antrat. Grammozis wartet bereits seit Anfang 2024 auf ein neues Engagement und wäre bereit, den VfL zu übernehmen. Die zurückliegenden Trainerentscheidungen beim VfL haben allerdings gezeigt, dass eine Überraschung wahrscheinlicher ist als eine offensichtliche Lösung.
Sportliche Leitung: Teamlösung mit Zoller
Die wiederum wird es sehr wahrscheinlich bei der Besetzung der Sportlichen Leitung geben. Was Tief im Westen – Das VfL-Magazin vergangene Woche erstmals skizziert hatte, konkretisiert sich allmählich. Angedacht ist, dass Ilja Kaenzig wieder alleiniger Geschäftsführer wird und unter seiner Direktive ein Team für den Sport-Bereich zuständig ist. In diesem soll unter anderem Ex-Profi Simon Zoller eine wichtige Rolle einnehmen. Der Bochumer Aufstiegsheld von 2021 ist in diesem Sommer nach seinem Karriereende an die Castroper Straße zurückgekehrt. Eigentlich sollte Zoller direkt eine Aufgabe im direkten Umfeld der Mannschaft übernehmen. Das war aber nicht von allen gewünscht, unter anderem von Ex-Trainer Hecking. Deshalb absolvierte Zoller ein Trainee-Programm in unterschiedlichen Abteilungen abseits des Sports. Nun soll er stärker eingebunden werden, was bereits unmittelbar nach der Trennung von Sportchef Dirk Dufner geschehen ist. Zoller ist seither ein enger Begleiter und Ansprechpartner der Mannschaft.
Was dem früheren Bundesliga-Stürmer natürlich fehlt, ist die Management-Erfahrung. Zoller ist ein Neueinsteiger, noch mehr als Sebastian Schindzielorz und Patrick Fabian, die einst jahrelang an der Seite ihres Vorgängers gearbeitet haben. Immerhin: Zoller gilt als äußerst wissbegierig und fleißig und würde aus unterschiedlichen Fachbereichen Unterstützung erhalten. Angedacht ist unter anderem, einen Kaderplaner mit einer besonderen Expertise im Bereich (Daten-)Scouting zu verpflichten. Angelehnt sein soll das Bochumer Modell an den FC Augsburg, der aktuell ähnlich strukturiert ist: mit einem mächtigen Geschäftsführer, einem Sportchef und einem Kaderplaner. Die Nachwuchsarbeit würde weiterhin und verstärkt in den Händen von Pablo Thiam liegen, die Entwicklung der Frauenabteilung bei Annike Krahn. Eine wichtige Rolle soll auch Jonas Schlevogt einnehmen, der als Klubjurist für alle Vertragsangelegenheiten zuständig wäre. Dufners enger Vertrauter, Kadermanager Johannes Waigand, spielt in den Überlegungen indes keine zentrale Rolle mehr.
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(Foto: Marc Niemeyer)