Für die neue DFL-Chefin Donata Hopfen gibt es keine Denkverbote. Um die Bundesliga für ein jüngeres Publikum attraktiver zu gestalten, hat sie in Aussicht gestellt, neue Möglichkeiten zu prüfen. Einige Vereine und TV-Sender gehen schon voran. Bei einem Testspiel des 1. FC Köln trugen die Spieler neulich Bodycams. In Bochum wiederum könnten neue Tonoptionen getestet werden – zumindest gäbe es dafür einen passenden Probanden.
Denn Radio Riemann kommentiert und dirigiert fast in Dauerschleife. Sowohl im Spiel als auch im Training hat Bochums Schlussmann den mit Abstand höchsten Redeanteil. Das war insbesondere bei den Geisterspielen gut zu beobachten, und durchaus unterhaltsam. Als Leistungsträger kann sich Riemann aber auch kritische Worte erlauben. Nicht ohne Grund haben ihn die Fans des VfL im Mai zum wertvollsten Spieler der gerade beendeten Saison gewählt.
Personeller Umbruch
Für den 33-Jährigen ist mit seinem Premierenjahr in der Bundesliga ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, garniert mit ganz besonderen Erlebnissen. Der VfL beeindruckte selbst die Spitzenteams, schlug die Bayern und Dortmund furios. Doch lässt sich eine solche Saison mit den Möglichkeiten des Klubs überhaupt noch toppen? Wahrscheinlich kaum. Aber das Niveau der Vorsaison zu halten, das würde ja schon reichen. So kompliziert es auch wird.
„Ich kenne den Spruch, dass das zweite Jahr nach dem Aufstieg angeblich der schwerste sei“, sagt Manuel Riemann, der aber kein Freund von Floskeln, sondern von Klartext ist. „Letztes Jahr mussten wir uns fast alle erst an die Bundesliga gewöhnen. Inzwischen wissen wir, was uns erwartet.“ Das sieht Riemann als Vorteil. Als Hürde sieht er den personellen Umbruch: „Das ist der große Unterschied. Im letzten Jahr hatten wir eine eingespielte Truppe.“
Teamgeist entscheidend
14 Abgänge und acht Neuverpflichtungen stehen bislang auf der Transferliste. Doch Kapitän Anthony Losilla, Simon Zoller und Riemann haben sich längst um die Integration der Zugänge gekümmert. „Wir versuchen, es ihnen so einfach wie möglich zu machen. Der Kern ist ja noch da“, betont der Torhüter. Auch in der neuen Saison werden der Teamgeist und die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen, ein Schlüssel zum Erfolg sein.
Die Forderungen, die Riemann deshalb an seine Mitspieler stellt, sind eindeutig: „Wir werden als Team wieder unglaublich gut funktionieren müssen. Physisch und psychisch muss sich jeder komplett in den Dienst der Mannschaft stellen. Wir werden nur dann bestehen, wenn wir jedes Spiel genauso intensiv bestreiten wie in der vergangenen Saison.“ Sich auf das gleiche Ziel wie zuletzt einzuschwören, das sei die besondere Herausforderung.
Angebote aus der Bundesliga
Dass der 33-Jährige seinen Weg in Bochum fortsetzt, war schon länger klar. Die Chance, das Abenteuer Bundesliga noch einmal bei einem anderen Klub zu erleben, bestand allerdings. Riemanns Leistungen haben in diesem Sommer das Interesse anderer Klubs geweckt. Sowohl ein Europa-League-Teilnehmer als auch ein Aufsteiger, dessen Stadion nicht weit von der Castroper Straße entfernt liegt, erkundigten sich bei seinem Berater – bekamen aber eine Absage.
Stattdessen verlängerte Riemann seinen im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag bis 2025 – ein klares Bekenntnis zu dem Klub, für den der Familienvater seit 2015 spielt, und bei dem er sich sein Karriereende gut vorstellen kann. Allerdings noch nicht in drei Jahren. „Hoffentlich ist das noch nicht mein letzter Vertrag“, betont Riemann. Und wer weiß, was die Technik bis dahin bietet. Vielleicht hängt ihm Frau Hopfen höchstpersönlich ein Mikrofon um.
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(Foto: Imago / Nordphoto)