Torhüter im Fokus

Wenn Riemann nochmal sündigt: Luthe winkt VfL-Comeback

Schon seit längerer Zeit gibt Manuel Riemann nach den Spielen des VfL Bochum keine Interviews mehr. Der Keeper möchte sich damit selber schützen – und seine Mitspieler vermutlich auch. Selbst abseits der Partien meidet der 35-Jährige fast alle Aufnahmegeräte. Umso überraschender, dass er in dieser Woche nach knapp anderthalb Jahren eine Ausnahme gemacht hat. Riemann war am Montag im Podcast kicker meets DAZN zu hören. Darin sprach er über die Elfmeterszenen im Derby gegen Dortmund, den Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen sowie über den Stimmungsboykott wegen des bevorstehenden Investoreneinstiegs bei der DFL.

Mit einigen Aussagen könnte Riemann durchaus wieder anecken, allerdings höchstens in der Fanszene. Interna plauderte er keine aus, auch seine Mitspieler verschonte er von Kritik. In dieser Hinsicht präsentierte sich Riemann bei der Aufnahme ähnlich souverän wie auf dem Platz. Dass er nach Fehlern seiner Vorderleute durch den Strafraum hüpft, wild gestikuliert und seine Teamkollegen anschreit, passiert nach wie vor. Dennoch scheint sich der Schlussmann in erster Linie auf sein eigenes Spiel zu konzentrieren. Nach mehreren Fehlgriffen in der vergangenen Saison hat sich Riemann wieder stabilisiert. Mit starken Rettungstaten und schnellen Umschaltaktionen hat Riemann seine Position als Nummer eins jedenfalls gestärkt – einen echten Herausforderer gibt es in dieser Saison aber ohnehin nicht.

Luthe vertritt Esser

Anders als vor gut acht Jahren wird auch Andreas Luthe keiner sein. Seinerzeit duellierten sich die beiden bereits um den Platz im Bochumer Tor; erst setzte sich Luthe durch, später wurde er durch Riemann ersetzt. Luthe verließ den VfL daraufhin – und ist nach Zwischenstationen in Augsburg, Berlin und Kaiserslautern nun an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. „Die Chance, meinem Heimatklub nochmal helfen zu können, konnte ich nicht ausschlagen. Ich bin überglücklich, wieder zu Hause zu sein“, sagte Luthe nach seiner Vertragsunterschrift am Montag. Mehr Fußball-Romantik geht fast nicht. Sein Arbeitspapier ist bis zum Saisonende datiert, eine Verlängerung unwahrscheinlich. Luthe plant im Sommer sein Karriereende.

Bis dahin soll der 36-Jährige den verletzten Michael Esser vertreten, der noch länger fehlen wird. Nur mit Niclas Thiede als Ersatztorhüter wollten die Bochumer nicht in die kommenden vier Monate gehen. „Wir mussten auf die Verletzung von Michael Esser reagieren und haben daher nach einem erfahrenen Torwart gesucht, der neben Manuel Riemann und Niclas Thiede die Anforderungen an unser Trainings- und Spielniveau verlässlich erfüllt“, sagt Sportdirektor Marc Lettau, der Luthe bereits aus der gemeinsamen Zeit bei Union Berlin kennt. Auch Patrick Fabian hat Luthes Handynummer seit Jahren gespeichert. „Wir kennen uns schon lange, sind gemeinsam beim VfL in der Jugend ausgebildet worden und haben es quasi im Gleichschritt bis zu den Profis geschafft“, erzählt der Sport-Geschäftsführer.

Riemann vor Gelbsperre

Offen ist noch, ob Luthe als Nummer zwei oder drei in die kommenden Spiele gehen wird – wobei seine Erfahrung von 90 Bundesliga-Partien, davon die ersten drei für den VfL, eindeutig für einen Platz auf der Bank spricht. Zumal ein Ersatz für Riemann schon bald gebraucht werden könnte. Manuel Riemann steht aktuell bei vier Gelben Karten, bei der nächsten wäre er für ein Spiel gesperrt. Generell werden die Bochumer in dieser Saison sehr oft verwarnt. Mit 60 Gelben Karten steht der VfL in dieser Statistik aktuell auf Platz eins; Stuttgart als Letzter hat nur 27 kassiert. Neben Riemann sind derzeit auch Matus Bero, Anthony Losilla, Christopher Antwi-Adjei und Erhan Masovic von einer Sperre bedroht.


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(Foto: Marc Niemeyer)