Manuel Riemann redet nicht gern um den heißen Brei herum. „Entweder man liebt mich oder man hasst mich“, sagt der Torhüter des VfL Bochum, wenn er über seinen Status bei den eigenen Fans spricht. Der 31-Jährige weiß auch, warum das so ist: „Ich bin nicht perfekt und kein einfacher Typ. Das gefällt nicht jedem.“ Und doch glaubt er, dass „der harte Kern“ hinter ihm stehe.
Hinweis von seiner Frau
Ob dieser Satz vor knapp zwei Monaten ebenfalls gefallen wäre, ist wohl eher unwahrscheinlich. Da gab es noch Zoff zwischen dem Keeper und einigen Anhängern. Nach dem Spiel gegen Darmstadt gab es „Riemann raus“-Rufe. Sein bislang schwächstes Saisonspiel und sein Verhalten auf dem Platz waren der Anlass dafür. Riemann machte vor dem Ausgleichstreffer einen Fehler – doch anschließend schimpfte er mit einem Mitspieler.
Auf den Tribünen kam das gar nicht gut an. „Ich weiß selber, dass ich in diesem Spiel nicht so gut war. Mein Gemecker kam falsch rüber, es galt einer ganz anderen Aktion“, erklärt Riemann mit etwas Abstand und weiß: „Im Fernsehen und bei den Fans kommt das nicht gut rüber – und ich kann das auch verstehen.“ Riemann gesteht: „Für solche Szenen gab es wieder Lack von meiner Frau. Und das völlig zu Recht.“
Diskussionen mit den Fans
Einsicht scheint der erste Schritt zur Besserung zu sein. In sportlich schwierigen Wochen war Riemann ein wichtiger Rückhalt. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Anfang des Jahres patzte er mehrfach. Doch zuletzt konzentrierte sich der Keeper auf seine eigene Leistung. Trotzdem übernahm er Verantwortung, sprach vor allem mit jüngeren Teamkollegen und trat nicht nur als Kritiker, sondern als Motivator in Erscheinung.
Jetzt, nach drei ordentlichen Auftritten in Folge, sieht er einen leichten Aufwärtstrend: „Ich glaube, die Situation hat uns zusammengeschweißt. Wir haben oft auf die Fresse bekommen, auch intern haben wir uns deutlich die Meinung gesagt.“ Riemann war einer der ersten, der den Ernst der Lage erkannte und immer noch zur Vorsicht mahnt: „Nur wenn wir nicht nachlassen, werden wir die Abstiegszone verlassen.“
Gespräche über seinen Vertrag
Mit den Fans hat der Familienvater ebenfalls einen Weg gefunden. Nach den Anfeindungen Ende September kam es zur Aussprache. Dass dieser Dialog erfolgreich war, zeigte sich jüngst beim Heimspiel gegen Nürnberg. Als Gästekeeper Benedikt Willert verhöhnt wurde, lief Riemann zur Ostkurve und bat um Ruhe. Die Anhänger reagierten sofort und stellten ihre Gesänge ein.
Auch mit solchen Kleinigkeiten sammelt Riemann Argumente für eine Vertragsverlängerung. Seit vier Jahren hütet er das Tor des VfL. Stand jetzt wäre er im nächsten Sommer ohne Klub. Doch Gespräche über eine weitere Zusammenarbeit sind bereits geplant. Und so, wie sich Riemann in den letzten Wochen positioniert hat, scheint er nicht abgeneigt zu sein, in Bochum bleiben zu wollen.
(Foto: Imago / Zink)