Niederlage in Freiburg

Patzer nach vielen Paraden: Regelkunde für Riemann

Nach der 0:1-Auswärtsniederlage in Freiburg ist Manuel Riemann wohl nur schwer in den Schlaf gekommen. Bochums Torhüter meldete sich in der Nacht via Instagram zu Wort und übernahm die Verantwortung für die punktlose Auswärtsreise. Riemann flutschte kurz nach Wiederanpfiff ein im Grunde harmloser, aber klitschnasser Flankenball durch die Hände, zupfte Roland Sallai anschließend an der Hose und ahnte schon Böses, als Schiedsrichter Marco Fritz zum Kontroll-Bildschirm lief, um anschließend auf den Elfmeterpunkt zu zeigen – absolut regelkonform, auch wenn Riemann Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung äußerte, und damit ein wenig vom eigenen Fehler ablenkte. Doch die Lage war eindeutig: Der Keeper wollte Sallai stoppen, die Absicht war klar erkennbar.

Viele Chancen auf beiden Seiten

Dass der Freiburger theatralisch fiel, war für die Bewertung des Fouls irrelevant, sein Handspiel zudem nicht regelwidrig – allenfalls die passive oder aktive Abseitsposition von Michael Gregoritsch bei der Torerzielung ist strittig. Wie auch immer: Riemann hatte ja bereits erkannt, dass der erste und entscheidende Fehler in dieser Szene von ihm selbst ausging. Dass er die Niederlage deshalb auf seine Kappe nehmen wollte, war bei aller notwendigen Selbstkritik aber gar nicht nötig. Denn Riemann hielt ansonsten glänzend. Seinen eigenen Patzer machte er sogar wieder gut, indem er den Strafstoß von Vincenzo Grifo und dessen ersten Nachschuss stark parierte. Dass der zweite Nachschuss dann doch im Tor landete, war aber nicht mehr Riemanns Schuld. Bochums Abwehr sah bei Grifos mehrfachem Nachsetzen nur zu.

Der Ausgleich war in der Folge zwar möglich, fiel aber nicht – obwohl der VfL speziell in der zweiten Halbzeit ein halbes Dutzend guter Torchancen hatte. Gerrit Holtmann zum Beispiel traf gleich zweimal das Aluminium. Den Freiburgern erging es allerdings ähnlich, entweder stand das Torgehäuse oder Riemann im Weg. Auf 29 Torschüsse kam der Europa-League-Teilnehmer am Ende, der VfL auf 15. Dennoch: Die Gäste aus dem Ruhrgebiet waren nah dran, wenigstens einen Punkt aus dem Breisgau zu entführen, standen am Ende aber wieder mit leeren Händen da. Vier Spiele, null Zähler – das ist die bittere Realität. „Wir sollten jetzt besser nicht auf die Tabelle schauen“, sagte Kapitän Anthony Losilla nach dem Schlusspfiff, „sondern auf unsere Leistung hier in Freiburg. Ich habe viel Gutes gesehen.“

Umstellung hilft der Mannschaft

Dass die Bochumer das 0:7-Debakel gegen die Bayern ohne Nachwirkungen weggesteckt haben, war von Beginn an zu erkennen. Der VfL hatte deutlich mehr Struktur in seinem Spiel, vor allem mehr Zugriff. „Bochum war zweikampfstark und sehr eng an unseren Männern dran“, lobte Freiburgs Christian Streich den Gegner. Die Mannschaft von Trainer Thomas Reis weckte mit ihrer engagierten Spielweise erste Erinnerungen an die vergangene Saison, als sie mit einem konsequenten Anlaufen und einem schnellen Umschaltspiel überzeugte. Auch deshalb mussten gleich vier Neuzugänge ihren Platz in der Startelf räumen. Trainer und Mitspieler bescheinigten ihnen zuletzt Nachholbedarf. Also kamen gegen Freiburg drei etablierte Kräfte ins Team, dazu Jacek Goralski als zweikampfstarker Sechser.

Das ermöglichte Kevin Stöger mehr Freiheiten in der Offensive und schränkte den Radius, für den Losilla zuständig war, deutlich ein – eine Variante mit Zukunft, die von den Spielern ausdrücklich gelobt wurde. Auch Gerrit Holtmann verdiente sich seine Startelf-Nominierung, war in der Offensive Bochums schnellster und auffälligster Akteur. Die Rückkehr zur bekannten Spielweise und eine Leistungssteigerung geben dem VfL die Hoffnung, schon sehr bald die ersten Punkte einzufahren. Am besten schon gegen Werder Bremen am kommenden Samstag. „Wir müssen nur so weiterspielen“, fordert Kapitän Losilla vor dem nächsten Heimspiel. Dann bleiben auch die Fans zuversichtlich. Nach dem Spiel gegen Freiburg gab es erneut Applaus und mutmachende Worte.

Transparenzhinweis: Nach verschiedenen Rückfragen von Lesern zur Elfmeterszene wurde dieser Text in den ersten zwei Absätzen leicht angepasst.

(Foto: Imago / Eibner)