Endspurt

Rettungsanker Relegation? VfL hat alles in der eigenen Hand

Was die Bochumer Verantwortlichen wohl machen würden, bekämen sie jetzt folgendes Angebot: Die Saison ist hiermit beendet – und der VfL muss in die Relegation. Würden sie unterschreiben oder nicht? Natürlich: Dieses Szenario ist rein theoretischer Natur. Wobei die Wahrscheinlichkeit, dass die Saison noch um zwei Spiele verlängert wird, aus sportlicher Sicht gar nicht so gering ist. Vier Wochen vor dem regulären Ende der Saison steht der VfL nämlich genau da: auf dem Relegationsplatz.

Stuttgart überholt, Schalke rückt heran

Denn so erfreulich wie das Unentschieden gegen Dortmund am Freitag auch war, so unerfreulich waren die Resultate am Samstagnachmittag und Abend. Stuttgart gewann gegen Mönchengladbach, Schalke gegen Bremen, Augsburg holte einen Punkt in Frankfurt. Von den direkten Kontrahenten im Kampf um den Klassenerhalt verlor nur Hoffenheim in Leipzig. Die Ausgangsposition der Bochumer hat sich somit wieder leicht verschlechtert. Stuttgart ist wegen der deutlich besseren Tordifferenz am VfL vorbeizogen, Schalke als Vorletzter nah herangerückt. Anfang April waren es noch fünf Punkte Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz, jetzt nur noch einer. Das Problem: Von zwölf möglichen Punkten in diesem Monat hat der VfL nur zwei geholt.

Wobei Trainer Thomas Letsch so gar nicht denken würde. Er schaut lieber noch etwas weiter zurück und erinnert an düstere Zeiten. „Als ich hier nach sieben Spielen angekommen bin, hatten wir einen Punkt. Jetzt, vier Spieltage vor Schluss, haben wir den Klassenerhalt in der eigenen Hand. Diese Entwicklung vergisst man manchmal.“ In der sogenannten Letsch-Tabelle steht Bochum auf Platz elf, in der Rückrundentabelle allerdings nur auf Rang 16 mit einem Schnitt von weniger als einem Punkt pro Partie.

Mindestens vier, maximal sechs Spiele

Doch das ist eine Momentaufnahme. „Entscheidend ist die Tabelle am 34. Spieltag“, sagte Letsch bereits vor einigen Wochen, „es wird wahrscheinlich ein Kampf bis zum letzten Moment.“ Ob das Bochumer Restprogramm vermeintlich einfacher ist als das der Konkurrenz, vermag er nicht zu beurteilen. „Wir wissen alle, dass es am Ende verrückte Ergebnisse geben kann.“ Vor unlösbaren Aufgaben steht der VfL allerdings nicht. Zunächst geht es nach Mönchengladbach. Die Borussia hat nur eines ihrer letzten acht Spiele gewonnen, steht im Niemandsland der Tabelle, hat schmerzhafte Ausfälle zu verkraften und gleich mehrere Spieler in ihren Reihen, die den Verein im Sommer verlassen werden. Das Hinspiel gewann Bochum verdient mit 2:1.

Nach dem Auftritt am Niederrhein kommt Augsburg nach Bochum, ebenfalls noch ein Abstiegskandidat. Es folgt das Duell beim aktuellen Schlusslicht in Berlin, bevor am 34. Spieltag das Heimspiel gegen Leverkusen ansteht. Im Idealfall nimmt Bayer nur vier Tage später am Europa-League-Finale teil, und der Fokus liegt nicht mehr ganz auf der Bundesliga. In der Hinrunde holte der VfL gegen diese vier Teams insgesamt neun Punkte – ein Mutmacher, aber keine Garantie, dass sich genau das wiederholt.

Der HSV wäre ein möglicher Gegner

Deshalb schauen Fans wie Verantwortliche auch mit einem Auge auf das, was eine Liga tiefer passiert. Stand jetzt wäre der Hamburger SV Bochums Relegationsgegner am 1. und 5. Juni. Aber auch der 1. FC Heidenheim käme als Gegner in Betracht; bei überraschenden Ergebnissen im Endspurt vielleicht noch ein anderes Team. Doch zurück zur Ausgangsfrage: Wäre die Relegation für den VfL ein dankbares Szenario? Vor einem halben Jahr ganz sicher, aktuell wohl kaum. Eher eine Notlösung, ein letzter Rettungsanker, sollte der Klassenerhalt auf direktem Weg nicht gelingen. Es wären zwei Endspiele unter größter nervlicher Anspannung, den Klassenerhalt zwar in der eigenen Hand, den drohenden Abstieg aber im Hinterkopf.


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(Foto: Marc Niemeyer)