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Reis lehnt VfL-Angebote ab – Gespräche bis zur WM vertagt

UPDATE: Nachdem Hans-Peter Villis, der Vorsitzende des Präsidiums, zuletzt vorgeprescht war und eine zeitnahe Verlängerung der Zusammenarbeit mit Trainer Thomas Reis in Aussicht gestellt hat, rudert er nun zurück, genauso wie der Trainer. Reis hatte in einem Interview den Eindruck erweckt, mit ihm habe in jüngster Zeit niemand gesprochen. „Zuletzt gab es einigen Wirbel zu meinen Äußerungen zum aktuellen Verhandlungsstand. […] Fakt ist: Es gab Angebote seitens des Vereins, zuletzt vor dem ersten Pflichtspiel dieser Saison. Bisher konnten wir uns nicht einigen“, erklärte Reis nun in einer Pressemitteilung und bestätigte damit die Berichterstattung von Tief im Westen – Das VfL-Magazin (siehe unten).

Es gab mehrere Verhandlungsrunden ohne ein Ergebnis, vor allem finanziell gab es keine Übereinkunft. Weil eine zeitnahe Einigung nicht möglich erschien, haben sich Villis, Reis und die Geschäftsführung nun darauf verständigt, die Gespräche zu vertagen. „Wir sind übereingekommen, die Vertragsverhandlungen zunächst ruhen zu lassen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt, zum Beispiel während der Weltmeisterschaft, wieder aufzunehmen“, erklärte Hans-Peter Villis am Mittwoch.

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Ursprünglicher Bericht vom 20. August:

Hans-Peter Villis hat sich selbst unter Druck gesetzt. Mehrfach hat der Vorsitzende des Bochumer Präsidiums betont, dass der Vertrag mit Trainer Thomas Reis möglichst langfristig verlängert werden soll. „Im Idealfall“ bis zum Saisonstart, sagte er Ende Juli im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Doch diese Zielmarke wurde klar verpasst, die ersten beiden Spiele sind absolviert und der im Sommer 2023 auslaufende Vertrag noch nicht verlängert. Dass einige Fans also nervös werden, ist wenig überraschend.

Ihre Sorge, den Erfolgscoach der vergangenen drei Jahre zu verlieren, ist am Freitag sogar noch größer geworden. Der Grund: Ein Interview, das die WAZ mit Thomas Reis geführt hat. Darin geht es in erster Linie um seine persönliche Zukunft. „Es gibt momentan keine Gespräche. […] Stand jetzt bin ich ab dem 1. Juli 2023 arbeitssuchend. Von meiner Seite aus ist alles offen“, sagt der 48-Jährige. Für die Gründe der stockenden Verhandlungen verweist er auf die „Vereinsseite“. Die möchte sich jedoch nicht dazu äußern.

Reis will nachverhandeln

Fakt ist aber: Erst kürzlich saßen Maikel Stevens, der Berater von Reis, und VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz zusammen. Es ist anzunehmen, dass es dabei auch um Vertragsangelegenheiten ging. Denn die Geschäftsführung ist für die Gespräche verantwortlich. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin hat der Verein dem Trainer längst Angebote vorgelegt, allerdings möchte Reis die Verhandlungen fortsetzen. Der jetzige Vertragsentwurf entspricht offenbar nicht seinen Vorstellungen.

Reis pokert also und nutzt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die Villis dadurch geschaffen hat, dass er eine zeitnahe Einigung mehr oder weniger versprochen hat. Das stärkt natürlich die Position von Reis, denn einen zweiten Abgang nach der Kündigung von Sebastian Schindzielorz würde Villis nicht unbeschadet überstehen. Bereits im Mai hat Reis öffentlich (weitere) Vertragsgespräche eingefordert und gleichzeitig mit einem Vereinswechsel kokettiert, was klubintern nicht ausschließlich positiv ankam.

Villis braucht Erfolgsmeldung

Die Frage ist, wie es nun weiter geht. Dass Reis mit seinen Aussagen in der WAZ suggeriert, dass sich der VfL nicht um eine Vertragsverlängerung bemühen würde, dürfte intern nicht gut ankommen, da es nicht den Tatsachen entspricht. Trotzdem könnte speziell Hans-Peter Villis nervös werden. Schließlich möchte er im Herbst als Vorsitzender im Amt bestätigt werden. Gleichwohl dürften beim VfL bald Grenzen erreicht sein, wenn es darum geht, das Angebot für Reis in finanzieller Hinsicht zu verbessern. Ausgang: ungewiss.

(Foto: Imago / Sven Simon)