Torgefahr

Flanken, Ecken und mehr: Was Reis verbessern will

Irgendwas ist immer. Vor dem Heimspiel gegen Stuttgart musste Thomas Reis viele Fragen zur Defensivleistung beantworten. Sieben Gegentore gab es in München, drei gegen Hertha und zwei in Köln. Reis reagierte, auch personell, und wurde belohnt: Gegen Stuttgart spielte der VfL zu Null. Ein eigenes Tor erzielte sein Team allerdings auch nicht. Vor dem schweren Auswärtsspiel in Leipzig gerät also die Offensive in den Fokus. Bochums Trainer versteht das und sieht es ähnlich: „Hinten gut zu stehen, ist die Basis. Gegen Stuttgart haben wir die Ordnung gehalten. Jetzt gilt es, den nächsten Baustein zu setzen.“

Zu überhastet

Flanken, Ecken, Freistöße, natürlich auch Abschlüsse – all das, was zu Toren führen kann, gilt es zu verbessern. „Wir waren ja nicht schlecht nach vorne, aber im letzten Moment nicht zielstrebig genug oder haben die falschen Entscheidungen getroffen“, analysiert Reis, der weiß: „In der Bundesliga ist alles schwerer.“ Weil die Gegner aufmerksamer sind, früher stören und die Räume enger werden. Weniger klare Torchancen sind die Folge. In dieser Statistik steht der VfL nach sechs Spielen auf Platz 16. „Gegen Stuttgart war auch das schon besser“, sagt der Trainer, der jedoch sah, dass in Strafraumnähe oft die Ruhe fehlte: „Manche Aktionen wirkten überhastet.“

Reis setzt in dieser Saison noch mehr auf schnelle Außenspieler, gegen Stuttgart waren es Christopher Antwi-Adjei und Gerrit Holtmann, unterstützt von Herbert Bockhorn und Danilo Soares. „Sie setzen sich gut durch, aber die Hereingaben müssen besser werden“, bemängelt Reis. Auch in der Mitte, wo der oder die Abnehmer lauern, gibt es Steigerungsbedarf. Angreifer Sebastian Polter agierte gegen Stuttgart eher unglücklich, war am Ende auch platt. Doch von Polters Form, der mangels Alternativen quasi gesetzt ist, hängt viel ab. Silvere Ganvoula ist für Reis offenbar keine ernsthafte Option, gegen Stuttgart blieb er 90 Minuten auf der Bank.

Zu ungenau

Als spielentscheidendes Element hat Bochums Trainer auch Standardsituationen wie Ecken und Freistöße identifiziert. Die waren bisher eher mangelhaft. Als Schützen hat der VfL nun Neuzugang Eduard Löwen ausgewählt, doch die Präzision fehlt noch. „Im Training kommen sie auf den Punkt“, versichert Reis. Doch warum nicht im Spiel? „Mehr Druck, weniger Ruhe, vielleicht ein bisschen Nervosität“, mutmaßt der Fußballlehrer, der aber betont, dass Standardsituationen weiter auf dem Trainingsplan stehen. Je nach Aufstellung wäre auch Danny Blum ein Kandidat für Freistöße oder Ecken. Der Linksfuß ist ebenso wieder fit wie Takuma Asano.

Beide sind vorerst nur Joker, drängen aber ins Team und wären Alternativen zu Antwi-Adjei und Holtmann, die in punkto Torgefahr ebenfalls noch zulegen müssen. Sie alle sollen und müssen auch den Ausfall von Simon Zoller kompensieren, der bislang an allen vier Saisontreffern beteiligt war. Der Angreifer wurde am Montag erfolgreich am linken Knie operiert. In Kürze wird er seine Reha beginnen, doch in dieser Saison wird der Publikumsliebling wohl eher keine Rolle mehr spielen. Über einen weiteren Transfer haben die Verantwortlichen kurz nach seiner Verletzung sogar nachgedacht, diese Idee aber schnell wieder verworfen.

Zu kompliziert

„Wir könnten momentan ja nur auf vertragslose Spieler zurückgreifen. Und die haben seit Mai kein Spiel mehr bestritten“, sagt Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. „Es bräuchte also Wochen, bis der neue Mann spielfit wäre.“ Frühestens im Januar, wenn die zweite Transferperiode beginnt, könnte es sein, dass der VfL nachbessert, auch in der Offensive. Bis dahin setzt der Manager auf das Kollektiv: „Als kleinerer Verein in der Bundesliga können wir nicht jeden Stammspieler, der fehlt, gleichwertig ersetzen.“ Die Tore in Leipzig und in den Spielen danach müssen also die schießen, die schon da sind.

(Foto: Imago / Eibner)