Fan-Boykott

Jedes VfL-Spiel ein Fest – nur in Leipzig nicht

Beim Auswärtsspiel in Wolfsburg waren Gästefans eigentlich gar nicht zugelassen. Doch die wenigen Bochumer, die mit Glück an Karten gekommen waren, haben zeitweise mehr Lärm gemacht als die 8.000 Fans der Heimmannschaft. Auch in Köln und München waren die VfL-Fans in der Unterzahl. Nur fünf Prozent der Tickets gehen aktuell an den Gastverein. Die Bochumer waren aber so laut, dass danach jeder wusste: Der VfL ist zurück in der Bundesliga.

Nur 500 Bochumer in Leipzig

Jedes Spiel ist für die Anhänger derzeit ein Fest, im eigenen Stadion sowieso. Am Wochenende, beim sogenannten Topspiel in Leipzig, wird das allerdings etwas anders aussehen: Von den knapp 1.100 angebotenen Tickets hat der VfL nur rund 500 verkaufen können – dabei hatten alle Fans und nicht nur Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber Zugriff auf die Karten. Die Tickets für die Spiele in Köln und München waren dagegen binnen weniger Minuten vergriffen. Der Grund für die Zurückhaltung: Teile der Fanszene boykottieren das Spiel, ähnlich wie vor einigen Jahren, als der VfL noch in der 2. Liga zu Gast im früheren Zentralstadion war.

Die Geschichte dahinter ist bekannt: Nicht nur Bochumer bezeichnen den Klub RB Leipzig als Marketinginstrument des RedBull-Konzerns und lehnen ihn deshalb ab. Mit dem Kauf von Eintrittskarten wollen sie den Vizemeister der Bundesliga nicht zusätzlich unterstützen. In der Vergangenheit gab es stattdessen Aktionen am Ruhrstadion, etwa zur Verabschiedung oder Begrüßung der Mannschaft.

Die Verantwortlichen halten sich aus dem Thema weitgehend heraus, wie die Pressekonferenz vor dem Spiel gezeigt hat. „Das muss jeder für sich selber entscheiden, ob er uns nach Leipzig begleitet oder nicht“, sagte Trainer Thomas Reis auf Nachfrage. „Es geht ja in erster Linie darum uns zu unterstützen.“ Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz wich der Frage aus, ob der Boykott für ihn nachvollziehbar sei, und sagte nur: „Die, die vor Ort sein werden, werden uns sicher lautstark anfeuern – so, wie es immer der Fall ist.“ Schindzielorz lobte noch einmal die Stimmung bei den bisherigen Heim- und Auswärtsspielen: „Das war großartig. Diese Energie von den Rängen hat uns zusätzlich geholfen.“

Mehr Fans im Ruhrstadion

Nicht nur der Manager darf darauf hoffen, dass die Atmosphäre im Bochumer Ruhrstadion bald noch besser wird. Denn die neue Corona-Schutzverordnung des Landes NRW, die für den gesamten Oktober gilt, sieht weitere Lockerungen unter der 3G-Regel vor. Demnach darf der VfL – wie alle anderen Vereine auch – künftig jeden Sitzplatz sowie 5.000 Stehplätze belegen. Theoretisch dürften also mehr als 20.000 Fans ins Stadion kommen. Wie das in der Praxis aussehen wird, ist aber noch offen. Zuletzt waren 15.500 Fans beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart zugelassen, darunter 4.000 Zuschauer auf der Osttribüne.

Noch hat der VfL aber Zeit, die neue Verordnung konkret umsetzen. Die nächsten beiden Heimspiele finden erst Ende Oktober statt: Erst am Sonntagabend (24.10.) gegen Eintracht Frankfurt in der Liga, dann 71 Stunden später gegen den FC Augsburg im DFB-Pokal (27.10.). Fest steht nur: Fans, die bis dahin noch nicht vollständig geimpft sind, müssen ihre Schnelltests selbst bezahlen. Der Bund übernimmt die Kosten nur noch bis zum 11. Oktober.

(Foto: Firo Sportphoto)