Personalie

Portugiesische Eleganz: Paciencia ist die Sturmhoffnung

Schöner hätte der erste Treffer von Goncalo Paciencia im Trikot des VfL Bochum kaum sein können. Mit einer eleganten Direktabnahme brachte er seine Mannschaft im Auswärtsspiel beim SC Freiburg in Führung. „Sogar mit links, obwohl ich mit dem rechten Fuß eigentlich noch stärker bin“, kommentierte Paciencia nach der Partie sein erstes persönliches Erfolgserlebnis. „Leider hat es uns wenig gebracht.“ Dass der VfL am Ende mit 1:2 im Breisgau verlor, lag aber ganz gewiss nicht am portugiesischen Mittelstürmer.

Ausgeliehen bis zum Sommer

Seit Anfang September verstärkt der 29-Jährige den Angriff des Revierklubs. Am letzten Tag der Transferperiode wechselte Paciencia auf Leihbasis vom spanischen Erstligisten Celta Vigo nach Bochum. Der Vertrag läuft zunächst bis zum Ende der Saison, eine Kaufoption gibt es nicht. „Wir wollten uns im Angriff unbedingt noch einmal verstärken. Mit Goncalo Paciencia haben wir die ideale Lösung gefunden“ sagte VfL-Sportdirektor Marc Lettau anlässlich der Verpflichtung. „Goncalo verfügt bereits über reichlich Erfahrung, sowohl in der Bundesliga als auch in den europäischen Wettbewerben.“

In Bochum kämpft Paciencia bekanntlich gegen den Abstieg. Doch der Mittelstürmer hat auch schon Titel gesammelt. In Portugal gewann er 2018 mit dem FC Porto die Meisterschaft. Für ihn ein besonders Erlebnis, schließlich wurde er in Porto als Sohn des 34-maligen Nationalspielers Domingos Paciencia geboren und spielte seit dem achten Lebensjahr für die Jugendmannschaften des Traditionsklubs. Doch mangels Spielzeit ließ sich Paciencia junior in der Folge mehrfach verleihen, unter anderem nach Griechenland zu Olympiakos Piräus.

Im Sommer 2018 erfolgte schließlich der erste Wechsel nach Deutschland. Eintracht Frankfurt sicherte sich die Dienste des Angreifers. Dort kam Paciencia über die Rolle des Edeljokers aber nur selten hinaus. 2020 unterschrieb er deshalb einen Leihvertrag bei Schalke 04. Doch bei den Königsblauen lief es gar nicht rund. Paciencia war mit Knieproblemen längere Zeit verletzt und stieg am Saisonende in die 2. Liga ab. Die Kaufoption war damit Makulatur, Paciencia kehrte zur Eintracht zurück – und erlebte dort seinen zweiten Höhepunkt der Karriere. Mit den Hessen gewann Paciencia in der Spielzeit 2021/22 die Europa League und erzielte im Laufe des Wettbewerbs zwei wichtige Treffer, bevor er sich zunächst wieder aus Deutschland verabschiedete. Im Sommer 2022 wechselte Paciencia nach Spanien zu Celta Vigo. Doch eine tragende Rolle nahm er dort nicht ein. Somit folgte der Wechsel nach Bochum.

Olympia-Teilnehmer in Rio

„Ich bin sehr glücklich, wieder in der Bundesliga aufzulaufen“, sagt Goncalo Paciencia zur knapp einjährigen Leihe nach Bochum und lobt dabei besonders die Atmosphäre in den Stadien: „Diese Stimmung, die man hier in Deutschland hat, gibt es in anderen Ligen nicht. Die ist richtig gut. Die deutschen Fans können stolz darauf sein. Ich habe diese Stimmung sehr vermisst.“ Der 29-Jährige kann es beurteilen. Der Angreifer hat nicht nur für Klubs aus vier verschiedenen Ländern gespielt, sondern auch im Nationaltrikot internationale Erfahrung gesammelt. 2016 stand Paciencia im portugiesischen Aufgebot bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Ein Jahr später debütierte er im A-Nationalteam, allerdings kam 2019 nur noch ein weiteres Spiel dazu.

Der Weg vom VfL zurück ins Nationalteam ist weit, doch fürs Erste würde es ja auch genügen, wenn Paciencia mit seinen Toren dazu beiträgt, dass der VfL Bochum sein viertes Bundesliga-Jahr in Folge erlebt. „Dass er ein Torjäger ist, haben wir nicht nur gegen Freiburg gesehen. Goncalo hat einen sehr guten Abschluss, das ist seine Qualität“, weiß auch Trainer Thomas Letsch, der seinen Schützling aber erst am Ende der Hinrunde häufiger eingesetzt hat. „Goncalo kam erst Anfang September zu uns. Er war zu Beginn nicht hundertprozentig fit, hatte keine Vorbereitung und musste sich dann heranarbeiten“, erklärt der Coach. Muskuläre Probleme hätten den kopfballstarken und beweglichen Mittelstürmer zwischenzeitlich wieder ausgebremst. „Jetzt ist er wieder da. Goncalo wird noch viele Spiele und Tore für uns machen. Davon bin ich überzeugt“, betont Letsch.

Einen Vorgeschmack darauf lieferte Paciencia im Dezember. Gegen Union Berlin erzielte er sein erstes Tor im Bochumer Ruhrstadion, und in Hoffenheim mit einem sehenswerten Volleyschuss den Anschlusstreffer, der sogar zum Tor des Monats gewählt wurde. Der Portugiese mag es eben gerne elegant.

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