Trotz der 1:2-Niederlage konnten sich die Wuppertaler Fans ein bisschen Stichelei erlauben. Erst spät, nämlich in der Verlängerung, hatte der VfL Bochum den tapferen Regionalligisten in der ersten Pokalrunde bezwungen und damit eine Blamage abwenden können. „Und ihr wollt 1. Liga sein…?“, sangen die Fans des WSV. Womit sie nicht ganz Unrecht hatten: Mit einer solchen Leistung, wie sie der VfL an diesem Samstag gezeigt hat, wird er in der Bundesliga große Probleme bekommen.
Speziell in der ersten Halbzeit enttäuschte die Mannschaft auf ganzer Linie – defensiv wie offensiv. Folgerichtig geriet der Favorit mit 0:1 in Rückstand. Trainer Thomas Reis brachte es hinterher auf den Punkt: „Wir haben sehr viel zugelassen, Wuppertal war uns in vielen Belangen überlegen und man hatte das Gefühl, sie wollten es mehr.“ Die Bochumer wirkten nicht fokussiert, waren hinten anfällig und hatten nach vorne keine Ideen und erst recht keine Durchschlagskraft.
Steigerung nach der Pause
Besser wurde es erst nach dem Seitenwechsel, als der VfL Fehler der Gastgeber provozierte und immer wieder Christopher Antwi-Adjei suchte. ‚Jimmy‘ war für den schwachen Gerrit Holtmann gekommen. Der Neuzugang aus Paderborn belebte das Bochumer Spiel und war der mit Abstand beste und schnellste Mann auf dem Feld. Logisch, dass er als Vorlagengeber auch am Ausgleichstreffer durch Simon Zoller entscheidend beteiligt war. „Da hat man gesehen, dass wir in der Lage sind, guten Fußball zu spielen“, lobte Reis sein Team für die Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit, die allerdings nicht ausreichte, um den Pokalfight nach 90 Minuten zu beenden. Erst ‚Goalgetter‘ Robert Tesche erlöste die Bochumer, als er in der zweiten Hälfte der Verlängerung das entscheidende Tor erzielte.
„Wir sind froh, die nächste Runde erreicht zu haben“, sagte Reis, der die Mängel trotz des Weiterkommens nicht ignorieren wird: „Wir haben noch sehr, sehr viel Arbeit vor uns.“ Und zwar in allen Mannschaftsteilen. Stellungsfehler und andere Nachlässigkeiten, die in Wuppertal besonders oft auf das Konto von Cristian Gamboa und Armel Bella Kotchap gingen, werden in der Bundesliga konsequent bestraft. Außerdem hatte Reis schon während der Vorbereitung mehr Konsequenz in den Zweikämpfen gefordert. Auch im Mittelfeld gibt es Verbesserungs- und Abstimmungsbedarf. Neuzugang Elvis Rexhbecaj muss sich sportlich weiter integrieren. Er war bemüht mit ordentlichen Ansätzen als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive, sah in vielen Szenen aber noch unglücklich aus.
Löwen könnte helfen
Gebraucht hätte der VfL vielleicht einen echten Ballverteiler, um Simon Zoller oder den agilen Takuma Asano mehr und besser in Szene zu setzen. Diese Aufgabe wird in Zukunft wohl am ehesten Eduard Löwen übernehmen können, der in Wuppertal allerdings verletzt gefehlt hat. Löwen könnte auch mehr körperliche Präsenz ins Bochumer Offensivspiel bringen. Für die stünde theoretisch auch Silvere Ganvoula, doch der Angreifer gab nach seiner Einwechslung kein Bewerbungsschreiben ab. Ganz im Gegensatz zu Antwi-Adjei, der die meisten Pluspunkte sammelte und sich Hoffnung machen darf, beim Bundesligastart in Wolfsburg zur Startformation zu gehören. Gleiches gilt für Vasilios Lampropoulos, der nach seiner Hereinnahme für Bella Kotchap zwar wenig zu tun hatte, seine Aufgabe aber souverän erfüllte.
(Foto: Firo Sportphoto)