Trotz Corona

VfL plant Fanrückkehr: Das ist der aktuelle Stand

Verwundert rieben sich einige VfL-Fans die Augen. Wieso durften in Mönchengladbach, Wolfsburg oder Karlsruhe Fans beim Trainingsauftakt dabei sein – und in Bochum nicht? Thomas Reis ließ seine Mannschaft auf dem Leichtathletikplatz trainieren, an allen Seiten war ein Sichtschutz angebracht. Ordner bewachten die Anlage. Wann die Anhänger ihre Lieblinge wieder live bewundern dürfen, steht noch nicht fest. Alle Trainingseinheiten und Testspiele finden wegen der Corona-Pandemie vorerst ohne Zuschauer statt. Der VfL orientiert sich weiter am DFL-Hygienekonzept, das bereits im Frühjahr von allen Klubs beschlossen wurde und immer noch gilt. Das sieht diese strengen Regelungen vor. An allen Maßnahmen sind auch weiter die lokalen Gesundheitsbehörden beteiligt. Das führt dazu, dass es regional unterschiedliche Lockerungen oder Restriktionen gibt.

Kein Bier im Stadion

Grundsätzlich sind Veranstaltungen mit bis zu 300 Personen in Nordrhein-Westfalen wieder erlaubt – auch Fußballspiele. Allerdings will der VfL Menschenansammlungen möglichst vermeiden, teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit. Die Fans akzeptieren das auch, praktisch ausnahmslos. Was allerdings schon jetzt zu weitaus intensiveren Diskussionen führt, sind die Pläne der Klubs zur schrittweisen Rückkehr von Zuschauern in die Stadien. Erste Leitlinien, wozu auch ein Alkoholverbot gehört, haben die DFL-Klubs bereits verabschiedet. Die weiteren Bedingungen: Tickets müssen personalisiert sein, Stehplätze gesperrt werden und Gästefans draußen bleiben. Jetzt müssen die Behörden entscheiden, ob sie diesen Plan akzeptieren – Bund und Länder im ersten und die Kommunen im zweiten Schritt. Dabei muss es für jedes Stadion ein eigenes Konzept geben.

VfL erarbeitet Konzept

Der VfL Bochum arbeitet schon seit Wochen daran. Denn das Konzept muss alle Bereiche einschließen, zum Beispiel auch die An- und Abreise, den Einlass oder den Torjubel. Auf den Tribünen müssten Abstände eingehalten, möglicherweise auch ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. In den Niederlanden darf nicht einmal gesungen werden. Nur unter strengsten Auflagen sind Fußballspiele vor (kleinem) Publikum derzeit vorstellbar – sofern es überhaupt dazu kommt. Wann eine Entscheidung fällt, ist weiter offen. Angesichts steigender Fallzahlen dürfte die Öffnung von Fußballstadien auch in der Politik nicht mehr oberste Priorität haben. So argumentiert auch Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, der vor wenigen Tagen einen Open-Air-Talk des VfL besuchte. Sein Wort hat Gewicht, schließlich muss auch die Stadt das Konzept absegnen.

Oberbürgermeister skeptisch

Eiskirch äußerte sich eher zurückhaltend zu einer möglichen Stadionöffnung im Herbst: „Ich habe keine Glaskugel. Wir wissen nicht, wie sich das Infektionsgeschehen entwickeln wird. Wenn man aber die aktuellen Zahlen sieht, bin ich nicht ganz so optimistisch.“ Eiskirch ist bekennender VfL-Fan mit Dauerkarte, steht bei Heimspielen in der Ostkurve. Auch ihm „tut es weh, nicht ins Stadion zu dürfen – wie uns allen.“ Doch falsche Hoffnungen möchte er nicht wecken: „Wir bereiten uns vor und haben einen Plan in der Schublade. Aber wenn es die Lage nicht zulässt, muss der Plan leider auch dort bleiben.“ Er hofft, dass die Mannschaft erfolgreich in die neue Saison startet, „denn dann halten wir es vielleicht noch ein paar Spiele länger aus, nicht dabei zu sein und gemeinsam Siege zu feiern.“

(Foto: Imago / Poolfoto via Firo)