Thomas Letsch ist ein kommunikativer Mensch. Der Fußballlehrer umschifft Fragen, die ihm nicht passen, gerne mit einer Geschichte. Das war zum Beispiel vor dem Saisonstart der Fall. Von Tief im Westen – Das VfL-Magazin auf den Konkurrenzkampf zwischen Felix Passlack und Cristian Gamboa angesprochen, wollte Letsch nicht verraten, welche Vorzüge die beiden Spieler jeweils mitbringen. „Das ist eine gemeine Frage“, entgegnete Letsch und antwortete diplomatisch: „Es spricht sowohl für Felix als auch für Cristian sehr viel. Sie erfüllen beide das Anforderungsprofil für ihre Position.“ Letsch ließ sich im Folgenden lediglich entlocken, dass Gamboa „einen Tick schneller“ sei als Passlack, der Sommer-Neuzugang aus Dortmund dafür „schon häufiger“ eine eher offensive Position eingenommen hat. Als rechter Schienenspieler sei schließlich beides gefragt: defensive Stabilität und offensive Kreativität.
Startelf immer mit Passlack
Die Antwort, welcher Spieler in diesem Duell die Nase vorn hat, gab Letsch schlussendlich mit seiner Aufstellung. In allen sechs Pflichtspielen erhielt Felix Passlack den Vorzug vor Cristian Gamboa. Doch im Gegensatz zu anderen Neuzugängen – etwa Matus Bero oder Bernardo – konnte Passlack bislang nur bedingt überzeugen. Dem 25-Jährigen fehlten bisweilen das passende Timing in den Zweikämpfen, das richtige Stellungsspiel und überzeugende Offensivaktionen. Auffallend häufig ließen die Gegner ihre Angriffe über die Rechte Bochumer Abwehrseite laufen, nicht selten entwickelten sich daraus gefährliche Toraktionen. Zuletzt in München zog Letsch die Reißleine: Passlack musste schon vor dem Halbzeitpfiff den Platz verlassen – wobei diese Entscheidung nicht nur in der Leistung begründet, sondern auch taktischer Natur war. Dennoch: Passlack bleibt ein Wackelkandidat in der Startelf des VfL Bochum.
Gamboa stünde bereit
Da dürfte es ja gerade recht kommen, dass mit Cristian Gamboa ein motivierter Vertreter bereitsteht, oder? In München kam der Costa-Ricaner erstmals in dieser Saison eine komplette Halbzeit zum Einsatz, nachdem er zur Pause eingewechselt wurde. Die nächste 0:7-Pleite gegen den Rekordmeister konnte der Vize-Kapitän allerdings auch nicht mehr verhindern. Offen bleibt, ob sich Gamboa dennoch für seine Startelfnominierung empfehlen konnte. Der 33-Jährige ist bekannt für seine giftige Zweikampfführung, sein hohes Tempo und bedingungslosen Einsatz; seine bekannten Schwächen haben ihm am Ende der vergangenen Saison allerdings auch den Stammplatz gekostet. Letsch zog seinerzeit Saidy Janko vor, auf der linken Seite traf es Danilo Soares, der ebenfalls noch auf seinen ersten längeren Saisoneinsatz wartet, mit Maximilian Wittek aber auch einen stärkeren und stabileren Teamkollegen vor sich hat.
Gesunde Konkurrenzsituation
Folgende These ist somit nicht allzu gewagt: Der Bochumer Kader ist auf der linken Defensivseite stärker besetzt als auf der rechten, was sowohl für die Startelf als die Ersatzbank gilt. In puncto Fairness und Teamgeist macht dem Duo Passlack und Gamboa allerdings niemand etwas vor. In München war eine durchaus bemerkenswerte Szene zu beobachten. Nachdem Passlack mit großen Schwierigkeiten in die Partie gestartet war, sprang Gamboa in einer Behandlungspause auf und lief an den Spielfeldrand, wo er seinem internen Kontrahenten gestenreich taktische Tipps gab. Bereits im Sommer sprach Trainer Letsch von einer „gesunden Konkurrenzsituation“, was Gamboa mit seinem Verhalten am vergangenen Wochenende bestätigte. Wer gegen Mönchengladbach den Vorzug erhalten wird, verrät Letsch natürlich nicht. Erst der Aufstellungsbogen wird eine Antwort auf die wohl immer noch „gemeine Frage“ liefern.
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(Foto: Marc Niemeyer)