Interview

Pantovic: „Ich wurde für die Bundesliga ausgebildet“

Vom Buhmann zum Publikumsliebling: Milos Pantovic blüht beim VfL Bochum in der Bundesliga auf. Im Interview spricht der Mittelfeldspieler über Kabinen-Gags, Weitschusstore und die Partie gegen seinen Ex-Verein Bayern München.

Herr Pantovic, Hermann Gerland hat nach Ihrem Wechsel zum VfL im Sommer 2018 gesagt, er habe schon bessere Spieler nach Bochum geschickt. Wie oft hat Sie dieser Satz danach noch verfolgt?

Ich habe natürlich mitbekommen, was er gesagt hat. Wenn das seine Meinung ist, dann ist das auch völlig okay. Wir kennen ihn doch: Er ist sehr ehrlich. Aber er hat bei meinem Transfer keine Rolle gespielt. Vielleicht hat ihn jemand vom VfL nach seiner Meinung gefragt, mehr aber auch nicht.

Kritisch beäugt wurden Sie dann allerdings sehr lange.

Ja, und das war nicht immer so einfach für mich. Warum auch immer, ich habe viel Kritik abbekommen, manchmal mehr als andere. Das ist erst in den letzten Monaten spürbar weniger geworden.

Es war auch Thema in der Kabine, haben Sie mal gesagt.

Um ehrlich zu sein: Wir haben sogar darüber gelacht. Niemand hat verstanden, warum es nach schlechten Spielen hieß: Pantovic ist schuld. Irgendwann war es nur noch ein Kabinen-Gag.

Lesen Sie in den sozialen Netzwerken mit?

Mit der Zeit nicht mehr. Ich weiß, was ich kann. Dann ist es nicht so entscheidend, wie mich andere von außen beurteilen. Kritische Kommentare sind ja kein Problem, aber es muss immer fair bleiben.

Der Wind hat sich mittlerweile gedreht. Sie gehören fast schon zu den Publikumslieblingen, sportlich zum Stammpersonal. Warum läuft es in dieser Saison so gut für Sie?

Da kommen verschiedene Faktoren zusammen: Tore, die zum Teil ziemlich krass waren. Mehr Einsätze im Zentrum, und: Die neue Liga, in der ich mich gut zurechtfinde. Jetzt sind mehr meine spielerischen Fähigkeiten gefragt. Ich wurde beim FC Bayern ja auch für die Bundesliga ausgebildet.

Heißt, für Sie ist es einfacher, in der Bundesliga zu glänzen als in der 2. Liga? Klingt im ersten Moment fast schräg.

Zumindest kann ich in der Bundesliga meine spielerischen Qualitäten häufiger einbringen. Ich habe in München eine gute Grundausbildung genossen, gerade im Hinblick auf Technik und Ausdauer. Außerdem hatte ich im Sommer ein Gespräch mit Thomas Reis. Wir waren uns einig, dass ich meine Stärken im Zentrum am besten zeigen kann. Aber: Ich wurde beim FC Bayern für alle Offensivpositionen ausgebildet, kann also auch außen spielen.

Sie waren insgesamt elf Jahre in der Jugend beim FC Bayern. Wie sehr hat Sie diese Zeit geprägt?

Vieles von dem, was mich fußballerisch heute auszeichnet, habe ich dort gelernt. Ich hatte mit vielen sehr guten Trainern und Spielern zu tun. Die ersten Erfolge und Misserfolge, Auslandsreisen, aber auch Verletzungen – all das habe ich dort zum ersten Mal erlebt. Außerdem habe ich für den FC Bayern mein Bundesliga-Debüt gefeiert (ein Einsatz unter Pep Guardiola, Anm. d. Red.).

Wurden in München eigentlich auch Distanzschüsse trainiert? Sie haben in dieser Saison einmal aus 66 und einmal aus 45 Metern getroffen.

Solche Schüsse trainiere ich in dieser Form gar nicht. Es ist wohl eine Mischung aus Talent und Instinkt. Wenn das Tor frei ist, überlege ich nicht lange, sondern setze die erste Idee direkt um. Natürlich gehört auch Selbstvertrauen dazu, das habe ich momentan. Es gab Phasen, da hätte ich den Ball wohl übers Stadiondach geschossen (lacht).

Wie realistisch ist es denn, dass Ihnen ein solches Tor auch am Samstag gegen Ihren Ex-Verein gelingt? Im Hinspiel gab eine 0:7-Klatsche.

Ich würde mich auch über ein Tor aus drei Metern mit der Kniescheibe freuen (lacht erneut). Aber ernsthaft: Ein 0:7 wird uns nicht noch einmal passieren. Wir sind auch nicht mehr die Mannschaft, die wir noch vor einem halben Jahr waren. Das war ein einschneidendes Erlebnis. Wir haben uns weiterentwickelt, sind defensiv kompakter geworden. Das haben wir in vielen Spielen bewiesen. Jetzt wollen wir uns mit den Besten der Liga messen – auch wenn wir wissen, dass das Spiel gegen Stuttgart eine Woche später fast noch wichtiger wird. Weil es dann gegen einen direkten Konkurrenten geht.

Vor der Saison galt der VfL als Abstiegskandidat. Aktuell stehen Sie auf Platz elf. Was spricht für den Klassenerhalt?

Wir müssen aufpassen, so groß ist der Vorsprung nicht. Dennoch: Wir schaffen es, auch nach Rückschlägen und Rückständen schnell wieder aufzustehen. Sicher ist es auch ein Vorteil, dass wir vom ersten Spieltag an wussten, dass es nur gegen den Abstieg geht. Ich glaube, dass wir viele Fußballfans in ganz Deutschland bislang positiv überrascht haben. Außerdem haben wir unsere Fans im Rücken. Auch wenn das Stadion aktuell nicht voll sein darf: Hier ist immer was los, es ist lauter als anderswo.

Sind das auch Argumente für eine Verlängerung beim VfL? Ihr Vertrag läuft aus. Wollen Sie warten oder schon bald Nägel mit Köpfen machen?

Es gibt keinen Grund zur Eile. Ich möchte mich zunächst auf den Abstiegskampf konzentrieren.

(Foto: Firo Sportphoto)