Warum Danny Blum schon nach 35 Minuten derart frustiert war, dass er Hamburgs Amadou Onana in Höhe der Mittellinie mit Anlauf von den Beinen holte, bleibt wohl sein Geheimnis. Der Routinier verlor kurz nach dem 1:0 für den HSV die Nerven, sah folgerichtig die Rote Karte. Schiedsrichter Felix Brych machte insgesamt einige Fehler, in der Szene mit Blum lag er aber richtig. Der Offensivspieler erwies seiner Mannschaft damit einen Bärendienst, auch wenn sie bis zum Schlusspfiff tapfer kämpfte. Erst in der vorletzten Minute gelang dem HSV das schmeichelhafte 2:0.
Hamburg nicht das bessere Team
Denn mehr als der VfL leisteten die Gäste für den Sieg im Spitzenspiel nicht unbedingt, sogar ganz im Gegenteil. „Ein Unentschieden wäre verdient gewesen“, sagte VfL-Trainer Thomas Reis nach der Partie und war über das Ergebnis natürlich enttäuscht. Schließlich hätte der Vorsprung auf die Hamburger nach diesem Spiel bis zu acht Punkte betragen können. Nun sind es nur noch zwei. Das Aufstiegsrennen ist also spannender denn je, auch wenn der VfL zunächst Erster bleibt. „Wir haben eine riesige Gelegenheit liegengelassen, den HSV in der Tabelle zu distanzieren. Aber ich kann meiner Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Die Leistung nach dem Platzverweis war aller Ehren wert. Dass wir in Unterzahl gespielt haben, war nicht wirklich zu sehen“, lobte Reis sein Team.
Vor allem in der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein offenes Spiel, in dem der VfL die aktivere und bessere Mannschaft war, ohne dabei zwingend vor das Hamburger Tor zu kommen. Mehr als zwei harmlose Abschlüsse durch Milos Pantovic brachten die Hausherren nicht zustande. Während die Defensive einen guten Job machte und fast alles abräumte, fehlte weiter vorne die gewohnte Präzision. Pantovic, der aus taktischen Gründen für Ganvoula ins Spiel kam, konnte Blum nicht gleichwertig ersetzen. Auch der erneute Ausfall von Simon Zoller machte sich phasenweise bemerkbar. Dass Thomas Reis erst in der 87. Minute offensiver wechselte, ist ein Indiz dafür, dass die Sommerneuzugänge Tarsis Bonga und Soma Novothny derzeit keine ernsthaften Alternativen sind.
Blum fehlt mindestens zweimal
Insofern wiegt der Ausfall von Danny Blum in den kommenden Wochen umso schwerer. In den wichtigen Partien gegen Düsseldorf und Kiel wird er definitiv fehlen, vielleicht noch länger*. Blum hat seiner Mannschaft also nicht nur am Freitagabend geschadet. Thomas Reis kündigte bereits ein Vier-Augen-Gespräch mit seinem Schützling an. Der Platzverweis wirkt somit nach, die unnötige Niederlage hoffentlich nicht. Bochums Trainer glaubt jedenfalls nicht daran: „Die Mannschaft hat bislang immer positiv auf ein schlechtes Ergebnis reagiert. Wir schütteln uns und machen weiter.“
*UPDATE: Danny Blum wurde vom DFB für drei Meisterschaftsspiele gesperrt. Er fehlt somit in Düsseldorf, gegen Kiel sowie in Paderborn.
(Foto: Imago / Revierfoto)