Nicht in meiner Stadt!

Legendärer VfL-Sieg: „Haben Schalke in die Suppe gespuckt“

Wenn sich die Fans des VfL Bochum an besondere Spiele erinnern sollen, dann ist die Auswahl wahrlich nicht groß. Doch ein Tag wird immer wieder gern genannt: Der 27. April 2007, als der VfL den FC Schalke 04 mit 2:1 besiegte, den eigenen Klassenerhalt quasi perfekt machte und den Nachbarn zugleich einen entscheidenden Dämpfer im Meisterschaftsrennen verpasste.

Viele Schalker im Stadion

​„Das war ein echtes Highlightspiel: Freitagabend, Flutlicht, ausverkauftes Haus, dramatisch bis zum Ende. Wir haben mit diesem Spiel eine starke Rückrunde gekrönt“, berichtet Marcel Maltritz, damals Verteidiger beim VfL. Bochum hatte schon zuvor reihenweise Favoriten geschlagen, Dortmund wie Leverkusen, Frankfurt wie Hannover. Der Abend gegen Schalke war hingegen ein ganz besonderer. Denn die Gäste hatten fast das halbe Stadion eingenommen, waren geschlossen in weißen T-Shirts mit der Aufschrift ‚Nordkurve in deiner Stadt‘ nach Bochum gereist. Vier Spieltage vor dem Saisonende stand Schalke auf dem ersten Tabellenplatz, hoffte auf den ersten Meistertitel seit vielen Jahrzehnten.

Doch der Traum platzte, auch wegen der Niederlage in Bochum. „Da haben wir Schalke in die Suppe gespuckt. Das war einfach ein geiles Spiel, so etwas habe ich noch nie erlebt“, bekommt auch Heiko Butscher immer noch eine Gänsehaut. Der U19-Trainer des VfL stand damals ebenso auf dem Platz und erinnert sich insbesondere an das frühe Gegentor durch Kevin Kuranyi. „Das hat uns aber nicht geschockt. Wir haben einfach weitergemacht.“

Und das hat sich gelohnt. Der VfL reagierte noch in der ersten Halbzeit und erzielte durch Zvjezdan Misimovic den 1:1-Ausgleich. ​„Wir hatten einen guten Trainer und einen tollen Teamgeist. Mit vielen Kameraden stehe ich noch heute in Kontakt“, berichtet Maltritz, der an dem entscheidenden Treffer zum 2:1 sogar selbst beteiligt war. Der Innenverteidiger tauchte plötzlich auf dem rechten Flügel auf. „Mich hat dort niemand erwartet. Ich habe dann eine butterweiche Hereingabe geschlagen. Theofanis Gekas konnte das Tor von Manuel Neuer gar nicht mehr verfehlen“, freut sich die Bochumer Vereinslegende noch heute.

Gekas erzielt das Siegtor

Teamkollege Gekas, der wenige Wochen später Torschützenkönig der Bundesliga wurde, rannte damals unmittelbar nach seinem Treffer an allen Schalke-Fans vorbei und prüfte die Stimmung in der Kurve – ein Bild, das vielen VfL-Fans auch 16 Jahre später noch sehr präsent ist. Ebenso wie die Feierlichkeiten nach dem Spiel. „Im Bermuda-Dreieck wurden wir auf Händen getragen. Das war einmalig“, schwärmt Butscher. Kollege Maltritz kann dazu nur wenig beitragen und lacht: „Da hören bei mir die Erinnerungen auf.“

Direkt nach dem Triumph reagierte übrigens auch die Bochumer Marketingabteilung und ließ ebenfalls weiße T-Shirts bedrucken. Die Aufschrift und Antwort an alle Schalker: ‚Nicht in meiner Stadt…!‘

Redaktioneller Hinweis: Dieser Text ist bereits vor einiger Zeit entstanden, durfte das Archiv aber aus guten Gründen und aktuellem Anlass verlassen.

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(Foto: Firo Sportphoto)