Neuer Trainer

Darum hat sich der VfL für Reis entschieden

Viel Verhandlungsstärke und Überzeugungskraft musste die Bochumer Vereinsführung nicht beweisen, um zu dieser Entscheidung zu gelangen. Und das ist völlig wertfrei gemeint. Seit Freitagabend ist jedenfalls klar: Thomas Reis wird Nachfolger von Robin Dutt und damit neuer Cheftrainer des VfL Bochum. Der 45-Jährige kehrt damit in seine Heimat und zu seinem Herzensverein zurück.

Die Hintergründe zum Deal:

Wie kam der Wechsel zustande? Einziger Knackpunkt war der noch laufende Vertrag von Thomas Reis beim VfL Wolfsburg. Dort hat er bis zuletzt die U19 trainiert. Doch der Bundesligist hat den Wechsel nicht blockiert. Gegen eine kleine Ablöse konnte Reis sofort gehen. Ansonsten beruht dieser Deal vor allem auf guten Kontakten: Manager Schindzielorz und Reis kennen sich seit knapp 20 Jahren. Und auch der Draht zwischen dem Präsidium und dem neuen Chefcoach ist nie abgerissen. Reis war bei der Anfrage vor wenigen Tagen sofort Feuer und Flamme. Über seine Vertragslaufzeit macht der Klub bislang keine Angaben. Angeblich soll Reis bis zum Sommer 2021 unterschrieben haben.

Was war mit den anderen Kandidaten? Viele Namen wurden zuletzt genannt – von Hannes Wolf über Jens Keller bis Markus Kauczinski. Aber: In allen Fällen waren es reine Spekulationen. Zu diesen Kandidaten soll es nicht einmal eine Kontaktaufnahme gegeben haben. Reis galt nach internen Beratungen schnell als Wunschkandidat. Die wichtigsten Kriterien: Ein offensiver Spielansatz, durchsetzungsstark und kooperativ, Erfahrung mit jungen Spielern und Identifikation mit dem Verein.

Wie hat sich Reis zuletzt entwickelt? Acht Jahre war er Spieler in Bochum und zählte 1997 zu den UEFA-Cup-Helden, später war er Trainer in verschiedenen Positionen: Bei der U19 und U23, Co-Trainer der Profis, sogar die Damenmannschaft hat er betreut. 2016 ging es dann zum VfL Wolfsburg. Dort zog er zweimal in die Endrunde um die A-Junioren-Meisterschaft ein. Darauf wurde Holstein Kiel aufmerksam. Verhandlungen über einen Wechsel im Sommer scheiterten allerdings. Jetzt, wenige Monate später, hat er sein Ziel erreicht: Reis wird zum ersten Mal Chef einer Profimannschaft. Ob das ein Nachteil ist, muss sich noch herausstellen.

Wofür steht Thomas Reis? In Wolfsburg variierte er sein System immer wieder, der Denkansatz blieb aber der gleiche: Reis bevorzugt einen aktiven Spielstil. Dazu setzt er auf konsequente Mannschaftsführung, fordert bedingungslosen Einsatz. Der Fußballlehrer gilt außerdem als Teamplayer, was für Schindzielorz ein wichtiges Kriterium war. Reis bringt keine eigene Crew mit, arbeitet stattdessen mit Assistenten zusammen, die er zum Teil schon kennt – etwa Co-Trainer Heiko Butscher, Torwart-Trainer Peter Greiber oder die medizinische Abteilung.

Welche Verbindungen gibt es noch? Reis war nach seinem Weggang regelmäßig zu Besuch im Revier, auch aus privaten Gründen – denn seine Familie wohnt immer noch in Bochum. Er kennt den Klub und seine Strukturen bestens, das Umfeld genauso wie den Profi- und den Nachwuchsbereich. Spieler wie Maxim Leitsch oder Görkem Saglam hat er in der U19 noch selbst trainiert. Auch Patrick Fabian, Thomas Eisfeld, Anthony Losilla und Stefano Celozzi hat er als Co-Trainer schon begleitet. Am Montag um 11 Uhr leitet Reis übrigens die erste Einheit in neuer Funktion. Zuvor wird er in einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt.