Bochumer Eigengewächs

Neuer Berater, neuer Klub? Saglam in der Sackgasse

In Zivilkleidung saß Görkem Saglam auf der Ersatzbank. Beim Testspiel gegen den KFC Uerdingen am vergangenen Donnerstag gab es für viele Reservisten des VfL Bochum wichtige Spielpraxis. Doch Saglam, der in dieser Saison noch keine Minute in einem Pflichtspiel auf dem Rasen stand, durfte nur zuschauen. Eine Fußprellung machte einen Einsatz unmöglich. Dies habe schon eine Kadernominierung für das Auswärtsspiel in Heidenheim verhindert, erklärte Trainer Thomas Reis später. Ob der 21-Jährige dort im gesunden Zustand allerdings eine nennenswerte Rolle gespielt hätte, bleibt zweifelhaft.

Wenig Spielpraxis

Denn eine Woche zuvor saß der Spielgestalter gegen Darmstadt nur auf der Tribüne, obwohl er fit war. Dabei darf das Trainerteam in dieser Saison zwei zusätzliche Ersatzspieler nominieren. Aktuell scheint es so, als habe sich die Lage für Saglam mit dem Übungsleiter-Wechsel von Robin Dutt zu Thomas Reis noch nicht verbessert – auch wenn sich die beiden schon seit der U19 kennen. Saglam war damals Leistungsträger im Team von Fußballlehrer Reis und erhielt als erster Spieler die Werner-Altegoer-Medaille, eine Auszeichnung für die besten Jugendspielers des Vereins.

Doch seither zeigt die Leistungskurve nicht mehr so steil nach oben wie erhofft. Saglam, der seit der F-Jugend beim VfL spielt, debütierte im Mai 2016 bei den Profis und absolvierte insgesamt 15 Spiele unter der Leitung von Gertjan Verbeek. Dessen Nachfolger setzten den Deutsch-Türken aber nicht mehr so häufig ein. Bei Robin Dutt musste Saglam neun Monate auf seinen ersten Einsatz warten. Erst am Ende der vergangenen Saison, als die Personalnot groß war, durfte sich Saglam erneut beweisen – ohne sich im Team festzuspielen. Er überzeugte mit seiner Technik und Schussstärke, zeigte aber auch bekannte Schwächen in der Zweikampfführung.

Viel Konkurrenz

Ein Grund für Saglams Außenseiterrolle ist auch dem Überangebot im zentralen Mittelfeld geschuldet: Dort konkurrieren mit Chung Yong Lee, Sebastian Maier, Thomas Eisfeld und Milos Pantovic vier weitere Spieler um einen Platz in der Startelf. Für Saglam ist das doppelt problematisch, weil er mangels Tempo keine Option für die Außenbahn ist, sondern auf die „Zehn“ festgelegt ist. Auf seiner Stammposition weiterentwickeln kann er sich aber nicht, weil ihm Wettkampfpraxis fehlt. Eine U23 gibt es nicht, und ein Leihgeschäft ist in der Vergangenheit nicht zustande gekommen.

Dass Saglams Vertrag am Saisonende ausläuft, wirft automatisch die Frage nach seiner Zukunft auf. Auffällig ist: In den letzten zwei Jahren hat er in kurzen Abständen immer wieder neue Berater beschäftigt. Von Reza Fazeli, der schon viele Spieler des VfL betreut hat, ging es zu „Arena 11“, einem der Marktführer. Doch die Zusammenarbeit mit der Agentur, die auch seinen aktuellen Vertrag beim VfL ausgehandelt hat, endete schnell – ebenso wie die Kooperation mit einem niederländischen Vermittler. Nun hat sich Saglam erneut umorientiert. Nicht selten ist so ein Schritt auch ein Indiz für einen möglichen Vereinswechsel.

(Foto: Sportfoto Gerd Krause)