BVB-Trainer Lucien Favre fröstelte mit zunehmender Spieldauer immer mehr. Das war ihm während der Partie gegen den VfL Bochum deutlich anzusehen. Ob es an den frühherbstlichen Temperaturen lag oder doch an der Überlegenheit des Zweitligisten aus der Nachbarstadt, lässt sich nicht sicher sagen. Festzuhalten bleibt nur: Seinem Gegenüber, VfL-Chefcoach Thomas Reis, dürfte es angesichts der Leistung seiner Mannschaft wohl eher warm ums Herz geworden sein. Und das bei einem Testspiel, das wegen eines Corona-Falls im Team lange auf der Kippe stand.
Zwar mahnte der 46-Jährige anschließend einmal mehr, das Ergebnis nicht überzubewerten, doch aus seiner Zufriedenheit machte Reis keinen Hehl. „Unser Spiel hat sehr gut funktioniert, da hatte dann selbst der BVB Probleme“, lobte der Fußballlehrer seine Spieler. Was der VfL am Freitagabend auf dem Trainingsgelände des Vizemeisters in Dortmund-Brackel zeigte, war mehr als ordentlich und ansehnlich. Die Bochumer überzeugten vor allem mit defensiver Kompaktheit, waren stets aufmerksam und konsequent, eng am Ball und den Gegenspielern. Der BVB, der neben einigen Jungprofis auch zahlreiche Topspieler auf den Rasen schickte, schien schwer beeindruckt.
Ganvoula mit Doppelpack gegen Dortmund
Nur eine einzige Torchance spielte der Champions-League-Teilnehmer im ersten Durchgang heraus, nach dem Seitenwechsel wurde es nur unwesentlich besser. Der VfL war im Vorwärtsgang nicht ganz so stark wie in der Rückwärtsbewegung, verbesserte gegenüber den vorherigen Testspielen aber vor allem die Chancenverwertung. Zwei Geschenke der Dortmunder Defensive nahm Silvere Ganvoula dankend an, der Stürmer traf doppelt und legte zwischenzeitlich einen weiteren Treffer für Simon Zoller vor. Für die Gastgeber traf Mats Hummels zum 1:3-Endstand.
Für den VfL war dieser Test auch deshalb so wichtig, weil die Personaldecke nach dem Wochenende noch einmal dünner wird und sich schlimmstenfalls auf 14 Feldspieler reduziert. Es war also der letzte Test in vermeintlicher Wunschbesetzung. Mit Vasilios Lampropoulos und Maxim Leitsch gehen nun beide Stamm-Innenverteidiger auf Länderspielreise, auch Vitaly Janelt ist unterwegs. Sie werden die abschließenden Tests gegen die PSV Eindhoven und den FC Schalke verpassen. Auf der Kippe steht weiterhin der Spielmacher Robert Zulj, definitiv fehlen werden Herbert Bockhorn, Saulo Decarli und Danny Blum. Für sie kommt der Pflichtspielstart Mitte September ebenfalls noch zu früh.
Hinten alles beim Alten, vorne viel Konkurrenz
Ohne Angaben von Gründen fehlten in Dortmund auch Tarsis Bonga, Moritz Römling und Baris Ekincier. Offensichtlich bilden sie das Trio, das sich in Quarantäne befindet. Also kristallisiert sich die Startelf für die ersten Pflichtspiele bereits deutlich heraus. Mit Torhüter Manuel Riemann, den Außenverteidigern Cristian Gamboa und Danilo Soares sowie Lampropoulos und Leitsch zentral wird sich der Abwehrverbund im Vergleich zur vergangenen Saison nicht verändern. Auch davor punktet der VfL mit einem eingespielten Duo, Anthony Losilla und Robert Tesche bleiben unangetastet.
Auf vielen dieser Positionen mangelt es in der zweiten Reihe aber auch an ernsthaften, zur Verfügung stehenden Alternativen. In der Offensive sieht es bis auf die Sturmspitze ganz anders aus. Um die drei Plätze hinter Silvere Ganvoula kämpfen etliche Kandidaten. Die besten Karten haben derzeit die, die gegen den BVB loslegten – also rechts Simon Zoller, links Neuzugang Gerrit Holtmann, der ein gelungenes Debüt feierte, und dazwischen Thomas Eisfeld. Ambitionen zu spielen haben auch Milos Pantovic, Sebastian Maier und Tom Weilandt. Sie müssen sich aber ordentlich strecken, vor allem dann, wenn mit Zulj, Bonga und Blum weitere Anwärter auf einen Platz in der Startelf zurückkehren.
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