Die Bochumer Spieler rechnen offensichtlich gern. In der Aufstiegssaison gab es in der Kabine eine Art Abreißkalender mit einem Punkteziel. Das hat die Mannschaft am Ende auch erreicht. Und diesem Jahr? Da fangen einige Profis wieder damit an, eine Gleichung aufzustellen. 20 plus 20 gleich 40 – so lautet die Formel für den Klassenerhalt. Nach den 20 Punkten in der Hinrunde sollen in der Rückrunde 20 weitere dazukommen. „Wir stehen jetzt bei plus fünf“, sagte Mittelfeldspieler Gerrit Holtmann nach dem furiosen 4:2-Sieg gegen Bayern München. Bedeutet: In der Hinrunde waren es nach vier Spielen nur drei Punkte, jetzt sind es schon acht.
Beste Abwehr der Bundesliga
Dass der VfL zum Start ins neue Jahr nur eines von fünf Ligaspielen verloren hat und im Pokal-Viertelfinale steht, ist gewiss kein Zufall. Die Mannschaft hat sich entwickelt, steht vor allem defensiv deutlich stabiler. Betrachtet man nur die Spieltage seit der 0:7-Klatsche in München in der Hinrunde, so stellt der Aufsteiger die beste Abwehr der Liga. Lediglich 19 Gegentreffer haben die Bochumer in den 17 Partien danach kassiert. Auch deshalb steht der VfL nach 22 Spieltagen in der Tabelle gut da. Mit 28 Punkten rangiert Bochum auf Platz 11, der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt sechs Punkte, bis zu einem direkten Abstiegsplatz sind es sogar zehn.
An diesem Samstag könnten es sogar noch mehr werden. Dann ist der VfL nämlich beim Tabellenvorletzten in Stuttgart zu Gast. „Uns könnte dort ein riesiger Schritt, ein Meilenstein gelingen“, glaubt Trainer Thomas Reis. „Wir können uns vorerst von den direkten Abstiegsrängen verabschieden.“ Im Erfolgsfall wären es 13 Punkte, die der VfB in elf Spielen aufholen müsste. Doch zum einen muss das Spiel bei den Schwaben erst gespielt werden – und zum anderen gibt es ein mahnendes Beispiel, das auch Thomas Reis sofort in den Sinn kommt: „Denken wir an Bremen in der Vorsaison.“ Werder hatte zu einem ähnlichen Zeitpunkt zwölf Punkte Vorsprung – das Ende ist bekannt.
Bochumer Auswärtsschwäche
Eigentlich genügt auch ein Blick in die Bochumer Vergangenheit. Beim bislang letzten Abstieg in der Saison 2009/10 gelang nach dem 22. Spieltag kein einziger Sieg mehr. Doch der Vergleich hinkt ein wenig: Seinerzeit gab es intern große Verwerfungen, das Vertrauensverhältnis zwischen Trainer Heiko Herrlich und der Mannschaft war zerrüttet und irgendwann völlig zerstört. Das ist aktuell nicht der Fall – im Gegenteil. Gemeinsame Erfolge wie der Sensationssieg gegen Bayern München schweißen zusätzlich zusammen. Dass die Mannschaft dieses Spiel gedanklich abgehakt hat, da ist sich Thomas Reis sicher. Nur eine Tatsache bereitet ihm Sorgen: Die Bochumer Auswärtsschwäche.
Lediglich ein Viertel seiner Punkte – nämlich sieben – hat der Revierklub bislang in der Fremde eingefahren. „Wir waren häufiger nicht hellwach, gerade von Beginn an“, sagt Reis, der warnt: „Stuttgart steht brutal unter Druck und wird alles versuchen.“ 25.000 Zuschauer dürfen live dabei sein. Das kann anspornen, aber auch hemmen. Insgesamt meint es der Spielplan in der Rückrunde aber gut mit den Bochumern. Die meisten Duelle gegen direkte Konkurrenten finden zu Hause statt, etwa gegen Fürth, Augsburg und Bielefeld. Nach den neuesten Beschlüssen der Politik dürfen dann auch wieder mehr Fans ins Stadion als zuletzt. Eine Auslastung von mindestens 75 Prozent wird angestrebt.
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